gewer,
der
;
–/-e(n)
;
zu
mhd.
gewër
›Gewährsmann‹
(;
BMZ
3, 585b
).
Die Belege sind heute zum Teil nur unsicher interpretierbar, da die Kenntnis der Wortbedeutung und der Bezugsverhältnisse bei den am Rechtsgeschäft Beteiligen thematisch vorausgesetzt, aber nicht rhematisiert wird; vgl. generell: ff.; ff. (s. v.
wër
II); ff.
– Rechts- und Wirtschaftstexte.
1.
›Gewährsperson, Bürge, j., der für jn. Sicherheit leistet, rechtlich für erlittenen Schaden aufzukommen hat‹.
Bedeutungsverwandte:
(
der
),  1, , , (
der
1, , , , .
Syntagmen:
den geweren anrufen / dingen / namsen / pfänden / ziehen, sich als geweren verschreiben
;
j. js. g. sein / werden
;
der g. schaden abtun
;
etw. an den geweren schieben, jn. zu geweren setzen
;
der rechte
(mehrfach)
/ gute g
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer an der hanthaften dat gegrepen wert, an duͦpheit oder an rouͦbe, der ne mach des nicht an dicheinen geweren schuͦben.
Merz, Urk. Wildegg
112, 14
(
halem.
,
1544
):
[darumb sich] vögt, richter vnd gantze gemainde
[...] als Mitgülten
vnnd gwern gegen wyland frow Anna [...] verschriben habenn.
Hauber, UB Heiligkr. f. (
schwäb.
,
1368
):
waͤr ob dem Clausen Selman [...] der kouff der zwaiger phund Haller geltz [...] anspraechig wûrden, so hât er [...] vollen gwalt und reht mich und min erben und minen gewern [...] an ze griffend mit phendend [...] wie sie ôch dez ze schaden koment, den soͤlen ich und min erben und min gwer inen ab tuͦn.
Ebd. (
1424
):
daz ich inen die selben sum geltz waz sy mir denn also gelichen und allweg ze herbst zitt erberklich und gantzlich bezalen sol, dar umb ich inen ze rechten geweren gesetzt han minen lieben vatter Haintzen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1587
):
das keiner für den andern [...], in keinerlei weiß noch weg, bürg, gewer oder selbstschuldner sein noch werden sol.
Hör, Urk. St. Veit
217, 40
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
69a, 22
;
2.
›Person, die einem anderen mit nicht näher erkennbaren Pflichten und Leistungen Rechtsbürgschaft vor Gericht leistet, ihn
unansprechig, richtig
macht‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , .
Syntagmen:
einen geweren haben / nennen / bringen / stellen
;
j. js. g. sein, j. jm. g. sein
;
sich auf seinen geweren ziehen
›berufen‹;
der g. für eine irrung
;
der rechte / gute g
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
grift man aber duͦvͦe oder roub bi ieneme, ob den sal man richten, [...], oder her habe sinen geweren.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
305, 18
(
thür.
,
1474
):
darane dy vorkouffer den genanten kouffern unde yren erbin rechte gute gewere sollen sin.
Leisi, Thurg. UB
8, 315, 3
(
Diessenhofen
,
1397
):
Wir haben och gelopt, Burkart Swainers des koͮfs umb die guͤter mit allen nútzen, [...] recht gwern zuͦ sin fúr menglichs irrung, [...], mit der beschaidenhait: Was irrung, infal oder ansprach in daran geschaͤch [...], des súllen wir si versprechen und verstan ... und in das aller ding richtig und unansprechig machen.
Argovia (
halem.
,
1451
):
Die vorgenanten [...] vnd ir erben süllen ouch dis koufs vnd der vorgeschribnen güter gült vnd nuz mit allen vnd yeglichen iren rechten [...], der egenanten herren von Zurzach vnd aller irer nachkomen vnd ir stift recht gewern sin für ledig vnverkümbert vnansprüchig vnd für recht aigen vnd ouch für menglichs irrung vnd ansprach gaistlicher vnd weltlicher lüt vnd gericht.
Hör, Urk. St. Veit
189, 18
(
moobd.
,
1418
):
Wir sullen auch der obgenanten ewigen guͤlt auz dem obgenanten sytz [...] ir gewer vnd fuͤrstant sein gein aller maͤnichleich vnd vertreten vnd richtig machen an aller stat mit den rechten.
Ebd.
200, 36
(
1423
):
Wir sullen vnd wellen auch des benantten kawffs ir gewer, furstand vnd versprecher sein vnd wir sullen in den darczu verttigen, vertreten, versten und an aller stat austragen vnd richtig machen mit dem rechten.
Große, a. a. O. ;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 126, 30
;
Hör, a. a. O.
132, 18
;
93, 19
;
UB ob der Enns
10, 182, 11
;
540, 18
;
3.
›Zeuge, Person, die bei Rechtsstreitigkeiten Auskunft über den Sachverhalt gibt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
der
2,  2, , , (
der
1, .

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Sprechen zwene man eyn guͦt an mit gelicher gewere vnde der eine giht, iz si sin eigen, der andere, iz si sin len, Swelcher danne sinen geweren bringet, Deme tuͦt der Richter daz recht nach wiser luͦte ortele.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Disse zwene geweren | Quamen zu Joachyms hus, | Recht gaben sie aldar us.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
der antwertter spreche: ich habe das pferd [...] gekoufft unde mag mynen geweren wol gehaben. Unde benumpte synen geweren.
wenne man dube adir roup in eynis mannis were vindet, do her selbir den slussel zcu tret unde sulcher habe keynen geweren hat.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Gryfet eyn man eyn pfert an vnd sachet her das is ym vorstelen adir abe geroubet sy, so mag sich yener wol tzyhen vf synen geweren. vnde sal den geweren benumen vf den her sich tzuhet.
Ouch sal her das selbe pfert myt ym vuren tzu syme geweren. das her see ab ys das selbe pfert sy. das her ym vorkouft habe. Vnd wirt yener des broch. vnd mag her des nyrkeynen geweren gehaben alse her sich vormessen hatte. so vorluset her syn gelt.
Köbler, Ref. Nürnberg
370, 9
(
Nürnb.
1484
):
WO yemant einich varnuͤß. od’ bewegliche habe antast oder anclagt. als gerawbt oder gestole͂. so mag der innhaber desselben seinen geweren. vnd deßgleichen derselb gewere einen andern geweeren auf zymlichen zug des Rechten stellen.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Auf welhen tag man gewern stellen suͤll und zeug laiten.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
die aufleger, swenn si iemant holtz sehent tragen, der dez holtz chainen gewern hat, dem suͤllen si nachvolgen.