getun,
V., unr. abl.
1.
›etw. tun (in sehr allgemeinem Sinne); etw. unternehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  6,  4, (V.) 3.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
der sune mac von ime selbir nichtis niht getuͦn, nuͦr waz her sînen vatir siht tuͦn.
Froning, Alsf. Passionssp.
1428
(
ohess.
,
1501ff.
):
was sal ich uff disser erden gethan?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
also denne die nature das ire getuͦt und sú nút fúrbas enmag [...], so kummet das goͤtteliche abgrunde.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do bat das volg sant Silvester, das er etwas hiezuͦ gedehte.
Stammler, Berner Weltger.
628
(
ohalem.
,
1465
):
Was jr ie getaten klein oder gross, | Das statt alles vor mir bloss.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Dar umb zimet och ir [maget] nút | Das si da wider iemer út | Getu̇g.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Palm, Veter Buoch ;
Vetter, a. a. O. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
56a, 25
;
96b, 5
.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›in bestimmter Weise handeln‹.
Phraseme:
e. S.
(Dat., z. B.
dem gut
)
nicht getun mögen
›etw. nicht nach Gebühr zu behandeln wissen‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
Christus wiewol er in der götlichen form ware, hat er sich doch geeußert und genidert, gethuͦn wie ein knecht.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
123, 7
(
rhfrk.
,
um 1435
):
so mir der got / der alle ding geschaffen hait, jch engedet noch nye widder üch.
Froning, Alsf. Passionssp.
3035
(
ohess.
,
1501ff.
):
eyn frommer man, | der synen gesten gutlichen gethun kann !
Strauch, Par. anime int.
112, 25
(
thür.
,
14. Jh.
):
also inmac ume [Got] ouch di sele an nichte so libe getuͦn so an ruwe.
Wiessner, Wittenw. Ring
7737
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Daz mügen wir auch sanft getuon, | Won wir weder frid noch suon | Brechent an den dorfgesellen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1434
):
wo ainer auf ainem guet ist der das unpauleich [...] legt, oder dem nicht getuen mag [...], so sol in der amptman seine recht haißen hingeben.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 40
.
3.
›dasjenige tun, was mittels eines im Text vorangehenden Verbs genannt ist‹; z. B.
gestreiten, dem frieden nafolgen
[usw.]
getun
.
Zum sprachlichen Phänomen:
Langer, Ling. Purism.
2001
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SWer eynes knecht beschilt [...], der sol in beiden buͦzen, her ne bereden denne mit sinem eide, daz her iz deme heren zuͦ lasten noch zuͦ varen ne getete.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
vordere den frieden und folge im na, und als ir diz gedut, so sint min ougen uber uch.
Froning, Alsf. Passionssp.
6930
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ich stryden auch alßo gern | als ye gethet Diederich von Bern !
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
128, 38
(
els.
,
1362
):
Do sprach er: „So lident doch den einen streich getulteklich“. Do sprochent sú: „Daz múgent wir oͮch nút getuͦn“. Do sprach er: „So habent doch einen willen daz ir lieber wellent geschlagen sin denne ir schluͤgent“. Daz moͤhten sú oͮch nút getuͦn.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1403
):
und sol man dar umb koͧfen ewig gelt und zinse, wie dik man das fuͦglich getuͦn mag.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
es werte gar vil lenger denne keis
(›keines‹, bezogen auf
wasser
)
dovor ie gedet.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Muͤgen sy dez nicht getuͦn [zerlegen frewntlichen], so pitt man aber umb ainen frid.
Sievers, a. a. O. ;
Palm, Veter Buoch ;
Wolf, Norm im sp. Ma.
31, 13
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1930
.
4.
›etw. bewerkstelligen, bewirken, vollbringen, anrichten, ausrichten‹; resultativ zu 3.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  4,  12,  1,  3,
1
 4.
Syntagmen:
etw. weh g
. ›schmerzen‹;
etw
. (z. B.
gutes, ein wunder / wunderwerk / zeichen
)
g., der bach schaden g., zu etw. nichts g.
;
jm. etw. zu wissen getun
›jm. etw. zu wissen geben‹;
getun mögen, das [...]
.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
aldae woulde he vil dinges van in hain, dat si doin sulden. doch so enkunde he niet dairzo gedoin.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
171, 4
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Kunde ich dar zu ycht guds gedun sprach der hertzog.
Feudel, Evangelistar
38, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
wy mochte eyn sundik mensche dese czeichen getun ?
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Das allergroste wunderwergk, das noch got yn getedt, das was, das [...].
Pyritz, Minneburg
5403
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz ich fur war gehoret han, | Daz nie kein smertz getet so we.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 4, 1
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Kein künig, kein hoher fürste möchte daz getun, | daz er den sun | dem vater und dem geiste | mit (der) macht volleiste.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
wider lebende machen, das mag got allein getuͦn.
Bauer, Geiler. Pred.
317, 11
(
Augsb.
1508
):
Will sy aber deßs boͤsen gaystes ledig werden / unnd widerumb tzu gott kommen / daßs mag sy von yr selbs nicht gethuͦn.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
es sol auch niemant [...] in den telern und pächen kainerlai holz slahen, darin das vich schaden genemen möcht oder di päch schäden davon getun möchten.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
18
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
ßo er ÿm es nw czewiss(e)nn hat getho(n): daß er mit ÿm krieg(e)nn welle.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
790
;
Froning, Alsf. Passionssp.
2434
;
Strauch, Par. anime int.
8, 14
;
v. Liliencron, a. a. O. ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Kummer, Erlauer Sp. .
5.
mit Verbalsubstantiv als Akkusativobjekt auf dem Wege zum Funktionsverbgefüge,
antwort getun
kann sowohl wiedergegeben werden als ›eine Antwort geben, erteilen‹ wie als ›antworten‹; wie 6 an 4 anschließbar.
Bedeutungsverwandte:
 912.
Syntagmen:
andelage / antwort / befel / busse / leibbefiele / reitung / sünde / weissagung / unschuld g
. (letzteres: ›sich rechtsförmlich schuldfrei machen‹),
den segen, einen mord / totschlag, eine rede / lere g., einem rechtspruche folge g., jm. hulfe g
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
1557
(
ohess.
,
1501ff.
):
was hulff magk hie dir gethun ?
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Was man obir dy bewysen mag do en mag wedir man noch keyn wyb vnschult vor getun
(›den Reinigungseid leisten‹).
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
135, 18
(
thür.
,
1474
):
so hat der obingenante er Niclauß Gantczsch deme vorgethanen rechtspruche an deme ende syner clausulen nicht vollenkomende volge getan.
Herzog, Landsh. UB
441, 45
(
moobd.
,
1373
):
da er die raittung also getet, da sprachen wir im zvͦ bei seinem aid.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1479
):
als dann E. f. g. mir geschriben vnd beuelh getün haben.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Leman, a. a. O. ;
Karnein, Salm. u. Morolf
124, 3
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3009
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
527, 1
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 253
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 40
.
Vgl. ferner s. v.  1.
6.
›jn. durch eine deklarative sprachliche Handlung in eine bestimmte Situation (im Beleg: in den Bann) erklären, mit dem Bann belegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  89.

Belegblock:

Piirainen, Stadtr. Sillein
54b, 1
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dieser keyser wart czu panne geͤtan vͤmb daz daz er sein eleich weip liez.
7.
›jm. etw. (Leid o. ä.) zufügen, antun‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 1,  1,  1,  2.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
752
(
mrhein.
,
um 1335
):
ich geduͦn ime nummer kein leit.
Karnein, Salm. u. Morolf
332, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
,edele kunigin her, | ir sint bi mir gewesen sieben jare, | ir gedatent mir diß nie me‘.
Wiessner, Wittenw. Ring
87
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Also daz ir chain wind laid | Getuon moht.
Karnein, a. a. O.
4, 6
;
529, 3
.
Vgl. ferner s. v. .