geschöpf,
geschepf,
das/die
;
-(e)s
(für
das
), -
Ø
(für
die
)
/-e
, auch
;
in vorliegendem Wörterbuch wegen gewisser semantischer Unterschiede von
geschöpfede
und
geschöpft
getrennt, Zusammenfassung aber möglich; vgl. ff.
1.
›Lebewesen, darunter der Mensch, deren Schaffung durch Gott zwar vorausgesetzt wird, im Textzusammenhang aber zurücktritt‹; auch: ›Werk, Errungenschaft des Menschen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  3.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
54, 23
(
um 1571
, Hs.
1615
):
den sichtbaren greifflichen leib, hat er [Mensch] von den Ellementen, vnd von allen leiblichen geschepfen, den geist hat er vom fiermament des gestierns.
Wunderlich, Fierrabr.
52, 14
(
Simmern
1533
):
es seindt Frantzosen Keyser Karles diener / welche nymmer vffhoͤren / vnser gesetze zuͦ zerstoͤren / vnser geschoͤpff zuuerachten.
Knape, Messerschmidt. Bris.
35, 140
(
Frankf./M.
1559
):
verwundert sich jederman / was das fuͤr grausamme geschepffe seyend / das sie sich also zu wasser vñ zu land / erhalten moͤgen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
151, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Sinlichvͥ zeichen sint, als sant Augustinus spricht, ,die an die geschoͤpf, die si in die (vsren) sinne tragent, machent, daz etwaz anders in die (inre) bekennung kunt‘.
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
›Produkt des Schöpfungsaktes Gottes, Schöpfung, Kreatur als Gesamtheit des von Gott Geschaffenen‹; als Metonymie: ›Geschöpflichkeit, Kreatürlichkeit‹; im einzelnen bezogen auf besondere Teile der Schöpfung, z. B. ›Lebewesen‹; ›Mensch‹; ›göttliche Einrichtung (z. B. der Ehestand, die Gemeinde, die Stände)‹; Bezug auf die Schöpfung als Akt, Handlung Gottes eher vereinzelt und tendenziell.
Gehäuft Texte religiösen oder didaktischen Inhalts.
Phraseme:
das buch der geschöpf
›Genesis‹.
Syntagmen:
das / ein g. achten / eren / machen / lästern / verderben / verachten, den ehestand ein g. nennen
;
dem g. dienen, lob erzeigen, dank sagen, etw. verpflichtet sein, gram sein
;
das g. der welt, gottes, der dreifaltigkeit
;
das götliche / leibliche / neue / sichtige / zierliche g., das unnatürliche g
. ›Monstrum‹;
die gestalt / zierlichkeit, der vater des geschöpfes, der knecht aller geschöpfe
.
Wortbildungen
geschöpflich
›kreatürlich‹ (dazu bdv.: , Adj.).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
die [heyden] nicht wissen, das man und weyb gottis geschöpffe sey.
samen und dich mehren ist gottis geschöpffe.
Ders. Hl. Schrifft.
Röm. 1, 25
(
Wittenb.
1545
):
die [...] haben geehret vnd gedienet dem Geschepffe mehr denn dem Schepffer.
Ebd.
30, 3, 482, 10
(
1531
):
der Ehestand, Gottes werck und hochgesegenet geschepffe.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Creatura. Geschoͤpffe schoͤpffung gemächt creatur.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Allez, daz geschaffen oder geschepflich ist, daz ist niht, und disem
[Bezug auf:
etwaz, ... daz gote ... sippe ist
]
ist verre und vremde alliu geschaffenheit und alliu schepflicheit.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Leit und meistez leit hân ich umbe sünde, wan ich entæte niht sünde umbe allez, daz geschaffen oder geschepfelich ist.
Perez, Dietzin
1, 317, 25
(
Frankf.
1626
):
Der Wein ist ein Geschoͤpff Gottes: die Trunckenheit ein werck deß Teuffels.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Wir dein geschoͤpff zu dieser stund, | Sagen dir danck aus hertzen grund.
Logau. Abdank.
170, 5
(
Liegnitz
1651
):
GOtt ist nichts schuldig / denn der Schoͤpfer ist seinem Geschoͤpf in nichts verpflicht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
138, 19
(
Nürnb.
1548
):
es sey Gottes will / Gottes ordnung / gottes geschoͤpff / das Mann vnd weyb bey einander soll leben.
Ebd.
138, 30
:
Zum andern ist der Ehestand nicht allein ein ordnung vnd geschoͤpff Gottes / sonder auch ein solches geschoͤpff / das dem menschen zum besten geordnet [...] ist.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
191
(
Genf
1636
):
Vnnatuͤrlich (geschoͤpff) Vn monstre, Monstrum.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Man muß das Geschoͤpff nicht hoͤher achten / als den Schoͤpffer selbs.
Deß Geschoͤps zierligkeit / zeigt deß Schoͤpffers herrligkeit.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
234
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz got [...] ist ain anefank, ain scheppher aller sichtigen vnd vnsichtigen, geistleicher vnd leipleicher geschephe, der mit seiner almëchtigen chraft von dem aneuang der czeit die ped miteinander von nichte beschaffen hat geistleiche vnd leipleiche creatur.
Schmitt, Ordo rerum 145, 35.
1
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Genesis daz püch der gescheph.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das von dem geschophe Adams bis auf Abrahams gepurt haben sich verloffen drei tausendt ein hundert und 84 jar.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Disen fal zu widerbringen und zu erstatten, hat got der herr ein neus geschöph, den menschen, [...], wöllen machen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
351, 2854
;
678, 5399
;
Kehrein, a. a. O. ;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
34, 24
;
Reichmann, a. a. O.
136, 26
;
Ruh, Bonaventura
330, 31
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Sudhoff, Paracelsus ;
Goldammer, Paracelsus
4, 243, 18
;
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 8, 15
;
Fellmann, Denck. Schrr.
2, 80, 18
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
1127
;
1260
;
Voc. Teut.-Lat.
m iiijv
;
Voc. inc. teut.
i iijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  1.