gewegen,
V., unr. abl.
1.
›etw. / sich bewegen; sich wohin begeben, bewegen‹.
Phraseme:
nicht ein härel um etw. gewegen
›keinen Deut um etw. geben‹;
einen finger gewegen mögen
›einen Finger rühren können‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Wat eynen vinger moicht gewegen | geinck da heuen ind liegen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1574
):
Das stoblin war fast enge, das man nit wol einen dischs drin kont haben oder sich gewegen.
Stackmann u. a., Frauenlob
4, 6, 11
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
du [Minne] macht dich dort hin nicht gewegen: | min ist din wirken und din stegen.
Adrian, Saelden Hort
6568
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
berg uf dem dú vorburg lit, | und ist och tusent aker wit | da Magdalun ob ist gelegen, | da zu och nieman kan gewegen.
Turmair (
Augsb.
1517
):
flocci pendere etc. ,nit ain herel drumb geben oder gewegen‘.
2.
›jn. von etw. fernhalten; etw. vertreiben, abhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2, .

Belegblock:

McClean, Havich
4513
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
si manigen ritter gebag | vor des chüniges zoren.
Ebd.
4732
:
damit sy ïr laides nil gebag.
3.
›wiegen, an Gewicht haben‹; trans.: ›etw. wiegen‹; ütr.: ›etw. gegen etw. aufwiegen; etw. abwägen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
;
Erfurt
er Übs. der
Worms
er Rede):
Auß disem, mein ich, kundt unnd offenbar werde, mich genugsam gethan unnd gewegen die underscheidt, ferlickeit unnd czwitracht, meyner lere ursach in die welt erweckt.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
31, 40
(
omd.
,
1487
):
er kan sÿe [weÿp] mitt keinerleÿ zceittlichem gutt vorgleichenn vnd so es mogelich. das einer so swer goltt hett, als sein frōmes weÿpp gewegen mocht Sall er doch vil lieber das. vnd alles golt vorlassen. den sein frōmes weÿp.
Stedtfeld, Roger-Glosse, S. 
66
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
alzo vil alzo j halb groschen mag gewegin.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1588
):
sollen sie die mezger auch ire wagen rein und sauber behalten, auch wann sie einem fleisch darin gewegen.
Sappler, H. Kaufringer
26, 59
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
wer nun wöllt diser zeit frist | zuo der ewigkait gewegen.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
46, 28
(
Venedig
1483
):
das ist das die puͦß die die sele volbringen solt [...]: gen der peyne die die sele leydenn soͤlt gewegen vnd gemeßen sol sein.
4.
›etw. ermessen, in seinem vollen Ausmaß, seiner wahren Größe erkennen, auffassen; etw. (hoch) einschätzen, achten; etw. annehmen‹.
Älteres und mittleres Frnhd.; gehäuft Verstexte didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  5,  4.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
8, 19
(Hs. ˹
wmd.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
wip, hübescher vunt, din nam muz immer stegen, | waz man an vrouwen ho gewiget
[›hoch schätzt‹].
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
alle ir sachen worde sich, als wir gewegen mogen und zu got hoffen, in korzem zu gude machen.
Strauch, Par. anime int.
88, 28
(
thür.
,
14. Jh.
):
groze der libe inkan niman gewegin dan der der di libe selbe ist.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
So wir von gote in bosen gedanken werden verlazen, das geschiet darumbe, das wir vnsere werc vnd unser wicze deste vnhoer mugen gewegen.
Pyritz, Minneburg
5427
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz man went, ez ey | Von art gar melicoly, | Daz er kein freude niht mug gewegen
[›fühlen, haben‹].
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Swer reht koͤnde gewegen zit und ewikeit, der soͤlti lieber wellen hundert jar in eime vúrin oven ligen, denn [...].
wer gewegen kan, waz got ist, [...], der enmag bi núte gotte missetruwen.
Niewöhner, Teichner
238, 23
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ez hat maniger chisten vol | und reicher chlaid ein uͤber mazz | und ist der trew ein laͤrs vaz, | daz er dw sel leicht mynn gewigt | denn ein man der petelns phligt.
5.
›etw. im Sinne haben; sich zu etw. entschließen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
daz vorboten ris | Geschuf in daz paradis, | In deme der tot vorborgen lac, | Und sich Adam dar an gewac, | Ob her sich dez vorgeze | Daz her daz obez eze.
Swer sich des sinnes ie gewac | Ein groz dinc an zu gene.
6.
›jm. zum Guten gereichen, den Ausschlag geben, helfen‹.
Srhfrk. / wobd.  / oobd.; älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte berichtenden Inhalts.

Belegblock:

Karnein, Salm. u. Morolf
285, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
nu wartent, helden lobesam, | sit mir das gut nit kan gewegen, | so sollent ir uß drincken dißen win, | den kopff wil ich uch zu eigen geben.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
din got noch din sinne kunnent dir nit gewegen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Du müst der verlorne | Sin, wer es allen götten laid. | Din sterke, din vermessenhaitt | Kan dir es nitt gewegen.
McClean, Havich
4635
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
ob der frawen er do las | vil manigen heiligen segen. | das chund ïr als nicht gebegen.
Koppitz, a. a. O. .
7.
›jm. gefallen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
(V.) 1.

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Rastb.
9
(o. O.
1558
):
Diser herr [...] mochte guͦter bossen und schwenck wol lachen, und gelehrten leüten darneben gewegen.