gewande,
gewende
I,
die / das
;
–/-Ø, -n
,
auch
gewänd
; zu Genus und Flexion s. ausführlich: ff.
1.
›Pflugwende, Streifen am Kopfende eines Ackers zum Zwecke der Wendung des Pfluges‹; in 1 Beleg (s. u.
Thiele
) generell: ›Grenze‹.
Zur Wortgeographie von ,Pflugwende‘ in den rezenten dt. Mundarten s.
Dwa
8, 6
;
8, 7
.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
2
 1,  1; vgl. ,  1,  1,  2,  5.
Syntagmen:
das gewende offentlich halten, eine burg an das gewende
(hier: ›Grenze‹)
bauen, auf einer gewanden faren, ein stein auf einer gewende sein, ein weg
(Subj.)
bis auf das gewende ziehen, das artland in seinen gewanden halten
;
das rechte g
.;
das gewende des landes
;
der rein einer gewanden lang
.
Wortbildungen:
gewendacker
.

Belegblock:

Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1487
):
und sollen alle artlant des Hofs zo reichten zyden doin braichen, sturzen, mysten, sehen ind in synen gebuerlichen ind reichten gewanden nu vortan halden ind brengen unverkurtz.
Kollnig, Weist. Schriesh.
114, 8
(
rhfrk.
,
1595
):
Es soll auch das brachfeld flürlich und ohnbesäet bleiben und alle gewändt, trieb und wege offentlich gehalten werden.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1634
):
welcher mitler weg hienebe zeucht bis aufe das gewend von den stucken.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da buweten dy sachsen an das gewende der lande dy sachssen borg.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
2 morgen an czweyen gewenden, stozen an einander.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gewendte deß Ackers / das Bühelin zwischen zweyen Furchen / porca, terra versa atque aggesta, inter duos fulcos versura.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 16. Jh.
):
Wer ainen grasigen rain ainer gwanten lang auseedt
(›auspflügt‹).
die gewentäcker, so zwen gegen einander ackern die sollen dem rechten march nachkumen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1654-68
):
wo er [nachtper] aber auf ainer gwandten ferth, so soll er auf ainem thail fahren als auf dem andern bis das er auf seine gründ kombt.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 6;
2.
ein Längenmaß in der Reihe
use
,
elle
,
schreit
,
rute
,
gewande
,
meile
, deren Einheiten in heutigen absoluten Maßen aus den Belegen nur in ihrer (variierenden) Relation angebbar sind; das ,gewande‘ kann bei aller anzunehmenden Verschiedenheit auf etwa einen Meter bemessen werden. Eine besondere Bedeutung fällt ihm als Einheit der Ackerlänge (vgl. auch 3) zu; die Belege (s. u.) mit
manslauf, roslauf
,
stadium
,
wettelauf
verweisen auf Turnierstrecken.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
bzw. sachbereichsverwandt: ,  1,  1, (für Wettkampfdistanzen); (
die
), (
die
1,  3, , (für Längenmaße).

Belegblock:

Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
czwene wse machen eyne Kolmische ele, vnde 5 wse machen eyn schreyt, unde 125 schrete machen eyn gewende, acht gewende machen eyne Welissche meyle.
Voc. Ex quo S
979
(
rhfrk.
,
1418
):
Stadium ein gewende et est centum 25 passuum.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 49, 2
(
md.
,
1516
):
daß nun hinfort die meile ... vmb die Stadt Altenburgk, auff allen Seiten dermaßen vnd also (soll) verstrecket, gerechnet vnd gehalten werden, fünff vndt viertzig Gewende, iedes gewende Sechtzig Ruten lang.
Schmitt, Ordo rerum
49, 23
(
omd.
,
1466
):
Stadium gewende – mile [...] – 125 passus [...] – ros lauff.
Skála, Egerer Urgichtenb.
167, 9
(
nwböhm.
,
1575
):
Vngefer ein gewendt wegs Weitt vom Wachhauß.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
was eine meile weges sei und wie viel gewende eine meile weges sei und behalten solle und wie viel ruten ein gewende und wie viel elen ein rute halten solle.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
um 1450
):
so gehe denne off dy rechte hant keygen dem mittage wol eyn gewende.
Ebd. (
1538
):
Des wassers eine notturft sollen sie ein gewend obig der hutten zu nemen macht haben und es ein gewend under der hutten wieder in alden gang leiten.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
57
(
schles. inseldt.
,
1453
):
wÿ das Wberman hot dem alden Gesinden gefarn mit den pherdin [...] in dy gerste anderthap bete breit vnd anderthap gewende lang vnd das czutret.
Voc. Teut.-Lat.
m vjr
(
Nürnb.
1482
):
Gewendt. oder roßlauff. stadiu͂.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
er maß die statt von dem guldin rore durch. xij. M. zile
: [Var. 1475f.:
roßleúff oder gewandten
;
Froschauer
1530:
mañsloͤff
;
Luther
1545, Offb. 21, 16:
Feldwegs
]
ir leng vnd ir weyt vnd ir hoͤch sein geleych.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gewendte / gewende / Morgelands / fundus sexaginta decempedum, Sax. Gewendt Wegs / Roßlauff / wette lauff / Acker lenge, stadium.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 370, 5
(
moobd.
,
1351
):
des ain ganzes lehen ist, do acht und zwainzich gewanten akcher in gohorent.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
165, 9
(
moobd.
,
um 1385
):
und leit von der stat auf dem schef cze varen nahent fumfunddreizzig gewanten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
man soll den belaiten zwo oder drei gewanten weg, ziech er darnach hin wo er hin woll.
Ebd. (
16. Jh.
):
das die Peyschinger den Molramern sollen jarlichen von der straß gen Peysching werts in dem Freien Steinfeldt zwo gwanten lang die acker ligen lassen ungepaut.
Ebd. (
1450
):
wer den wasserfluss mit harr wolt engen, der schol das thuen ein gebanten von dem dorf.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
14. Jh.
):
Ein rechte daicze mail kuniges masse die schol vir ecker lenge haben, vnd iede ecker lenge sol haben czweliff gewende, das sint acht vnd vierzig gewende, vnd iedes gewende sol haben dreissig messruten, so schol iede ruten behalten funffczehen waldelen ader rechte holczelen.
Wutke, a. a. O. ; ;
Uhlirz, a. a. O. ; ;
2, 1, 1255, 8
;
1683, 8
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
eine Ackerfläche, ein Grundstück ohne genaue Bestimmungsmöglichkeit; speziell: ›Gewann, Gesamtheit aller Äcker, die auf eine gemeinsame Grenze stoßen‹.
Nahezu ausschließlich Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.
2
.

Belegblock:

Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1470
):
alle dat artlant [...], as dat bynnen synen pelen ind vurgenoissen in dem velde in dryn gewanden gelegen is.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1353
):
und 1 morgen zuͦ Winkele und 1½ in derselben gewanden ouch morgen niderwert, [...], und in der kurzen gewanden an Hunriche 4 morgen.
Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 415, 10
(
hess.
,
1467
):
in dem Heysßelighen zu eyner meste bii unser frauwen ym Bucksgrunde das understhe gewende.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
In ains waldes gewende | Kam ich unversunnen | Über ainen witten brunnen
[
waldes
wohl gen. explicativus; im Glossar der Ausgabe: ›Umkreis‹].
Leisi, Thurg. UB
6, 166, 15
(
halem.
,
1361
):
die gewand, die stosset an die strauss in Löli.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1651
):
Peter Schmidt gibt den weeg vom Mayenbach so lang alß sein gwandt ist.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
Reinplacher freiheit und grünt heben sich an in Lindtgraben [...], von Töplizgraben bis Nätschbach, von Nätschbach an bis auf zwei gwanden äcker in Nätschbacher feld allwo ain stainhaufen ist.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
wo die gewendt in den gemainen veldern an einander ligen und geen, soll er dem andern einen ausgewandten ligen lassen.
Qu. Brassó
5, 527, 30
(
siebenb.
,
1615
):
Haben die Gewanden ausgemessen, nempe in der Neuen Wies 21, in der Alten 7.
Lamprecht, a. a. O. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
129, 4, 8
;
Wilkes, Sta. Xanten
182, 12
;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2069
;
Starzer, Qu. Wien ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Qu. Brassó
5, 528, 20
;
Rechn. Kronstadt
3, 423, 21
;
529, 28
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›das Fischen mit Körben, die man nach einer gewissen Strecke der Fahrt umwendet‹; als Metonymie: ›Teil des Baches, wo man mit
gewenden
fahren konnte‹.

Belegblock:

Schmidt, Hist. Wb. Elsaß (
14. Jh.
).