gerung,
die
;
-Ø/–
.
– Älteres Frnhd.; Texte religiösen (oft mystischen) und didaktischen Inhalts.
1.
›Wunsch, sehnliches Verlangen, Trachten, Begehren des religiösen Menschen nach einer engen, zum Teil mystischen Beziehung zu Gott oder (deutlich seltener:) des natürlichen Menschen nach einer säkularen Gegebenheit‹;
vgl. (V.) 12.
Bedeutungsverwandte:
 3, , ,  3,  4, ; vgl. (
der
3.
Syntagmen:
g. zu Christo haben, in got finden
;
die g. nach jm
. (z. B.
nach dem herren
)
sein, auf got geneiget sein
;
mit g. aufklimmen, das reich mit g. suchen
;
die g. des fleisches / werkmannes / armes, der sele, der liebe
(letzteres genitivus objectivus);
die fleischliche / geistliche / ganze / heilige g
.;
das auge der g
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
,herre, alliu mîniu gerunge ist vor dir und nâch dir‘.
Er meinet, daz allez unser leben, alliu unser gerunge alzemâle sî îngeslozzen und ûfgehangen und ûf got geneiget.
Swer wil gotvar werden, der sol ûfklimmen mit ganzer gerunge.
Strauch, Par. anime int.
107, 34
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz andere, daz diz bihil wirke des wercmannis gerunge uf daz ende. also brengit di gnade di sele in Got.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
daz ubil bezzeren, Die gerunge des fleisches nit vollenbrengen, den eigenen willen haszen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
erluchte min ouͤgen; nicht die ougen des vlisches sunder die ougen des geystes, der sin zvei: ein ouge der vorstantnisse und daz ander der gerunge.
Gille u. a., M. Beheim
158, 81
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Miten in disem posem gslecht, | mit welchem vleis und auch furtrecht | oder gerung und sneller gecht | wir dein reich seinen suchen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so kúndet Got dem mentschen inwendig alles daz im missevallet an im an sinen gedaͤnken, an gerung, an willen, an bewegung, und [...] an worten, an werchen und an sitten.
Dar nach wachset der girde hailikait. daz ist ain hailigú gerung der nit engeret wan únsers herren minne.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
179, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Mein flech unnd auch gerunge | ist, das ir mich schickt zue den Chriechen dar.
Reissenberger, Väterb. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Strauch, a. a. O.
84, 12
;
Eggers, Psalter
17, 2
;
41, 24
;
Jostes, Eckhart
62, 13
;
80, 22
;
Schönbach, a. a. O. ; ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
7a, 16
;
Vetter, Pred. Taulers .
Vgl. ferner s. v. .
2.
›sexuelles oder sonstiges niedriges Begehren‹;
Spezialisierung zu 1; vgl. (V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
das
1, (
der/das
1, ,
1
 3.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
bi deme kerle uns bezeichent is | di groze sunde daz ist gewis, | bi den schun di bose gerunge.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Der [tuvel] der untugende phlit, | Und machet die gerunge also wit | Daz ir die sele niht wol mac | Gelosen ane schaden slac.
Donalies, Augsb. Bibelhs.
237, 3
(
oschwäb.
,
v. 1350
):
ir sit vz dem vater / dem tivfel. vnd wolte ivres vaters / lerunge oder gervnge tun
[
Luther
1545, Joh. 8, 44:
lust
].
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
daz ich mein gerunge | also besnîden muͦz | daz mir immer unsuͦze | allerhande unchiusche sei.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
1281
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
Wer dez [meritum congrui] manung gehorsamet, | daz er der sunden gernung zamet.