gericht,
gericht(e)s,
Adj.
(in 1) / Adv.,
die -(e)s-
Formen nur adverbial.1.
›gerade, geradeaus, in gerader Richtung (verlaufend)‹; unter vertikalem Aspekt: ›senkrecht‹; ütr.: ›ohne Umwege, direkt‹.Phraseme:
gerichtes aus
›geradeaus‹.Syntagmen:
die wege gerichte sein
; sich gerichte ansehen, jm. gericht helfen, gerichte
[wohin] reiten, die sonne gerichtes über js. haupt gehen, das erdreich gerichtes zwischen dem mon und der sonne gesezt sein, die sele gerichte in got aufgekert, etw. gerichtes aufgebaut sein, die sele dem leib gerichte leben geben, die brücke gerichts zu der stat gehen, die strasse g. in den himmel leiten, die Pegniz gerichts
[wodurch] fliessen, dem ebennechter gerichtes unterliegen; gerichte abwärts, die gasse gerichts durch, dem weg gerichtes nach, gerichtes durch das tor, gerichtes über die Enns, gerichte bis an die Oder, gerichtes von mittentag gegen dem himmelwagen, von den augen gerichte nieder; die gerichte strasse
.Wortbildungen:
gerichtigs
Belegblock:
daz man von Denemarke | gerichte zû kegn Lubek reit.
VElch pfert starblynt ist. [...] dem busse also: mys sechs ffynger von dem ougen [...] gerichte neder und sneit uff die hutt.
di [cherubin] sahen sich gerichte an, | daz heten si vor me getan.
Ich reyt mit mynem knechte die rechte gerichte strosse uß dorch das land.
wan di sele gerichte ist ufgekort in Got mit fornuftikeit, so ist di sele man und ist ein inist nicht zwei.
von dem were des grabin gerichte bis in di odir.
Allen menschen ist er gewesen schadhaftig, [...], yczund gericht und offenlich, nü ungericht und heymlich.
von der selbigen lägerfluͦ, [...], gerichtigs dem anrein nach.
in den zwain puncten sint den leuten zwu hoh sunwenden, so deu sunne gerihtes get auf iren haubten.
Ebd.
51, 23
: Nu bruͤfe wir ainen kraiz auf der erden, der gerihtes underlig dem ebennehter.
der môn verleust seinen schein, wenn daz ertreich gerihts ist gesatzt zwischen dem môn und der sunnen.
Vergeltes, der do fuͤr uns lait | Den tod, der helff uns gar gericht | Tze iungst hin fuͤr sein gericht.
gen Pirchfelt mitten auf die pruggen und nach der Feistriz gericht abwerz.
die werch gottes die sint volkömen, vnd alle seine wëge die sint gerichte.
2.
›sogleich, sofort, unverzüglich‹.Syntagmen:
g. sprechen, g
. [wohin] wollen, g. etw. (worte) beten, etw. g. an sich nemen, jn. g. erkennen / bringen / austreiben, jm. gerichts helfen, jm. gerichte etw
. (z. B. eine botschaft
) bieten, die wollust gerichte den gedanken folgen
.Belegblock:
andre botschaft zu in vant er [Allexander]; | er enpot in die gerihte.
so volget den gedancken gerichte | zu hand des liebes wollust.
Sie aber kennt den son gericht, | Sah in an mit frölichm angesicht.
Schüttet vor gott auß ewer hertz | [...] | So hilffet euch der herr gerichts.
Auch ver beit er ge richt, | wir sollen richten nicht.
Niewöhner, Teichner
688, 32
.3.
folgende Belege können sowohl im Sinne von 1 wie von 2 interpretiert werden: ›geradeaus, schnurstracks; sogleich‹.Syntagmen:
gericht(e)
[wohin] eilen / fallen / gehen, keren, gerichtes in die helle müssen
.Belegblock:
Er wart gebracht gerichte | Vor des grisen ougen da.
Wann ir dann auf erden nicht mer zu schaffen habt [...], so müßet ir gerichtes in die helle.
Gereke, Seifrits Alex.
7723
.4.
›fest, sicher‹.Belegblock:
Mein Gott, auff den ich hoff gericht!
Daran erkennen wir gericht | Den heiligen geist der warheyt.
Ein red, die zu unzeit geschicht, | Die reimet sich eben gericht | Wie ein fröliches seitenspil, | Das man eim trawrign schlagen wil
[ironisch].
Die Hurerÿ | vnd die vnreini keit, | [...] | laset ge richt | solches gar nicht | von eüch ge saget werden.