gewandschneider,
der
;
–/-Ø
.
›Gewerbetreibender, der Tuche kauft, nach vorgeschriebenen Maßen (oft: mit der
elle
genommen) zuschneidet und weiterverkauft‹; in der Regel vom Schneider als dem Hersteller von Kleidern unterschieden;
zu  1.
Gewisse Beleghäufung in Wirtschaftstexten.
Syntagmen:
den g. beschweren / verderben, um tuch bitten
;
der g. tuch / gewand (aus)schneiden / (ver)kaufen, zu markte stehen, die märkte suchen, zu krame / kramgewelbe / laden sitzen, werk feil haben, des kaufens / verkaufens warten, ein gebrechen verlegen
›auf einen Mißstand hinweisen‹;
das tuch bei den gewandschneidern unbezalt sein
;
der ausländische / fremde g
.
Wortbildungen:
gewandschneidergilde
,
gewandschneidersampt
(Beleg s. v. ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 85, 23
(
preuß.
,
1397
):
Vortmer dy gewantsnyder von dem Elbinge haben den steten vorgeleget grosen gebrechen, das dy Englischen und ander geste gewant snyden uf den jarmarkten.
Ebd.
5, 481, 7
(
1503
):
desgleichen szal och keyn schneyder in steten gewant schneyden und dy arbeyt alzo by im behalten, domit gemeyne gewantschneyder, och wollenweber, nicht vorterbet werden.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9904
(
rib.
,
1444
):
Sij [giricheit] macht den gewantsnyderen gardinen | Up dat yre doecher fynre schynen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 64, 25
(
md.
,
1491
):
das die genanten hantwergsmeistere [...] der tuchmacher [...] keinen auslendischen [...] tuchmacher unnd gewandtschneider uff denn wochenmerkten [...] ihre tuch und gewanth, [...], mit der ellen austzuschneiden und zuvorkauffen gestaten [...] sollen.
Ebd.
2, 37, 18
(
1339
):
dat vnnse lieuen getruwen Gyldemeistere, Schaffere vnd gemeyne Gyldebrudere der gewantsnider Gylde In vnnser Stad Tangermunde vor vns kommen sein vnd [...].
Köbler, Ref. Nürnberg
196, 5
(
Nürnb.
1484
):
GWandschneider vnd kremer die zu krome. gewelbe oder laden sitzen. vnd gemeins kauffens oder verkauffens warten.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Des hab ich für genommen mir, | Den gwandtschneider zu bitten schier | Umb thuch.
Ebd. (
1553
):
Da kam her der hoffschneider alt | Und sagt, es wer noch unbezalt | Unser tuch bey dem gwandtschneyder.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Von den Gewandschnidern | Ich sprach: [...] | [...] | ,Macht enkain gewandschnider han?‘ | Der tüfel sprach: ,Ja, ain ganz schar !‘.
Straus, Juden Regensb.
833, 1
(
oobd.
,
1516
):
Die Beschwerden der Gewerbe zu R. (
kramer, ryemer, gewantsneyder, unterkeufl auf wein und specerey, goltsmid, wollwurchen, sneyder, parchanter
).
Ebd.
988, 128
(
1518
):
Wegen der gewandschneyder ... Wol ist ain J. zuͤ R., der jaͤrlichs etliche tuͤch von den maistern zuͤ R. und sonst kauͤft und schneydts.
Vestiaria: pannicularius ,gewantschneider, tuchler‘, sarcinator ,schneider‘.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
Wi gewantsneider schullen losungen. Wer in der stat gewant von Gent, von Bruchsel, [...] mit der ellen versneiden oder vorchauffen wil, der schol in der stat gesessen sein.
Mollay, Ofner Stadtr.
83, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Es sol der kaufman oderr gwant sneiderr sein gwant pey seinem rechten namen sagen Vnd nennen, so err das verkauffen oderr versneiden wil.
Toeppen, a. a. O.
2, 631, 26
;
Lau, Qu. Neuß ; ; ;
Helbig, a. a. O.
2, 105, 18
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Hertel, UB Magdeb. ;
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
99, 8
;
Loose, Tuchers Haushaltb. ; ;
Engel, Rats-Chron. Würzb.
90, 7
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Straus, a. a. O.
841, 102
;
Schmitt, Ordo rerum
253, 11
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 51
;