getürstigkeit,
die
;
-Ø/–
.
– Nahezu ausschließlich obd. Belege; älteres und mittleres Frnhd.
1.
›Mut, Kühnheit, Wagemut; Verwegenheit, Frechheit‹.
Syntagmen:
g. gewinnen, js. g. sehen, got g. an jn. legen
;
g. eine eigenheit der gallen sein
;
wunder ab js. g. nemen, sich e. S. mit g. annemen, mit g. wieder etw
. (z. B.
wieder die gnade / freiheit
)
tun
;
die g. des bischofes / herzogen
;
die frevele
(mehrfach)
/ manliche / grosse / trozliche g
.;
die anbrunst der g
.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 449, 35
(
nrddt.
,
1403
):
wer der were, der mit frevelicher gedorstikeit wider diese geinwortige unser künigliche gnade und friheit dete.
Pyritz, Minneburg
2790
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Dar under kam auch riten | Ein ruschendes gesinde, | Daz gacht zu sturme swinde: | Daz waz Unmoße, Unsitigheit, | Geturstikeit, Unbesunnenheit | Und auch Snellikeit genant.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do der legate gesach des bischofes getürstekeit [...], do lies er die sache ligen vor schame.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1372
):
wer es aber darüber mit freveler getürstikheit überfuͦre oder tete, der wizze darumb vervallen swerlich in unser [...] ungenade.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
so nam derselbe von Hagenbach sich des alwegen wider die Eidgnossen an us freveler getúrstikeit mit hochen und scharpfen troͤwworten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der gallen aigenkeit ist unstætichait, tobung, behendichait, scherpfen der sinn, newvindichait, gedürstichait, hôhvart, gir, unkäusch.
nu ist die hitz ain anprunst der getürstichait und der kuonhait.
Koppitz, Trojanerkr. ; ;
Boos, UB Aarau ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 328
;
2.
›überhöhtes Selbstvertrauen, Eigensinn, Eigenwilligkeit, Hochmut‹.
Gegensätze:
vgl. .

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
166, 58
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das erst euch mein geticht pescheit, | es haisset ein geturstikeit, | das auff den menschen ist gereit, | der im czu vil getrauet | Und auff sich selber pauet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
So Wellent sú [menschen] [...] nuwer wisen beginnen, und in diser getúrstekeit so vertirbet manig mensche das sú uf ir eigen gemach buwent.
Ebd. (
1359
):
dis solt du dik an sehen und solt einen trehen wassers nút mit friheit noch vermessener getoͤrstikeit getúrren nemen, denne mit demuͤtiger vorchte.
Ebd. (
1359
):
das es der mensche nút entuͦ von einer tumber kuͦnheit oder von einer blinder vermessenheit oder einer guͦtdunklicheit und getoͤrstikeit.
3.
›mutige Zuversicht, Vertrauen, Glaubensgewißheit‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Williams u. a., Els. Leg. Aurea
132, 20
(
els.
,
1362
):
Von der craft der wort sant Sabestianus noment nút alleine die marteler eine getúrstekeit.
Illing, Albert. Sup. miss.
335
(
els.
,
n. 1380
):
Wir suͥllent mit getuͥrstikeit zuͦgon zuͦ dem trone der gnoden.