geständig,
Adj.
1.
›etw. (meist die Forderung, Rechtsauffassung einer Gegenpartei, auch: eine theologische These) anerkennend, die Richtigkeit von etw. einräumend, etw. zugebend, zugestehend‹;
vgl.  811.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.
Syntagmen
(nur prädikativ):
(jm.) etw
. (Akk., z. B.
die servitude
)
g. sein
;
(jm.) e. S
. (Gen., z. B.
des artikels, des durchschlags, einer gerechtigkeit / disposition / schuld, der posses
)
g. sein
;
g. sein, das [...]
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
druber ich
[Luther]
dem bapst [...] nichts gestendig bin.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
derhalb muste man dem Keiser seiner artikel also gestendigk sein.
Küther, UB Frauensee
389, 24/25
(
thür.
,
1530
):
gebe ich euch zu erkennen, das ich der zeit meiner regirung des closters ye unnd alwegenn die berurten gehultz und andere fur des closters eigenthumb gehalden, [...] unnd bin den gedachten dorffschafften, [...] nye keiner gerechtigkeit darin ader an gestendig gewest.
Köbler, Ref. Franckenfort
7, 19
(
Mainz
1509
):
Wo aber der beclagt oder bekõmert / der schuld oder clag geste͂dig were / so solt er dem Cleger gnuͦgsam versicherung thuͦn.
Jörg, Salat. Reformationschr.
899, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
wo die von Soloturn [...] vermeynen / sy von Bern taͤttend den pünden nit genuͦg / wettend sj jnen harüber des rechten / nach vermug der pünden und burgrechten gestendig syn.
Andreae. Ber. Nachtmal
39r, 5
([
Augsb.
]
1557
):
Wie nun Doctor Luthern seliegen / sein verklaͤrung / vbel gedeütet worde͂ / als ob er den leib Christi iñs Brot einschliesse / oder an dz Brot heffte / welches weder er / noch die seinen gestaͤndig / sonder darmit allain auffs groͤbest vnnd einfaͤltigest / die gegenwertigkait des Leibs vñ bluͦts Christi woͤllen lehren.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
weil die Ierninger als beclagte dem Spechtn ainicher gerechtigkait und ruebiger possess anmassenden roßtribs auf das Ierninger moß nit geständig.
Köbler, Ref. Wormbs
33, 5
;
ders., Ref. Franckenfort
81, 5
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›e. S. (eines Vergehens) geständig, sich e. S. schuldig bekennend‹;
vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1; vgl.  2,  7,  2.
Syntagmen:
des diebstals / frevels, der gotteslästerung / injurie / tat, der worte g. sein
.
Wortbildungen:
geständigkeit
.

Belegblock:

Ulner (
Frankf.
1577
):
Deiner [...] klage bin ich zu grund nicht gestaͤndig.
Skála, Egerer Urgichtenb.
85, 21
(
nwböhm.
,
1571
):
Er wisse doch woll das er STerben Musse, Er sej der Thadt gestendig Bitte vmb gnadt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
und warn desselben zusagens, dermassen dem hellen hawfen getan, gar nit gestendig, sonder zaigten an, das es die maynung hette [...].
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
Wie wider den, so eines fraͤffels nit gestendig, kundtschafft gelegt werden soͤlle.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
195
(
Genf
1636
):
Gestaͤndig seyn / Bekennen / nicht laͤugnen / Confesser [...]. Gestaͤndigkeit / Confession.
Skála, a. a. O.
35, 6
;
249, 11
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v. (Adj.).
3.
›die Beweispflicht von etw. anerkennend, sich in der Beweispflicht sehend‹.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee
366, 2
(
thür.
,
1526
):
und wil euch daruff nicht bergenn, daß ich garnichts biin gestenndigk, daß ich understehe zinß einzunhemenn dem bemeltten kloister gehorigk.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
welcher sich aber einer gethanen notwerh beruͤmpt vnd gebrauchen wil, vnd der ancleger der nit gestendig ist, So legt das Recht dem tetter auff, soͤlche notwerh [...] zu recht gnug zu beweysen.
4.
›haltbar, verwertbar (von umgeschlagenem Wein, der durch bestimmte Maßnahmen wieder nutzbar gemacht wird)‹.

Belegblock:

Ott-Voigtländer, Rezeptar
213r, 20
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wer gebrochen win welli machen gestendig, / der nem mandelmilch.
5.
›amtlich festgelegt (in Bezug auf den Edelmetallgehalt der Münzen)‹.

Belegblock:

Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
Wan wir nu gestendich pfenning haben, so wellen wir [...], daz man bi dem niwen wein des pesten Welschweins den halben pfunder um zwen pfenning schenchen sol.