gerste,
die
,der
;-n
(zu die
)/–
.1.
›Gerste (als Pflanze), Hordeum L.‹.Zur Sache:
Marzell
ff.2, 885
Phraseme:
eine gähe gerste
›ein allzu schneller Mensch; voreilige Angelegenheit‹; als eine reife gerste wachsen
›nach unten wachsen‹; die gerste ist gedroschen
o. ä. ›der Erfolg ist sicher‹.Syntagmen:
g. schneiden / dreschen, das feld g. tragen
; die g
. (Subj.) schossen, in die halme einschiessen, im schwaden liegen
; für
[›statt‹] die g. jm. dornen wachsen, in den gersten jäten / kräutern
; die reife / zwei-, sechsschichtige g
.Wortbildungen:
gerstenacker
gerstenfeld
ins gerstenfeld hinein waschen / reden
›ungezielt reden‹; a. 1642), gerstengarbe
gerstengras
gerstenhalm
gerstenkrieche
krieche
›Pflaumenschlehe‹; zur Motivation s. u. ; wohl Klammerform aus gerstenerntekrieche
), gerstenrade
gerstenspreuer
Belegblock:
das aus dem Weitzenkorn nicht wird ein Gerstenhalm noch aus dem Gerstenkorn ein Rockenhalm.
ward geschlagen der Flachs vnd die Gersten / Denn die gersten hatte geschosset.
auff ein warmen Tag / | Als der Gersten im Schwade lag / | Vns Gott bracht alle vier zusamen.
Ebd.
669, 5107
: Das die Koͤrb anfangen zu beben / | Vnd endlich sich all auff einmahl / | Zu den Froͤschen waltzen ins Thal / | Als sehe man GerstenGarben ringen.
Von vngleichen sagt man: Er sicht jhm so gleich / alß were er jhm außm Geseß geschlupfft: Wie ein Putzen im Gerstenacker einem Menschen.
Dysteln mir wachse vur diz korn | Und vur dy gerste scharfez dorn!
Ez [velt] treit blumen, viol, cle, | [...] | Rosen, lylgen, boume, dorn, | Weize, gerst, haber, korn.
Und ist recht, das man dinckel, weiß, erbes, gersten, linßen und wicken schneyden mag an lawbe.
Gerstenratte. Aegylops, aliès Festuca. Auena sterilis.
Gaͤrstenkriechen / Das ist / gaͤrsten farb / oder die vmb die gaͤrsten ernd kom͂end. Hordearia pruna.
ain grosser hagel, erschlug koren, haber, gersten, flachs, alles in grund.
soll und mag auch ain yedes, wer der oder die seien, in den gersten uff iren selbst aigen ackern wol jeten.
Der waͤchßt / als ein reiffe gersten / hic crescit ut maturum hordeum, id est decrescit uti solet hordeum, cum maturum. [...]. Zweyschichtige gersten / die gemein Futter gerst / nur mit zweyen zihen / quod duos ordines habet. Sechsschichtige gersten [...], cuius spicæ sex ordines habet [...]. Das tragende vnd saͤugende Vieh / Winters zeit mit Omat
[›Grummet‹]
vnd Gerstengros vnterhalten. entrewn das wer ein gechew gerst, | dew man geset hiet aller erst.
dw pist gar ain gähe gerst, | Dw wil albeg sein der erst.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
262, 30
; 2.
›Gerste (als Frucht, wie sie als Viehfutter, zur Zubereitung einfacher Speisen, zur Bierherstellung, auch zu medizinischen Zwecken dient)‹; begegnet in den Belegen vielfach in Aufzählungen mit anderen Getreidearten (haber, kern, korn, rocke, weisse / weize
) oder Wirtschaftspflanzen (mehrfach: arbeis, bone, linse, hanf, hopfe, malz, man
›Mohn‹, spelz, weid
).Phraseme:
jm. stöst die behemische gerste auf
›jn. überkommt die häretische Tradition Böhmens‹.Syntagmen:
g. bestellen / ausfüren / (ver)kaufen / malen / neuen
›stampfen‹ / auswaschen / sieden / stampfen, auf den markt bringen
, [wohin, z. B. gen Livland
] füren
; g
. [wo] wachsen, zu brot dienen, futter sein
; mit g. mästen, aus g. bier sieden, an g. verkauf geschehen, spreu von der g. fliehen
; g. zum bier
; die reife / gedörte / gekochte / gestampfte / gewaschene / gewelte g
.; ein hafen / mut / malter / scheffel g., eine last / metze / stiege, eine hand vol g
.; ein mas der gersten, der teig von gersten, der topf vol gersten, das schif mit g
.Wortbildungen:
gerstammer
Suolahti, Die dt. Vogelnamen.
), 1909, 107
gerstelich
gerstemand
gerstenbauch
gerstenbier
gerstenbrühe
gerstenbrauer
gerstenbrei
gerstenbrot
gerstenernte
gerstengerz
grütze
, ; s. in vorliegendem Werk grüsch
), gerstengraupe
gerstenhafen
gerstenhülse
gerstenkuchen
gerstenmalz
gerstenmüle
gerstenmus
gerstenpfründner
gerstenzehent
gerstenzins
gerst-
und gerste-
; dazu bdv.: vgl. ), gerstgräusse
3
›Körnerfrucht‹), gersthärte
gerstling
gerstammer
Belegblock:
item 20 m. gereytsgeldes. summa der gersteczins 3100 scheffel.
Kornhuws: [...] 2 grosse habermalcz im malczhuwse, item 70 scheffel gerstenmalcz.
20 leste gersteczenden. item 18 hengste uf dem grase.
9 scot vor 5 scheffel gerste und 7 scot vor lywandt uf die kasen.
habe wir czu Gotland legen bie Claus Rodaw 1600 scheffel gerste, dovon ys die gerste nicht abegerechent, die dem foythe von Gotlandt wart.
Ebd.
118, 18
: do haͤt her uns weysen und rocken, geͤrsten vor gekoufit.
29 leste rocken, 166 sch weyse, 615 sch gerste, 350 sch malcz, 50 sch erbis, 3200 sch habir.
das sie las bis das die Gerstenernd vnd Weitzenernd auswar.
Ebd.
Hes. 4, 12
: Gerstenkuchen soltu essen / die du fur iren augen / mit Menschen mist / backen solt.
van CLIII malter II ½sumber g(er)stens malts zu mache(n) ad III schilling.
dru maze der gersten, | Der libern und der ummersten, | Die kouft ich vor dem gerichte | Mit eines pfenninges gewichte.
so man einen bakoven heizet und dar în leget einen teic von habern und einen von gersten und einen von roggen und einen von weizen [...] brôt, der ander wirt rûcher, der dritte noch rûcher.
Von idus gerstemandes biz man ses wochen zu ostern hat, sollen sie ummer zu nonen inbizzen.
Ordeacius gersten [...] gerstelich.
Auß Gersten sied ich gutes Bier / | Feißt vnd Suͤß.
daß etliche bierbrewer die gersten in großer anzahl, ehe dann sy uf den gewönlichen platz zu failem marck bracht wirdt, allein zu sich kauffen.
Dar nach sin sunde vluhet | Sam spru tun von der gersten.
Es sal auch in unser Sudenburg [...] keyn weiszen ader gerstenbier zu sellen [...] zugestatet werden.
wen der kunig hot groze schunen getreydis, gerstin, hirse und rys, das her heldit vier jar.
Wenn das vihe stirbet, sol man einen topf vol gersten nehmen, darüber waßer gisen und daßelbige am feuer 3 mahl nacheinander lasen aufsieden.
gerstengraupen in öle geweicht vnd / darnach gestaupet vnd geseget.
es ist nyndert ein gersten pauch, | er sey umb das maul rauch.
Gerstenmuß od’ griesmel.
Einer sagt, im getraumet het, | Wie von dem berg abwaltzen thet | [...] ein gersten-brot.
Es stosset dir weiter vff die boͤhemische gersten, das du sprichst cristus sei kein haupt dan allein der frumen vnd guͦten.
Cluma, Ein gersten hülßen.
Gerstenmuͦß (das) Kochete gersten / Wirt den krancken an statt der speyß vnd trãck gaͤben.
Gerstham͂er / buntinga, vescitur hordeo & tritico, genus passeris & linariæ.
Er waißt weiß vnd weg / dardurch Eucrates stracks zuͦ der Gerstenmuͮhl fleucht / da man die Koͤrnlin malet
[steht für:
auff die flucht sich begeben].
Ebd.
:
Gerstenbrüe [...]. Ein geroͤstet gerstenbrot / weltzet sich. [...]. Gerstengertz / da Meel vnd Kleihen bey einander / wie es zur mastung fuͮr die Schwein vnd das gefluͤgel gemacht wirdt. [...].
Ez sol ein iegleicher fragner mel, gerstgraͤwzz und swaz die fragner verchauffen wellent, vail haben vor iren chellern.
Für die khelsucht Nimb ain hafen gersten vnd seudt die in wasser, Abenthawurzen.
[Dy fragnerin] süllen mügen türren verkaufen dyse nach geschribne ding: Dür arbais, pan, linsen, [...], haberprein, gerstenprein, dingkelprein.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
4, 27
; Sattler, a. a. O.
201, 5
; Hertel, a. a. O. ;
Scholz, a. a. O.
232r, 16
; Mon. Boica, NF.
2, 1, 31, 28
; Rennefahrt, Gebiet Bern ;
Eis, Gesundheitsl.
149, 31
; Nyberg, Birgittenkl.
1, 179, 30
; Rechn. Kronstadt
3, 54, 3
; Bremer, Voc. opt.
13128
; Schles. Wb.
1, 405
; Öst. Wb.
3, 828
.3.
›Gerstenbrei, ein einfaches Mus aus gerste
2‹.Phraseme:
[wenn nicht A], so ist gerste kein mus
o. ä. eine alltagspraktische Beteuerung der Sicherheit von A.Wortbildungen:
gerstenfresser
gerstensak
gerstentrank
Belegblock:
Hat ein man korn, daz he ezzen wil, oder gerste, di he zu sime tranke wil, oder vleisch zu siner spise [...], daz insal ein man alliz zu rechte nicht verschozzen.
Des abends: zwei zugemüse, als gersten, graupen, ein essen gebacken obst, und ein molken.
nemen papellen bletter vnd epfen / vnd marrabium vnd honig vnd gersten, vnd / temperier das ze samend ze ainem pflaster.
Wenn si nun ain gersten hand gessen, | So singends dennocht wol vesper und messe.
sy [frowen] sönt ouch myden | Alle grobe herte spyse | [...] | Bonen linse myde ouch | Gersten roͮwes obs darzuͦ.
Jst das nit ein gefenglich buͦß, | So sy mir gersten ouch kein muͦß.
Ebd.
4206
: Gib jm gersten / iß du mandel / ryß!
Ptisana [...]. Gersten wasser / oder ein gersten tranck.
Ist das nit geschrift, so ist gerst nit muͦs!
4.
›Gerstenkorn (am Auge)‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Wortbildungen
(verdeutlichend): gerstenkorn