gerben,
gerwen,
V.
1.
›jn. / sich / etw. bereiten, rüsten, schaffen; etw. verursachen, bewirken‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Vnd was sich thut im leben gerben, | Das muß allsam des Todes sterben.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Vatir, sende mich nu uss uff desne viende, das ich mich gerbe.
Neumann, Rothe. Keuschh.
685
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wilch wibes namen sich dar zu gerwet | das si ir antlitze schone verwet.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
194, 42
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Nim ein messenes dünnes blech, das reine geschabet und mit dem stahle gegerbet sey.
Pyritz, Minneburg
4558
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
ach got, waz gerbet | Din hoch gewaltig kraft an mir?
Gille u. a., M. Beheim
354, 87
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ainen prei pring uns hir, | dar zu ain muss von erwes. | nun streich es durch und gerw es | und lass uns greiffen zu.
2.
›jn. / sich kleiden, schmücken‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
42, 13
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
dy [tresilkamirn] do syn vor dem sunderlichin gebuyde, synt heilige tresilkamirn, in den sich gerbin dy prister
[
Luther
1545:
kleider anlegen
].
Beyer, UB Erfurt (
thür.
,
1352
):
wann er mit der prozession gekronet und gegerwet gehet.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der walt hat sich geferbet, | rot wiss vnd grun gegerbet mit mancher werder bluͦte.
3.
›jn. prügeln, schlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  1, ,  3.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Hilfft aber nicht das teglich gerben | Der Hundt, das drumb die Esel sterben.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der helt so vrischleich gerbet | Mit swertes stichen und mit slegen.
4.
›Korn in einem Mahlgang enthülsen‹.
Wortbildungen:
gerbröre
›Auslaufrohr für die durch Gerben enthülsten Körner‹ (a. 1567).

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 578, 1
(
schwäb.
,
1588
):
wann ainer gerbt, so soll der miller den kern außröden und die spitz dem, dessen daß guett ist, geben.
Ebd.
3, 716, 6
(
schwäb.
,
um 1585
):
an der gerbmülin soll das mülwerck, die mülin, daß windhauß, daß rohr und der kast dermassen versehen sein, auf daß fürderlich gegerbt, der kehren nit zerstossen und kein kern in den sprewern bleibe.
5.
›Häute von Tieren, Leder gerben‹.
Wortbildungen:
gerbeisen
›Werkzeug zum Gerben von Fellen‹,
gerbhafen
›Gerberei‹ (a. 1406),
gerbhof
›Gerberhof‹ (a. 1414),
gerbrad
›Gerbrad in der Lohmühle‹ (a. 1392),
gerbreiter
›weites Sieb beim Gerben‹ (a. 1527).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1400
):
1 m. vor 90 zabel balge zu gerben dem meister.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
261, 38
(
preuß.
,
1396
):
in der trappenie czu Ragnith: [...] 100 gegerbter veel.
Ebd.
690, 18
(
preuß.
,
1407
):
Satelhus: item 12 rytsetel, item 20 stuke gegerwtes leders.
Ders., Marienb. Ämterb.
8, 31
(
preuß.
,
1414
):
4 schok ochsenhuwte, dy gegerbit syn.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 108, 23
(
md.
,
1404
):
keinem manne, der ausswendigk der stadt gesessen ist, sall man kein leder gerben.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1469
):
Auch sal keyner, der kurssenerhantwerg zu Franckfort tribet, hinfure hondeshude oder felle gerben.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
62, 5
(
Frankf.
1568
):
Ich mach mancherley Werckzeug art / | [...] DrehEyßn / GaͤrbEyßn / in vil Werckstat.
Spanier, Murner. Schelmenz.
37, 18
(
Straßb.
1512
/
3
):
Hoͤr, wie kützelt sich der schalck | vnd gerbet mir ein iltis balgk.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
A. 16. Jh.
):
Es ist gesetzt über die ledergerber, das sin ainer ieglichen häute, so si gerben wöllen, sollen gerben vier newe law.
Lemmer, Brant. Narrensch.
102, 70
(
Basel
1494
):
Man kan das beltzwerck alles verben | Vnd duͦt es vff das schlechtest gerben.
Bastian, Runtingerb.
248, 3
(
oobd.
, Hs. 
v. 1325
):
Die schuworchten unde di gerewer haben ouch eine innunge mit einander hi in der stat, also daz nimant gerewen noch schuwerc wirken sal.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 1
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 15a, 2
;