gewaltiger,
der
;
–/-Ø
, auch
-e
;
zu
mhd.
gewaltigære
().
1.
›personal gedachtes übernatürliches Wesen von entsprechend hoher, übermenschlicher Macht‹; in den Belegen auf den Satan, den Tod und Christus bezogen;
vgl. (Adj.) 1.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Der az ist der tuvel Sathanas, | Als ich da in der glosen las, | Oder eyn ander gewaldeger.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 34
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wir Tot, herre und auch gewaltiger auf erden, in dem luft und meres streum.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
122, 34
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz er [Christus] zeigte, daz sin vater were ein gewaltiger, von dem er ouch ewiclichen fürgegangen waz nach der gotlichen naturen.
2.
›Machthaber, Herrschender, Inhaber administrativer und kultureller sowie religiöser Macht‹;
vgl. (Adj.) 34.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3,  1, .

Belegblock:

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ir fursten herren ritter knecht | daz ist uff uch gesungen. | wan ir doch sit in duser zit | geweldiger des rechten | vnd habt dar zuͦ in uwer hant lude vnd lant | eer vnd guͦt, dar vmb so duͦt | weder die eer nit fechten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
389, 22
(
els.
,
1362
):
Er [Johannes] ist och von den gewaltigern: die twingent die bosen geweltiger
[dies letztere zu 3].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú giengent sich beratent, | Bischoff und schribere, | Pharisey, gewaltigere, | Dú pfafhait alle gemaine | Wider Ihesum altersaine.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
15. Jh.
):
der Jlsung was alter burgermeyster und was kein gewaltiger desselben mauls ze Augspurg.
Päpke, a. a. O. ;
Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 38
;
3.
›Gewalttäter‹, insbesondere im Bereich von Eigentumsdelikten, Einbruch, bei Vergehen gegen die Kirche, Zwangsanwendungen aller Art, z. B. bei Nötigung;
zu (Adj.) 7.
Bedeutungsverwandte:
,  2, ; vgl. ,  1.
Syntagmen:
den g. begreifen, zu hand bringen, zu gerichtes hand bringen
;
die g.
(Subj.)
abstehen
›von etw. ablassen‹
und
[+ Hauptsatz],
die g. etw. rauben, jm. etw. nemen
;
der teufel mit den gewaltigern die sünder
[wohin]
ziehen, von gewaltigern überlaufen werden
;
die g. der kirche, der freiheit
;
wehe den gewaltigern
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 244, 4
(
preuß.
,
1451
):
wenn wir [...] den geweldiger yn unrechter scheinbarlicher tat begriffenn han, [...], so wellen wir das rechen.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1525
):
die von Sanct Michel haben [...] viel vleiß vorgewanth, das die gewaldiger abgestanden und dem pfarrer Raum gelassen den toden coͤrper zcw begraben.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Also daz der tuvel ark | Mit den gewaldegeren stark | Glicherwis sam mit czenden scharf | Di sunder zut da er ir darf.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Abir von den tagin Jôhannis des toufêres sô lîdet di craft daz rîche der himele, und die gewaldigêre
[
Luther
1545:
die gewalt thun
]
roubin iz.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Wirdet ein man uberloufen in sime huse oder in sime gemache, [...], von gewaldigeren [...], di da triben unrechte gewalt in deme huse.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
We uch gewaldegeren | Und ouch uch glizeneren!
Jaspers, St. v. Landskron
72b, 33
(
Augsb.
1484
):
die rauber vñ gewaltiger die den leüte͂ das jr nemen mit gewalt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1614
):
ob der richter ruefet daß man solch gewaltiger zu gerichts hanten nemben solt, solt sich niemant zuwidersezen.