2
gewer,2
gewere,
die
,das
;-Ø
(für die
), -s
(für das
)/-e
(für gewer
), auch -Ø
;Fortsetzung zweier
Syntagmen auf ahd.
Bildungen: -wer
und werî
(Splett, Ahd. Wb.
s. v. 1104
werien
2
); vgl. mhd.
gewer
(die/das
) ›Wehr, Verteidigung; Waffe‹
(; ; ); die gewer
hin normalisiert.1.
›Waffe, Gesamtheit der zur Kampfausrüstung eines wehrfähigen Mannes / Soldaten / Kriegers gehörigen Angriffs- und Verteidigungswaffen‹; gewer
umfaßt alle Typen der von einer Person tragbaren, zum Hauen, Stechen, Stoßen wie zur Abwehr geeigneten Instrumente, darunter auch Feuerwaffen; vereinzelt auch: ›Waffenarsenal einer Herrschaft‹ (s. u. Chron. Mainz
) sowie ›Waffengebrauch‹; ˹als Ütr.: ›natürliche, dem Tier angeborene, einer Waffe vergleichbare Spezialisierung, körperliche Ausstattung, mit der es sein Leben sichert‹ (dies im Unterschied zur Nicht-Spezialisierung des Menschen), s. u. Beleg Haas
u. a. sowie ; auch mit einem Beleg zur gewere
des Hasen, seinem schnellen Lauf; ›religiöse Waffe‹ (s. u. Mathesius
)˺; vereinzelte Metonymien: ›Waffenträger‹; ›männliches Geschlechtsorgan‹; Syntagmen teils ansatzweise phrasematisiert.Phraseme:
er und gewer
, er- und gewerlos
jeweils auf die Ehrenfähigkeit des Waffentragens bezogen (Belege im ); spies auf die kurze gewer
›Krieger mit Kurzwaffe‹.Bedeutungsverwandte:
(das
) 3, , 1, , , ; offener Übergang zum Sachfeld mit z. B. 1, 3, I, 1, 1, 1, , 1, , , ; zum männlichen Geschlechtsteil: 3.Syntagmen:
die / eine g. empfangen / nemen / tragen / überantworten / ausbutzen / säubern / schiessen / zur hand, in die hand nemen, an im
›sich‹ haben, von im
›sich‹ geben / legen, jm. die g. einhändigen, aus den händen nemen, verbieten
(letzteres Zeichen der Entehrung), so auch: jm. die g. abbekennen
›jm. das Recht auf das Tragen der Waffe aberkennen‹; die g
. [wohin] kommen
; der g.
(Gen.) gewaltig sein, jn. der g
. (Gen.obj.) berauben
; in der g. sein, in die g. kommen, sich in (die) g. bringen / tun, mit g. aufsein
, [wohin] kommen / ziehen
, [wo] segeln, sich mit g. rüsten, mit der g
. [wohin] zulaufen, mit g. gerüst / versehen / versorgt sein, zu den geweren greifen
auch: ›Krieg anfangen‹; die gute / kurze g
.; die gewapneten mit geweren, Mars mit seiner g
.Wortbildungen
gewerhaus
gewerlos
gewerwurf
Belegblock:
krigen tzwene myt enandir vnd loufen den andir an. vnd loufet yrre eynes wib tzu vnd wil yrem manne helfen. vnd vehet yenes mannes gewere
[Var. A:
dyng]
vnd vndir den beyden mag der man vorterbit werden man sal yr dy hant abesnyden an den achselen wenne sy wolde yn vorterbit han. das die Littawen nicht sollen gewere tragen und fewrgeczew. [...], wer sie begreyfft mit gewere, der magk es en nemen.
klagen wir, daz die zwen und zwenzig hieschen [...] die slußel zu dem geschutze und zu aller der gewere.
zwenzigk gewappente elephanten, die bergferde uff on trugen unde itzlichen zwelff wol gewappente mit geschutze unde geweren.
eine gewisse Ruͤstung vnd Gewehr / wider allerley Abgoͤtterey vnd Grewel der Juͤden / Mahometisten.
Ein jder knecht soll sein gewer vnd harnisch, so er wider haymkumpt, vberantworten an die end, do erß hot entpfangen.
Ebd.
94, 6
: vff der schuczenn seytten gegenn den bannern ein flugell mit spissenn
[hier metonymisch: ›Waffenträger‹]
vff die kurczst gewer. Vil stett sich brocht hant jnn gewer | Vnd achten yetz keyns keysers mer.
swaz er gewers dô mohte hân, | swert sper und geschütze, | swaz zuo der wer was nütze.
niendert wirdt fundenn, wie herdtfellig ouch stein vnnd gewerwuͥrff abgelegt soͤllenn werdenn, ist angesechenn: [...].
kein Luchs zerrißt den andren, vñ so sy schon mit ein ander stryten / bruchen sy jr eigen geweer / die natur hat sy gewapnet / die menschen sind aber on gewer gebore͂. Ach gott mit was geweere͂ wapnet sy der zorn. Die Christen stürme͂ einand‘ mit helleschen gemaͤcht.
Geweer (die) Arma. [...]. Geweer auff alte gattung / wie es die alten gebraucht habend. Arma antiqua. Geweer die wol paliert vnnd außgebutzt seind. Arma lucida.
daß mã jne͂ die gweer vß den hende͂ hat muͤssen braͤche͂.
denne sölle [...] imme alle wirtshüser, ouch das gwer verpotten, und ouch er untzit uff gnad ehrlos sin.
alle gewer, so in das gantz konigreich von Portigall komen, sind frei und zalen weder disma noch zisma, zoe harnisch, pofeser, schilt, swert, lanzati, langspieß, hellenbarten, puxen, pulver, armbrost, handpogen, pheil.
das ain jeder mit siner gewer für das amptmanshuß beschaid zu empfahen unverzogenlich zuloff.
sollen stet und merckkt mit ainer ubermass irer aufgelegten rustigung mit harnisch und gewere, nemlichen ruekkhrebs, armschin und brekkelhawbel, spis, hellibarten und stole versehen sein.
Daß gewöhr solle widerumben zusambengebracht, geseubert, beschriben und herrn ristmaister eingehendigt werden.
Soll d(er) Viertelmaister auffsehen damit ain Ied(er), in seinem Viertel, mit guetter gwer versorget seÿ, Wue aber Einer mit seiner gwer nit versorget war, soll derselbig von d(er) Oberkait gestrafft werdenn.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
434, 2
; v. Liliencron, a. a. O. ;
Haas u. a., a. a. O.
10, 1
; Piirainen, a. a. O.
54
; Paul, Wb. Bergmannsspr. 1987, S.
187
f.; Qu. Brassó
5, 425, 21
; Schweiz. Id. f. (hier differenzierte Angaben zur gesellschaftlichen Zeichenfunktion der Waffe in der
Schweiz
).2.
›einfache Waffe oder waffenähnlicher Gegenstand, wie er in nicht militärischer Situation, etwa bei Schlägereien, persönlichen Auseinandersetzungen, aber auch als Zeichen der Würde getragen und genutzt wird‹.Gehäuft ˹wobd. / oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte˺.
Syntagmen:
eine g. tragen / werfen / ziehen / zucken, der richter bei jm. eine g. begreifen
; ane g. heim kommen, jn. mit einer g. tot schlagen
; die unziemliche g
.Belegblock:
wann einem seine hand beßert gegen den andern alß mit gewehr, hebel, stocken und doch nichts außrichtet.
das keiner, der in den Rat gieng, kein Gewer solt mit im in den Rat tragen.
ob aber iemand zuͦ dem andern ein gewer, es sye maͤsser, taͤgenn, biel oder derglichen waffenn, wurde werffenn.
es soll keiner kein wurfbeihel oder ander dergleichen unzimblich gewehr in kein würthshauß oder zech tragen.
Welcher bei tag sich wider den andern aufrührisch empöret, sein messer entblößt oder sonst andere gewöhr.
3.
›gesichertes Versteck‹ (im Beleg als ›Räuberhöhle, Nest‹ gesehen); semantische Beeinflussung von 1
gewar
2 (die
) anzunehmen.Belegblock:
er
[
rapp, bezogen auf den Bürgermeister Schwarz]
hat auch zuͦ etlichen Thoren schlüssel in seinem nest und gewör.4.
›Verteidigung, Gegenwehr, Abwehr; Widerstand‹.Gehäuft berichtende Texte.
Syntagmen:
keine g. gegen jn. sein, die g. jm. krank werden
; sich ane g. ergeben, jm. etw
. (z. B. ein tor
) in die g. befelen
; ane g
. ›ohne Gegenwehr‹.Belegblock:
Da irmante di gemeine zu Hademar unde stalten sich vigentlichen zu gewere mit werfen, mit geschoße.
di von Limpurg traden zu in unde daden große gewer mit werfen unde schißen, unde werten den vigenden.
Herczogen eckerich wart sin gewer kranck; | Ellegast oͤme dz heibt abe swanck.
Das [tor] wart dem Toman Elacher | da bevolhen in sein gewer.
Und zoch der kúng von Engelland darnach wider gen Franckenrich, [...], untz nach gen Parys, und was kein gewere wider in.
Qu. Brassó
4, 74, 1
.6.
›Flußwehr‹.Belegblock:
und sind also weyse, als wer den reyn wolt schuͤtzen mit eynem stroeren gewehr.
Gewere eins wasser. scolusa.
Schweiz. Id. (dort in Herkunfts- und Flurnamen belegt).