gewänken,
V.
– Älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›e. S. (z. B. dem Tod, bestimmten Lebensumständen) ausweichen; sich davonstehlen; sich von jm. / etw. abwenden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , ,  3,  2.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
246
(
mrhein.
,
um 1335
):
Vns allen nahet des dodes zil, | von dem nieman gewenken mac. | Dar nach kummet der iungeste dag.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dar umb vahest du in [Christus] mit suͤsser minne und mit gantzer girde und hebest dich an in also suͤsseklich daz er niemer von dir gewenket.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wie last du dinú oͮgen [...] umbe gan, und du daz wúnklich, daz ewig bilde, hast vor dir staͤnde, daz mit einem ogenblike niemer ab dir gewenket !
Thiele, Minner. II,
32, 707
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
das du wilt lief und leit verdulden | und nomme entjegen dyn lief gewencken.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
967
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Hie wil er [Christus] sy henken, | Das sy [Seele] von im nit mug gewenken.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1377
):
do muͤsse allewegent ein anderunge und ein blitzen in uns sin, die wile wir ein solich uzsehen habent und darvon gewencken múgent.
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Rieder, a. a. O. .
2.
›im Hinblick auf etw. schwanken, zu zweifeln beginnen‹.
Phraseme:
las dir gewenken
›laß Dich umstimmen‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Kanstu der almechtekeit | Nicht irbiten wirdekeit? | Nu la dir doch gewenken, | Du salt dich baz bedenken!
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die mit truwen | Den himel immer buwen | Und nimmer dar an gewanken | Sie enwonen mit gedanken | In den himelen mit Gote.
da von [Got] muge wir nicht gewanken, | Daz wir uns mugen nicht vorliezen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der mentsch [...] sol rehte an daz crútze gaischliches lebens genegelt sin mit henden und mit fuͤssen, [...], daz er niemer gewenke, daz er reht staͤte si [...] untz an den tot.