gespräch,
das
;
-(e)s/-e
, auch
;
2 und 3 als Metonymien, 4 und 5 als Spezialisierungen an 1 anschließbar.
1.
›Gespräch, Unterredung, wie es / sie zwischen zwei oder mehreren Personen zur Unterhaltung, Zeitüberbrückung, zur Klärung von Sachverhalten oder Beziehungen geführt wird oder wie man es mit Gott im Gebet führt‹; teilweise Tendenz zu ›Rede-, Gesprächsteil; Mitteilung‹ sowie ›Rede, Predigt‹; im Sinne von ›inhaltsloses und leichtfertiges Reden‹ vereinzelt negativ konnotiert;
vgl.  1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
an etw. ist klein gespräch
›an etw. gibt es nichts zu deuteln‹.
Syntagmen:
ein g. abwarten / beginnen / haben / halten / volbringen, j. ein g. mit jm. haben
(z. B.
der man mit dem weib, der teufel mit Eva, Christus mit seiner mutter, mit Francisco
);
das g
. (Subj.) [wie]
zugehen, ein ende nemen, wie gold sein
;
gespräches geren
;
freude aus einem g. schöpfen, in einem
(›während eines‹)
g
. [wohin]
gehen, jm. in sein g. reden, innerhalb einem g. sich j. nähern, mit einem g. etw. volbringen, jn. mit g. reizen / (unter)halten, jn. zu einem g. anreizen
;
das g. des herzen, der selen, zwischen got und dem menschen
;
ein g. wieder die papisten
;
das kurze / lange / ewige / böse / freundliche / eitele / geheime / gesellige / götliche
›mit Gott geführte‹
/ herliche / himlische / innerliche / keusche / kurzweilige / menschliche / mündliche / süsse / unerbare / unflätige / unzüchtige g
.;
die unschiklichkeit des gespräches
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
wie gehet denn das gesprech zuͦ mit Abraham und dem reychen man?
mus ich
[Luther]
des halben mit euch
[Geistliche]
ein heimlich freundlich gesprech halten.
Ebd. (
1537
/
40
):
wie Christus mit seinen Jungern sich unterredet hab, nicht das ehr ihnen alhier hette eine Predigt gethan, sondern ist nur ein geselliges, freundliches gesprech.
Ders., Hl. Schrifft.
Hiob 37, 2
(
Wittenb.
1545
):
höret doch / wi sein Donner zürnet / Vnd was fur gesprech
[
Froschauer
1530:
ton
;
Dietenberger
1534:
schal
;
Eck
1537:
thon
]
von seinem munde ausgehet.
Ebd.
Ps. 19, 15
:
Las dir wolgefallen die rede meines mundes / Vnd das gesprech
[
Froschauer
1530:
trachtung
;
Dietenberger
1534:
gedancke͂
;
Mentel
1466 /
Eck
1537:
betrachtung
]
meines hertzen mit dir.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
wie offt ist Christus Francisco erschienen / vnd hat mit jm gesprech gehalten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
50, 207
(
Magdeb.
1608
):
Weren sie aus der Nachbarschafft / | Ankommen in lieb vnd freundschafft / | Solt er sie zum gesprech herbitten.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das auch seine eigen Discipulen diesen verstandt [...] vß dem langen Sermon vnd gesprech des Herren / Johan. vj. nit hetten moͤgen [...] begreiffen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
in diesem gespräch giengen sie in einen schönen Saal.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1102
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di heilige liebe di wil nicht | das heineliche gespreche halden | unnd kleinot geben mannigfalden.
Opitz. Poeterey
56, 2
(
Breslau
1624
):
die genúge vnd rhue / welche wir schópffen auß dem geheimen gespreche vnd gemeinschafft der grossen hohen Seelen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
23
(
Nürnb.
1517
):
darumb strafe die unschickligkeit des menschlichen gesprechs, wann die irdisch zung, die vom erdtrich kommet, redet irdische ding.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Gespraͤch. Das suͤsse Gegenwort. Die holde Wiederrede / die hoͤfliche Unterredung / der freundliche Wortwechsel / die Stifftung d‘ Freundschafft / das freye Bãd der Gesellschafft / der Gelehrten groͤster Lust.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Noch dem innerlichen minnekosende und göttelicheme gespreche mügent ir úch ermundern mit gemeineme ussewendigeme gebette.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do zwischent hielt der kunig den burger mit gespreche, untz daz die boten herwider kement.
Wickram
4, 37, 6
(
Straßb.
1556
):
ist das morgenmal gar lustig zuͦgericht gewesen / das haben sie mit freuden und kurtzweiligem gesprech volbracht.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 77, 75
(
Luzern
1597
):
Der herr hatt sin gesprach vollbracht, | mit grosser inbrunst vnd andacht, | mitt heller stim vnd grossem gschrey | zur eilfften stund am Crütz verscheydt.
Ebd.
160, 25
(
1584
):
Christus erschynt zum ersten siner muͦtter. Sy hand ein kurtz gespräch miteinandern.
Sappler, H. Kaufringer
28, 96
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
gott der ist mit steter pflicht | in ainer macht zuo aller frist. | daran gar klain gespräch ist.
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 1, 2
([
Augsb.
]
1524
):
Ain schoͤner dialogus oder gesprech / so ain Prediger münch [...] / vnd ain Burger Silenus / vnd sein Narr mit ainander habent.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Boͤse gespraͤch / reden / verderben gute sitten / corrumpunt bonos mores colloquia prava. Gastereyen ziert nichts mehr / dann ein ehrlich / holdselig gespraͤch. Ein guter Wein vnd freundtlich gespraͤch / schmucken ein wol leben. [...]. Von einem Todten soll man kein gespraͤch begeren / vnd keine wolthat von einem geitzigen.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das himlisch gspräch ain ende nam, | der engl sich von dannen schwang.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 30
(
tir.
,
1464
):
Der man der sol nimmer lange gespräch haben oder rëde mit dem weib vnd alain mit einander rëden, es sei denn notturfft.
Kurz, Waldis. Esopus ;
v. Keller, a. a. O. ;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Perez, Dietzin
1, 411, 11
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
157
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
64, 15
;
Strauch, a. a. O. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Anderson u. a., a. a. O.
7, 4, 21
;
29, 1, 1
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Bauer, Geiler. Pred.
318, 18
;
462, 6
;
Steer u. a., RS Bertold
429
;
2.
›Sprachfähigkeit, Sprechvermögen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Ott-Voigtländer, Rezeptar
205v, 3
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Von denan, die bald ir gespraͤch verlierent von / v́nkreften: Nim polaýen vnd trink in.
Rieder, Gottesfr. (
els.
, Hs.
15. Jh.
):
was er ouch alse gar von allen sinen kreften kommen [...], und des sunnentages danoch do gelag ime das gespreche, das er nit vollekummekliche me gereden moͤchte.
3.
›Aussprache, Pronunziation‹; hierzu als Ütr. auffaßbar: ›das Ansprechen der Glocke, die präzise Tonhöhe‹ (a. 1489).
Bedeutungsverwandte:
 3 (subst.), ; vgl.  1.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Gespraͤch (das) weyß deß redens / Ein guͦt gespraͤch / das außspraͤchen. Pronuntiatio. Ein boͤß Gespraͤch haben / Vbel außspreͤchen oder außkünden. Perperam pro nuntiare.
4.
›unter politischen, konfessionellen o. ä. Aspekten relevante Beratung, Verhandlung (z. B. zur Klärung von Streitigkeiten, zur Besprechung von Handlungsplänen)‹; als Metonymie: ›Versammlung, in der solche Beratungen erfolgen‹.
Syntagmen:
ein g. begehen / gebieten / benennen / besprechen / haben / halten / nemen, ein g
. [wohin]
legen, mit den fürsten, in einem concilio haben
;
auf ein g. kommen, bei einem g. sitzen, in ein g. gehen, jn. in ein g. laden, jn. in den gesprächen verraten, etw. mit einem g. ausrichten
›abschließend erledigen‹,
zu einem g
. [wo]
sein, zu einem g. sitzen
›... anwesend sein‹,
jn. zu einem g. bitten, heischen zu kommen
;
das g. um Even fal, zu Mompelgard, von gemeines nutzes wegen
;
das christliche / freundliche / gemeine / neue / weitere g
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
davon er [Dîterich] sî [Samin] zusamin | in ein gesprêche er alle lût | und irwante iren mût | von dem argin irretûm.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
Als dy gebyteger zum Elbinge eyn gespreche hilden.
Luther, WA Rev.-Nachtr. (
1529
):
Die weyl aber Doctor Martin Luther Im anfang des gesprechs sich hat hören lassen, Man lere [...].
Rosenthal. Bedencken
35, 17
(
Köln
1653
):
wie im Gespraͤch zu Mompelgard vnnd in vilen Stellen zu sehen?
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 27
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Do dich got berufet in seinen rat zu gespreche umb frauen Eve Fal.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
wan si sullen ûch vorrâten in den gesprêchin
[
Mentel
1466:
reten
;
Froschauer
1530:
radtsheüser
;
Eck
1537:
versamlung
;
Luther
1545:
Rathheuser vnd Schulen
],
und in den synagôgen werdet ir geslagin.
Feudel, Evangelistar
44, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
In der czit hatten dy bischoͤfe unde dy glysenere eyn gespreche unde sprochen: ,waz tu wir [...]?‘
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
war seine meinung, das wir im rathe eins gesprochen einig wurden.
Voc. Teut.-Lat.
bb vijr
(
Nürnb.
1482
):
Sampnung oder gesprech. conciliu͂.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 11, 24
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
ich [Maria] binz der sal, | dar inne man daz gespreche nam um Even val, | schone ich daz hal
[s. dazu die Erläuterung in Tl. 2, S. 632].
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do er etwie lange do waz gewesen, do leit er und gebot ein concilium daz ist ein gepreche, gen Würtzeburg.
Ebd. (
A. 15. Jh.
):
zuͦ Mentze was ein gespreche und ein samenunge der pfafheit und prelaten.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Nu sol man wyßen umb sant Johanns orden und Teutsch orden. Mit den müß man ein besunder gesprech haben in einem concilio.
Rot
306
(
Augsb.
1571
):
Disputation. Gesprech oder besprechung von widerwertiger meynung.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Umb des willen hab er
[Kaiser Karl]
sein maist höf und gespräch mit den christenlichen fürsten dar [Ingelhaim] gehabt.
v. Bunge, Livl. UB
760, 31
;
Joachim, a. a. O. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
457, 6074
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Spiller, a. a. O. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Voc. Teut.-Lat.
m iiijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›Gerichtsverhandlung‹.
Bedeutungsverwandte:
I, 45; vgl.  1,  1,  2, ,  6, (
der
6,  9,  1.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
122, 32
(
rhfrk.
,
1599
):
welcher seumig würde ahn dem ersten gesproch, der ist dem gerichtsherrn die bueß schuldig.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Wer abir sprichet zuͦ sîme brûdere: rachâ, der wirt sculdic des gesprêchis
[
Lang
1521:
ratschlag
;
Luther
1545:
rads
].
Grimm, Weisth. (
els.
, o. J.):
wer da nit zu dem ersten gesprech in dem hof ist, der bricht [...].
6.
›Gespräch von Prozeßbeteiligten, das hinsichtlich der Teilnahmeberechtigten, der zur Verfügung stehenden Zeit, des vorgesehenen Ortes (außerhalb der Gerichtsschranken) und sonstiger Bedingungen nach festen Rechtsregeln beantragt und vom Richter genehmigt wurde‹; es konnte sich um ein Gespräch handeln, in dem sich Richtende oder Prozeßparteien intern berieten oder in dem die Parteien von dazu Befugten (Richtenden) beraten wurden (s. ).
Rechtstexte.
Wortbildungen:
gesprächsman
›Beratender‹ (a. 1466).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
So der man eynen vorsprechen gewinnet, So sol in der richter vragen, ob her an sines vorsprechen wuͦrt wille iehn, So sal her sprechen ia oder nen oder gespreches bidden.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1525
):
Hat ein gesworne man zu teidingen vor gerichte oder nimet sich sines vrundes teidinc an offenliche, waz da urteil gevregit werden in dem dinge umme di teidinc, zu den urteilen unde zu dem gespreche sal he nicht gehn in dem dinge.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
chain richter noch amptman [...] sol auch selb umb chain puozz nicht ertailen noch gespräch haben.
Leman, Kulm. Recht ;
Ermisch, a. a. O. ; ;
Unger, Richtes Stig ; .