gewette,
das
;
-s/
.
1.
›Wette zwischen zwei Personen um die Richtigkeit einer Aussage (oft mit Belohnung für den Gewinner)‹; auch: ›das Wetten‹.
Obd.
Syntagmen:
das g. abtreiben, ein g. tun, ein g. auf jn., mit jm. tun
;
ein g
. (Subj.)
(heimlich) gelten, (auf jn.) beschehen
;
das frevene g
.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1555
):
zeuch dich ab ! leg dich zu ir ! | Wann es gilt heimlich ein gewet.
Ebd. (
1548
):
die [weib] hieß Genura, | Die sie so ehrlich halten thet, | Das er auff sie thet ein gewet.
Goedeke, Fischart Schiff
735
(
Straßb.
1576
):
Weil man aber vor hat vernommen, | Das die geselschaft an solt kommen, | Auch etlich gwett drauf waren bschehen | Wa man sie heut würd kommen sehen.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Loß, keyser, ich will ein gewett mit dir tuen: ist, daz [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein fraͤffne verheissung oder Gewett.
Ein Gwett thuͦn / Wetten. Sponsiones facere. Mit eim ein Gwett thuͦn. Pignore aliquo contendere
[beide
Maaler
-Belege nicht sicher interpretierbar].
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
Esopus sprach: Du magst nit gewinnen; aber das gewett du abtryben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ist ein gewette beschehen, ob er ein ackerross beim schwanz halten künde.
Vgl. ferner s. v.  4.
2.
›(meist) auf der Behauptung einer besonderen Leistung (wie Kugelstoßen, Steinwerfen) beruhende und mit einer ausgehandelten Belohnung im Falle des Gewinnens verbundene Wette‹; auch: ›zweifelhaftes, auf Glück beruhendes Geschäft‹; ›Wettstreit‹; möglicherweise ›Unwägbarkeit (des Minnedienstes)‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Ettmüller, Heinr. v. Meißen
359, 9
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
diu rede ist alsô kranc: hie kumt ein ander: | Ez wart gesehen an Gamurette, | und ouch an Dieterich von Latrisette, | an Îsenharte ez ouch geschach: | der starp durch solch gewette
(hierher?).
Hertel, Hall. Schöffenb. (
osächs.
, zu
1430
):
Hans Muchel der schulte [...] hat geclait czu Clawse Werner vnde Hanse Herfarde vmme gewette, dy sy vorloren habin, dry ding; czum virden dinge wart gefunden unde geteilt, hetten sy alse vil eigens nicht, so solde man sy in den meteban thun.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
Was die liden sollent, so mit kuglen vnd steinen hoch in bor in gewett werfent Wir setzen ouch, weͤr in uͥnser stat indrent den toren mit kuglen oder mit steinen in gewette wirft, der sol uaren uon vnser stat I manod.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1562
/
4
):
als dann etlich übel habend huslüth tag und nacht in würtzhusern ligend, vyl und mangerlay setzamer schickh, gwett, ding werch [...], gegen und mit ainandern gebruchen.
Müller, Stadtr. Ravensb.
237, 6
(
oschwäb.
,
1452
):
Es ist och gesetzt, das nun hinanthin dehain gewett, das von iemant getriben wurd, es waͤr umb vil oder umb lútzel, dehain kraft nicht han sol in kainen weg.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›von einem Vertreter der Obrigkeit (meist: vom
richter
, auch: vom
schultheissen, burggrafen
) erhobenes Strafgeld bei Delikten wie Friedbruch, Lasterrede, Körperverletzung, unberechtigtem Zetergeschrei‹; das
gewette
wird als Strafgeld an die Obrigkeit verstanden, es steht zeitlich der
busse
, die dem Geschädigten zufiel, nach; es gleicht dieser in der Höhe und wiederholt sich bei Wiederholung der Straftat.
Gehäuft omd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
also manche busse also manche gewette
›so hoch die
busse
so hoch das
gewette
‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 6,
1
 2, , ,  4, ,  2, .
Syntagmen:
j. das g. verlieren, g. nach
(zeitlich ›nach‹)
der busse geben, j
. (z. B.
der vogt
)
ein g. aufschlagen / einfordern, j
. (z. B.
der richter
)
g. angewinnen / heben / nemen, der rat das g. nach hällischen d.
[Geldeinheiten]
nemen, jm. g. geben
(z. B.
dem burggrafen / richter
) /
ausrichtig machen
;
1 gewette 8 schillinge sein
;
j. ane gewette bleiben, j
. (z. B.
der richter
)
für sein g. pfänden, mit dem g. gotte ablegen
›das Gott Gebührende entrichten‹ (vgl. dazu die Differenzierung von
gewette, busse
und
wergeld
im , hierzu auch: ),
mit dem g. des richters an sein wort kommen, js. habe vor das g. pfänden
;
das g. des schultheissen, in ehedingen
;
das höchste g
.
Wortbildungen:
gewetteherre
›Einnehmer des Strafgeldes‹ (a. 1622).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Mulcta. Buß gewette straffgelt.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vmme alle schuͦlde, de dar man buͦz werdic vmme wirt, da hat der richtere sin gewette an.
Ebd. :
SWer gewedde oder buͦze ode geschuͦlde nicht geben ne wil zuͦn rechten tagen, der vrone bode sal in panden.
Swellich danne de mere volge
[höhere Stimmenzahl]
hat, der hat sin ordel behalden, Vnde iene blift ane gewedde, wan ir nichein des anderen ordel geschuͦlden hat.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Von der scheppen rechte adir strofunge. Der so eynen scheppen strofet vf der bank. her gewynet syne buse eynen vierdung vnd der richter syn gewette.
Des schulteyssen gewette synt vyr schillynge vnd des dyng mag nymaat kundigen wenne der schulteysse selbir.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
83, 18
(
omd.
,
1363
):
Ab ein man dem andern gut angewynnit vnd der richter gewette, wer vorgeit.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Bekennet her is denn, so sal her iczlichen ratmannen, dy yn beschuldigen, ouch xxx schillinge gebin unde deme richter so manch gewette also manche busze.
Siczen czwene man in eyme gerichte, ledt eyner den andern in eyn uszwendig gerichte unde brengit den zcu schaden, der sal deme richtere syn gewette gebin, unde den her in schaden brocht hath, syne busze.
Wirt der gesworne richter vor syme obir richter beschuldigit, das her von mutwillen dy sache ungericht habe gelossen, bekennet her des, so hat her [...] das gerichte vorlorn unde sal keyn richter me syn unde sal dem obir richter syn gewette geben.
So gewynnet her [scholtis] in eczlichin sachen gewette; eyn gewette sint VIII schillinge, das gehorit zcu den cleinen bruchen unde nicht zcu dem hogesten bruche.
unde sal das mit wette unde mit busze wedir thun
›gut machen‹,
also das her deme cleger syne busze gebe czuvor und nach der busze dem borggreven syn gewette.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1487
):
sal der molnvoit alle, was von bruchen und straffen, gewetten und gerichtsfellen sich begeben [...], getruwelich infordern.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
185, 40
(
thür.
,
1474
):
Daz gerichte hat von rechte an den bruchen nicht meher danne vor iglichem, [...], syn gewette; [...]. Unde daz gewette sint nach rechte acht schillinge pheninge.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
der rath hette des ein privilegium, das der schulteiss sein gewette nach hellischen d. solte nemen.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
167, 13
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Vom gewet in ehedingen. Wer auch im ehedinge wethaftig vorteilet wirdet, der mus 30 schilling ₰ wetten, do man in andern dingen nur 8 ader 3 schilling ₰ wettet.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Wer aber, das jener gaͤhi, dem man ze hus und ze hoff sol gan, das er es nút tuͦn soͤlt, da mit verlúret er kain gewette mit gerihte, wen es der schulthais wais.
Große, a. a. O. ; ;
Grosch u. a., a. a. O.
172, 38
;
176, 38
;
245, 29
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ; f.;
Berthold u. a., a. a. O.
139, 18
;
Schmidt-Wiegand, Dt. Rechtsregeln.
1996, 141
f.;
Rwb f.;
4.
›als Pfand hinterlegter Geldbetrag oder sonstige Sicherheit; verpfändeter Wert‹; ütr. auch auf den Handschuh im Zusammenhang mit der Herausforderung zum Duell gebraucht; tertium comparationis unsicher.

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1471
):
auch sal er haben die gewette und besassze schillinge, was der gefallet in den gerichten.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ist das eins andren (guͦt) in gewett lit und der selb under ougen ist, des das guͦt ist, und es nit wider rett, der mag es darnach nit mer widerreden.
Wer dem andren ein gewett duͦtt um geltschuld, um das gewett hett er um die geltschuld fierzechen tag, wil der saͤcher das gewett, so sol im yener das gelt geben oder die geltschuld vor der nacht.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Do schickt hertzog Hunfrid dem hertzog Philipp von Burgundj zu gewett seinen hantschuech, mit im in dem veld zu streiten.
5.
›Sicherung, Schutz gegen reißende Gewässer‹.

Belegblock:

Boner, Urk. Aarburg
269, 35
(
halem.
,
1627
):
Und soll also gegen dem buk, so vor dem steg über gemacht ist, ein gewett gemacht und gesetzt werden und solchs widrumb greden und usfhüllen.