gewalten,
V.;
keine regelmäßigen Formen belegt; also wohl unr. abl.; vgl. dazu wie zu den semantischen Bezügen ; Wortbildungsverweise hier auf
gewalt
(
der
) bezogen.
– Älteres und mitteres Frnhd.; starke Häufung in Verstexten.
1.
›etw. beherrschen, in der Gewalt haben‹;
vgl. (
der
4.
Bedeutungsverwandte:
,  2.
Syntagmen:
etw
. (Akk.obj., z. B.
die christenheit / zunge
)
g
.;
e. S
. (Gen.obj., z. B.
des mutes, der keuschheit
)
g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der stein vortribet die gicht | Und daz leben uf heldet, | Also treit und geweldet | Jhesus Crist sine cristenheit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5570
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer nu sines mudes geweldet | das her di kuscheid reine heldet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
wolt sich nit falten | Dein hertz und wolst gewalten | Dein zung, ich kunt dir grosse pein.
2.
›rechtsentsprechend über etw. / jn. herrschen; jn. zu ordnungsgemäßem Verhalten zwingen; (ein Tier) zähmen‹;
vgl. (
der
5.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Eggers, Psalter
46, 30
(
thür.
,
1378
):
gotis ist daz riche, vn̄ er sal gewalde der diete.
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 8, 7
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
sie sint wol hohes lobes wert, | mit maneger richen gunst | Der zepter wil gewalten, | recht und unrecht zerspalten.
Sachs (
Nürnb.
1545
):
Das er [geyst] schwitzet und greist, | Das thier zu wider-halten, | Zu zemen unnd zu gwalten.
Grimm, Weisth. (
els.
,
15. Jh.
):
den sol er pfenden; mag aber er sin nit gewalten, so sol er in rügen miner frowen.
3.
›unrecht handeln; jn. nötigen, zu etw. zwingen; (Tiere) quälen; sich gewaltsam erheben, auflehnen‹;
vgl. (
der
9.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2, ,  1, , (V.).
Wortbildungen
gewaltbar
›widerrechtlich‹ (dazu bdv.: , Ableitung zu  2; a. 1557).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[Der teuvel] sal sin [erbe vient] an allen sachen | Gewalden und in leiten | Zu des menschen arbeiten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Nach dem jetzt die grimmigen Lawen | All Thier fast trutzen vnd bedrawen | [...] | Mit wuͤten, toben vnd gewalten | All Thier so trutzlich vnderhalten.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Waz wider got gewalten wil, | Daz wirt von in [Di engel Potestates] vertriben.
Niewöhner, Teichner
564, 197
(
moobd.
,
n. 1400
):
waͤr dnatuͤr damit geswachet | daz mans praͤch und pezzer machet, | so hiet got auch muest gewalten, | do er prach die ee der alten | und die pezzer machet seit.
4.
›etw. / jn. besitzen‹; in Flüchen:
das der übel geist sein gewalte
›daß ihn der Teufel hole !‹;
vgl. (
der
10.
Syntagmen:
mit Gen.obj.

Belegblock:

Wiessner, Wittenw. Ring
1747
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Lass die märe also bald ! | Daz sein der übel gaist gewalt !
Ebd.
2952
:
So ist auch hart, [...] | Ewekleich ein dinch
[Z. 2939:
weib
]
ze halten | Des da niemant wil gewalten.
Ebd.
3676
;
4754
.