getäusche,
das
.1.
›moralisch verwerfliche, mit betrügerischer Absicht auf jn. gerichtete Haltung, daraus resultierende Handlung und Lebensführung‹, oft im Orientierungs- und Wertefeld mit ˹unkeusche, unkeuschheit
(mehrfach, möglicherweise schon aus Reimgründen)˺, 1; 2, , , , 1, , , , im Unterschied zu , 1; 3, .Älteres und mittleres Frnhd.; meist Verstexte didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
g. hören / verschmähen / treiben / tun / volbringen, jm. das g. leren / zerstören
; die unkeusche ein g. sein
; das grosse / heimliche / unendliche g
.Belegblock:
Sy leert den mynner wesen kuysch, | sy leert ym schuwen al getuysch.
ein unkusche rede saltu nicht | uss dime munde oppecklichen lassen | [...] | nummer werde gehort di unkuscheid | unnd ander getusch der unreynikeid.
der romischen phaffheite | Wirt er czerstoren ir geteusch | durch symoney und ir unkeusch.
Ebd.
202, 78
: den ern ist sy [unkeüsche] ain wider treib, | dem gut ain swendung und abscheib. | da ist nichcz wann geteüsche.
Ebd.
240, 54
: Ir lëbm ist rain und dar zu keüsch, | wann sy ver schmehen als geteusch.
Ebd.
444, 242
: Wann fraw unkeüsch | ist aller welt gemaine. | sy hilfft volbringen gross geteüsch.
Dennocht ist ein mensche keusch, | Treibt es ander kain geteusch | Dann allaine bei der ee.
Etlich sind mitt werken kúsch | Die doch trÿbent vil getúsch.
2.
›Täuschung, in der Regel einzelne auf Betrug zielende, moralisch verwerfliche Handlung‹; in 1 Beleg (Strehlke, s. u.) mit positiver Wertung: ›auf Verstellung beruhende Posse, Scherz, Spiel‹; Spezialisierung zu
.1
Vielfach Verstexte des älteren und mittleren Frnhd.
Phraseme:
ane getäusche
(Verwahrformel).Belegblock:
Nû wold er zu vroidin | ein getûsche machin | des man mochte lachin.
er sprach und nam sich an, sehe er den konig, er müste von rechten froiden sterben; es was aber ein gedusch.
Got und mich on getuͤsche | Mint her in reyner kuͤsche, | Die von untat nie wart gehoͤnt.
Auss dem man nymet oder rait, | daz dises puchlin der kinthait | ist ain geteusch und plinthat.
Die funfft Mari, die keusche, | Die selb der gegenwurff do was, | Wie möcht ich an geteusche | Mit persanen die ding bezeugen baß.
Und machend grosz hüllan und büsch | Und tribend damit grosz getüsch.
ez ist nit war daz man dir sait | von hohfart und der gitikait, | von zorn und der unkúsche: | ez ist allez ain getúsche.
ei du traut minnikliche, keusche creatur! | dein klarheit glenzet an geteusche uber alle figur.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1932
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