2
geruhen,
V.;
zu
mhd.
ruowen
›ruhen‹
().
1.
›ruhen, sich unbewegt, stille, ruhig verhalten‹; auch: ›auf etw. ruhen, lasten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11, .
Gegensätze:
 1.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich han mich selber gnuͦ lang verderbet, es ist zit, daz ich hinnan fúr geruͦwe.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
142, 9
(
els.
,
1362
):
Do sant Vincencie eine kleine stunde an dem bette geruͦwete, do gap er sinen geist gotte in den himel.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
vn sein auch solche zaichen dem leser als ruwstett, dabey er ain mal still stehen, geruwen vnd etwas bedencken mag.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz bezaichent daz wir die úbelen gedenk niemer sont lan geruͦwen uff únsrem hertzen, die únser sel entrainent.
Adrian, Saelden Hort
5332
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
Ir rainen wip, ir werden man, | sit hertz nit geruͦwen kan | in libe kain wile, | es bald fúrbas ile, | so son wirs mit den besten | creaturen mesten.
Feudel, Evangelistar, V.
463
.
2.
›jn. unbehelligt, in Ruhe, Frieden lassen‹.
Wortbildungen:
geruhigen
(a. 1495).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Do reden beide iungen ind alden, | dat men den busschoff solde halden | [...] | ind nemen iren here, | dat hie die stat leis geroin | ind den rouff wolde weder doin.
ind doin in dat sy vns wolden doin, | so laissent sy vns vort me geroin.
3.
›sich im Zustand innerer Ruhe, Gelassenheit befinden‹.
Wortbildungen:
geruht
2.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
waz so ime rosenrot, vyol, lylien und allerley varwe der bluͦmen, so sin hertz da von in keiner wise kan geruͦwen?
Schmidt, Rud. v. Biberach
142, 11
(
whalem.
,
1345
/
60
):
„Tvͥbe“, die „sitzzent“, geruͦwent in erhabenem gemvͤte.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
die gnad Gots ist unsichtig, sy sind in dem aller geruͤtisten frid.
4.
›rasten, ruhen, mit einer zielgerichteten Tätigkeit aufhören, von Unrast ablassen, bis etw. erreicht ist‹; sehr oft negiert.
Nrddt. / md.; Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
keine weile g., nicht eine stunde, den abend bis den morgen nicht g., weder tag noch nacht g., die gier, die gedanken nicht g., nicht / nimmer g., bis [...]
oder Hauptsatz im Konj. oder Hauptsatz mit Negation mittels
en-
(+ Konj.);
e. S.
(Gen., z. B.
des leides
)
(nie) g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Als ketzer hutestages tuent, | Die nimmer tac noch nacht geruent | Sie enstoren die cristenheit.
So lose mich [David] von den blutigen ie | Die mins leides geruten nie | Sie ensugen minen geist.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
weder durch hôcheit von lebene noch durch hôcheit von vride sô engeruowet got niemer, er enjage und entrîbe alle zît dar zuo, ez werde offenbâr der gerehte.
Dar umbe suln wir niemer geruowen, biz wir daz werden, daz wir in im êwiclîche gewesen sîn.
das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag; darumb so geruͦwet es nymmer, es komme(n) in die selben natur.
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 22, 8
(Hs. ˹
wmd.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
Die gir nicht e geruwen mac: | wie eben ez wac | ein ieglich dinc, mit voller rede ie lac, | daz wold in sinen ursprinc wider.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
so geroͤge wir weder tag noch nacht, | ouch wil ich dar noch ymmir ringen, | ich wulle dir vil sele brengen.
Strauch, Par. anime int.
117, 14
(
thür.
,
14. Jh.
):
ein mensche insolde nummir ufgehorin noch geruwin, he inmachite Gode eine stat in ume.
Ebd.
15
:
David sprach: ,ich instade des nicht daz ich ummir intslafe oder geruwe, ich inhabe Gode allir erst eine wonunge in mir gemachit‘.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Mine gedanken sint alle zit an vnkvischeit geneiget vnd mac eine stunde nicht geruen.
Helm, a. a. O. ;
Quint, a. a. O. ; ;
Jostes, Eckhart
32, 1
;