gewäre
(letzteres etwas seltener),
Adj.;
zu
mhd.
gewære
›wahr‹
(
);
die Häufigkeit der nicht umgelauteten Formen erklärt sich durch formale Angleichung an
1
(Adj.), möglicherweise auch als analogische Angleichung an das Adv. sowie an unpräfigiertes
wâr
›wahr‹.
2.
›wahrhaft, in einem äußerlich nicht erkennbaren Sinne wahr, wirklich, echt, trotz unterstellten Zweifels echt, allem Schein entgegengesetzt und diesem behauptend entgegengerichtet‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
1;
2,
(Adj.)
10,
(Adj.)
4,
.
Gegensätze:
3 ›eingebildet‹,
.
Syntagmen
(nur attributiv):
der geware babst / glaube / got
(mehrfach)
/ gottesfreund / grund / leib / leichnam / märtyrer / mensch / messias / Samuel / minner / trost / urheber, die geware beichte / freude / minne / minnende sele / minnerin / reuerin / seligkeit / warheit, das geware gebet / leben / liecht / zeichen
.
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der geware oitmodege mynsche der in darff got neit byden, hey mach gode gebeden.
nieman enhaͥt gewaͥr waͥrhait in im denn der gewaͥr got.
Ders., Eckharts Trakt.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sant Johannes sprichet, daz daz gewâre ,lieht liuhtet in die vinsternisse’.
Thiele, Minner. II,
30, 199
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
gheware minne ain contryfeit | is zweyer willen endrachticheit.
dat si den egenanten hern Ruprecht mit in vur einen reichten gewairen roemschen coening ind zokonftigen keiser heilten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
774, 8
(
els.
,
1362
):
Min lichome ist ein gewore spise, vnd min bluͦt ein geworre trang [...]. Vnd also von der megede us deme heiligen geiste sin geworer lichome geborn wart, also wil er [...].
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
zu Nazareth [...], do ist der geware, sicher, gewisse vorsmag des ewigen lebens.
do von mag die gewore edele minnende sele mit keinen dingen [...] benvͤgen die minre denne got sint.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
39, 25
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Der sun gottis der ist geborn, aber niht wanlichen, daz ist, daz er niht einen gebilten lip habe, sunder daz er habe einen gewaren lip.
Daz wir sin in sinem gewarigen sun, daz ist der gewar got.
Schmidt, Rud. v. Biberach
1, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
„Das ist das ewig leben“, vatter, das die gmvͤte „dich bekennen geweren got“.
wissent, das vnser geist in der verborgenen stat mit guerem geloͮben wirt gesetzet.
das gewer gebet das lit nuͥt an liplichen worten.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2793
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wie Jhesus nach des todes trifft | Ist uff gegangen aͮne frist | Mitt sines gewaren libes arche | Durch des beschlossnen grabes sarch.
Dierauer, Chron. Zürich
(
halem.
,
1415
/
20
):
das si die uppigen abgoͤtt under sich traͤtint und den gewaren gott allein anbettotind.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 55, 8
(
halem.
,
1489
):
damit man uff den gewaͧren grund komen möchte der meylandischen sach halb.
Quint, Eckharts Trakt.
;
;
Morgan u. a., a. a. O.
156, 9
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
;
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
;
‒
Vgl. ferner s. v.
9,
6,
1.
4.
›rechtsgültig, gerichtlich festgelegt‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.)
4,
(Adj.)
5.
Syntagmen:
das recht, die schuld g. sein, der brief g. bleiben
;
die geware sicherheit / urkunde, das geware siegel
.
Belegblock:
Große, Schwabensp.
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
dar vmme heyzet iz [buͦch] daz lantrecht buͦch, wan de recht an disseme buͦke sint in allen landen redelich vnde gewere.
ob der vor gerichte icht tuͦt oder sprichet weder recht oder vnrechte scuͦlde gewinnet, de von (ge-)richte gewere ist.
hier úber ze einem rechten urkúnd und ze einer gewerren sicherheit, dur bette Wernhers Bruchis, Uolrichs und Peters, [...], so gib ich den vorgenant geistlichen herren, [...], disen brief.
7.
›tatsächlich, in Wirklichkeit, in der Tat‹; oft in Reim- und Versbindung gebraucht; als Bestätigungspartikel: ›ja, fürwahr‹.
Verstexte des älteren und mittleren Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
,
1,
1.
Syntagmen:
teilweise Gebrauch als präd. Attr.
Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Trierius gewere | Beheldet an im den sig.
Menge, Laufenb. Reg.
4014
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Wonn er [lufte] machet die lybe swäre | Vnd das touwen kranke geweͣre.
Wie dem kinde mit vnderscheit | Siner muͦter milch geweͣre | Besser vnd gesúnder weͣre | Denne von andern wyben zwor.
Schmitt, Ordo rerum
744, 8
(
salem.
,
15. Jh.
):
Verumtamen wordoch vnd doch [...] gewardoch uel doch fúr war.
Sappler, H. Kaufringer
17, 77
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
si leit an irem gepet gewär | und spricht ain pater noster.
Gewarig / gewaͤrig / gewiß / steiff / fest / verus, certus, ratus, solidus, cautus.
Päpke, Marienl. Wernher
;
Sappler, a. a. O.
14, 346
;
26, 177
.