gesund,
der
;-es/–
.– Zum gesamten Wortbildungsfeld mit
gesund(-)
: Lex. d. Mal.
. 4, 1412
– Gehäuft Texte des älteren und mittleren Frnhd.
1.
›Gesundheit, gute, durch keinerlei Krankheiten gestörte körperliche Verfassung‹; alle Belege auf die Gesundheit des Menschen bezogen; Oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
den kranken um den gesund bitten
›widersinnig handeln‹; siechheit nicht vor gesunde geprüfen können
›das Offensichtliche nicht unterscheiden können‹.Syntagmen:
g. empfangen, den g. nemen, jm. (den) g. tun / geben
(auch als Gruß), jm. den g. verleihen / erstrecken / erteilen
(z. B. dem kranken
); des gesundes erwarten
; dem g. etw. eine hilfe sein
; bei g. beichtig werden, einander in g. finden, etw. in seinem g
. ›zur Zeit der Gesundheit‹ hören / lesen, um den g. kommen
; der g. des kindes
; der gute g
. (oft: bei gutem gesunde
); das zeichen des gesundes, aus not des gesundes
›aus Gründen der Gesundheit‹.Belegblock:
Disem tut her [Got] den gesunt, | Jeme gibt er suzen munt.
Ouch en soulde des
[aus Zorn richten]
nyeman oeven | De guyt vor quaide neit en kan geproeven, | Noch siecheit vor gesunde. Kere dich zu mer, blynder mann ! | [...] | von mer [salvator] saltu dyn gesunde entphan !
Zeichen sines gesundes im | Isaias, daz vornim, | Im zeigte, [...].
das er von anevenge | Erkent dicz sichtumbs wesen, | das ist ein grosse hilff seim gsund.
wer sich selben saumpt | daz er dw sund von im nicht raumpt, | daz er peychtig wıͤrt von grunt | pey der zeit und pey gesund, | den nympt dw rew nicht der van | got siecht nur dw mainung an.
Er schampt sich nicht czu reden mit dem der an ain sele ist vnd pitet ainen chranken vmb den gesunt
[
GesundheitLuther
1545, Weish. 13, 18: ]
vnd ainen toten umb daz leben. Gerhard, a. a. O.
2529
; Langen, Myst. Leben
178, 12
; Eschenloher. Medicus ;
Klein, Oswald
11, 65
; Gierach, Märterb.
1983
; Uhlirz, Qu. Wien ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Moscouia
D 3r, 15
; Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2180
; Qu. Brassó
5, 481, 35
; 2.
›körperliche Unversehrtheit im Gegensatz zur Verstümmelung (z. B. Abhacken einer Hand) infolge der Bestrafung begangener Verbrechen‹; selten: ›körperliche Unversehrtheit, wie sie aus anderen Gründen Gegenstand des Textes sein kann‹; Gewisse Beleghäufung für Rechtstexte.
Syntagmen:
den g. verwirken
(mehrfach), jm. den g. benemen, den g. vor js. schuld setzen
›aufs Spiel setzen‹; jn. an seinen g. teidingen, jn. an seinem g. unverderbet antworten
›überantworten‹, um seinen g. kommen, richter über js. g. sein
.Belegblock:
Sie ensazten lib und gesunt | Vor irre viende schult | In schefiner gestalt.
MJt ouͦererene
[›Überpflügen der Ackergrenze‹]
ne mach nieman Sin lip noch sin gesuͦnt vorwerken. Remet eyn man eynes vogils myt werfen adir myt schissen [...]. vnde tryft her eynen menschen. vnd stirbet der douon. do vor wyrket nymant synen lyep noch syne gesunt domete.
daz ist ein recht, welchem menschen man an sinen gesunt teidingen wil, daz io der richter muz bekennen, wi he vor in bracht si oder womite, e he in di hafte kumen si.
der chunig sprach: ,mit der geschicht | hat er den leib verworicht nicht | noch sein gesundt mit der tat, | wann er sein trew gehalten hat‘.
er muess aber pürgen setzen, das err widerr antwurt In vnuerderbet an seinem leib oderr an seinem gesundt.
3.
›derjenige körperliche Zustand, der als Voraussetzung für den Vollzug von Rechtsgeschäften, auch für Gerichtsverhandlungen, erforderlich ist‹; Rechtstexte.
Belegblock:
He [kleger] sal in
[den Schuldner]
ouch also halden unde spannen, daz he bi sime gesunde blibe. her Conrat [...] hat mit wol vorbedachtem mute, mit rate siner frunde, by gutem gesunde des liebes vnde der sinne vorkouft recht vnde redelich der Eptissinnen [...].
das wir mit wohlbedachtem muͦtte [...] und och mit gehellung und rate ander uͥnser fruͥnden und besondern dienern, wissent, gunst und gesunt, [...], unsers fryen willens [...].
4.
›Erlösung (im Sinne christlicher Lehre); Rechtfertigung (durch die Erlösungstat Christi, den Glauben, gute Werke)‹; Belegblock:
das bezuget uns der prophet Jonas | und sprichet uch Judden al zu gesunt: | „Alßo die sonne ront uffgehet zu disser stund, | alßo der wernde loßer | myt aller syner ere | kommet yn der meyde lipp“.
kumbt geistlicher gesund vnnd rechtfertikait vrsprünglich vomm verdienn Jesu Christi anheblich durch den glawb, ordennlich durch geordennt leben vnd guote werch.