genug,
genung,
Adj.
1.
attributive Verwendung: ›genügend, ausreichend, viel‹; offen zu 5.
Syntagmen:
auch dem Bezugswort nachgestellt.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
):
Wo wird doch Minos finden gnung Strafen nur für dich?
Beckers, Bauernpr.
51, 12
(
Köln
1515
/
18
):
Oly botter honich vñ fleisch genoich.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Man satzt mich auch zu dem gesind; | Daran hett ich ain gut genug.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 48, 1
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
Genuge herren haben wandelberen mut.
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 70
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 37
;
Göpfert, Wb. Katechismus
91
f.;
Schmitt, Ordo rerum
605, 3
;
714, 7
;
Voc. Teut.-Lat.
l iiijr
;
l iijv
;
Voc. inc. teut.
h viijv
;
Hulsius
G iijr
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Vorarlb. Wb.
1, 1124
.
2.
adverbielle Verwendung sowie Gebrauch als präd. Attr.: ›aus-, hinreichend, genug, ausgiebig; viel‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Got hette mit sime schine | Den menschen gnuc wol irlucht, | Ob in des hette gnuc geducht.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Beym kleinen Bruñen kan einer so genug trincken / als beym grossen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
583, 2426
(
Magdeb.
1608
):
Mitler weil wollen wir nicht schlaffen / | Sondern jhn Erbeit gar gnug schaffen.
Luther, WA (
1530
):
das ich sie [Sophisten] bis her nicht recht und gnug gemalet habe, sondern allein auff ein papir schlecht abgerissen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
136, 5
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Marckair müß diesen mort dure gnug bezalen.
Froning, Alsf. Passionssp.
1891
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ich hon dich gnungk gehort.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
68
(
Frankf.
1535
):
wann du wissen wilt ob es genuͦg gesotten sei / so nim ein feder / vnd stoß die darinn.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
also daz wir wænen wölten, daz wir in genuoc dâ mite gelobet und erhaben hæten.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Pilat [...] | Sprach er ist gstrafft gnug vberaus.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 16, 20
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
daz disputirete ich genuc.
Lauchert, Merswin 20. (
els.
,
1352
/
70
):
dv wurst inwendig gnvͦg gevͤbet werden mit demme daz dv dise zit liden mvͦst.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Vnd der buer laufft von dem pfluͦg, | So geschehe dem ackern nit genuͦg.
Bauer, Geiler. Pred.
94, 20
(
Augsb.
1508
):
Das er sich nye genuͦg künd verwunderen in dem werck unnsere erloͤsung.
Schmidt, Rud. v. Biberach
88, 21
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Von dirre materia ist da vor gnuͦge geseit.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
23, 2
(
noobd.
,
1347
/
50
):
wanne deu uͤbrig hitz verzert gnunk die feuhten und den gaist in dem menschen.
Weber, Füetrer. Poyt.
331, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er hat erliten gnŭeg für dise schullde.
3.
Graduierungspartikel, ein bestimmtes Maß mit Bezug auf ein Adj. nennend: ›ausreichend, ziemlich, sehr, durchaus‹.
Syntagmen:
dem Adjektiv meist nachgestellt.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Diz waren gnuc seltzene dinc | Daz des ein stimme vorjach.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Geld vnd Gut macht niemand reich genug.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
144, 24
(
rhfrk.
,
um 1435
):
vnd der hat mir befolhen wan ir alt gnug werdent zu dienen / so sol ich vch yme bryngen.
Froning, Alsf. Passionssp.
4329
(
ohess.
,
1501ff.
):
want hie obel gnung gehandelt ist.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
70, 41
(
omd.
,
1487
):
vnnútze wortt lernen zcúreden darzcu sein sÿe alt gnugk.
Thür. Chron.
6r, 26
(
Mühlh.
1599
):
der [Hannibal] war jhr Straͤffer vnd Strafft sie hart gnug.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
ich will Mittel schaffen / daß dem Feinde bange genung werden soll.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
daz sie im starck genung wolten sein gewesen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
sie wol sahen / wie er sein Leben ihnen theuer genug zuverkauffen gesonnen waͤre.
Dreckmann, H. Mair. Troja
51, 9
(
oschwäb.
,
1393
):
ez ist iu und mir gnug offenbar, wie vil wir schanden [...] von den kriechen haund geliten.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
doch bedurfent wir dirr manung in disen ziten nit, won wir sint alle gnug beschaiden.
Lemmer, Brant. Narrensch.
56, 5
(
Basel
1494
):
Julius der keyser / was genuͦg | Rich / maͤchtig / vnd von synnen kluͦg.
4.
prädikative Verwendung in Verbindung mit
sein
: ›ausreichend, genügend, genug‹.
Syntagmen:
mit Gen. d. P./S., vereinzelt auch mit präpositionalem Anschluss (
zu
),
dass
-Satz oder Infinitiv.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
4881
(
Magdeb.
1608
):
All gnug ists / wenn man das mag spuͤren / | Das er allzeit wil recht regieren.
Rueff, Rhein. Ostersp.
1863
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
wie daz czweihundert pennigwert broit | weren nit gnong zu des volckes noit.
Strauch, Par. anime int.
1, 5
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan mit eyme reinen herzin ist ez gnuc.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan dirre mensche hât einen willen, mit dem er genuoc wil sín dem willen gotes.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe enist im niht genuoc, daz wir ze einem mâle ûfgeben uns selber.
Henschel u. a., Heidin
603
(
nobd.
,
um 1300
):
Noch waren helde genvch | Die ir wille da zv trvch | Daz si in wolden bestan.
Keil, Peter v. Ulm
235
(
nobd.
,
1453
/
4
):
dorzu nym öl, des gnug sey.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
Es sei genunk, daß ein ietlicher mensch in seinem hertzen got verjehe.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
19, 36
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das dritt ist [...] die einfließung der genaden und das ist allain genug.
Dietrich. Summaria
29v, 37
(
Nürnb.
1578
):
das es noch nit gnug sey zu der seligkeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dise begerunge die enist nút gnuͦg.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2597
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Nun hoͤrent vff mit guͦtem fuͦg! | Mich bdunckt, des schimpfs sey yetzt genuͦg.
Sappler, H. Kaufringer
3, 459
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er kam des suntags fruo dar | und mit im all sein rät gar | da was weiser lüt genuog.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Von seinen finanzen und abtregen ist nit gnug zu sagen.
Bauer, Geiler. Pred.
473, 18
(
Augsb.
1508
):
Sonder es ist gnuͦg dass du sein hast ain muͦtmaß wissen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
44, 11
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Es ist da mit ǒch nút genuͦg.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außkochen / Kochen biß es genuͦg ist.
Wyss, Luz. Ostersp.
737
(
Luzern
1583
):
Abraham, es ist gnuͦg, mich wol vernim.
Qu. Brassó
5, 457, 27
(
siebenb.
,
1613
):
Sie können den Vorrat, dar gnug ist, wohl auffressen.
5.
›eine Menge, ein ausreichendes Maß von etw.‹; mit folgendem Substantiv, oft in Verbindung mit Besitz anzeigendem
haben
.
Syntagmen:
mit Gen. d. P./S., oft auch mit unflektiertem Substantiv, mit präpositionalem Anschluss (
an
), auch mit folgendem Infinitiv.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer an einem Ey genug hat / der laͤst die Henn lauffen.
Luther, WA (
1530
):
Wyr haben des biß an hals gnug an uns.
Rosenthal. Bedencken
14, 37
(
Köln
1653
):
die Schrifft selbst gibt von solcher weise Zeugnuß gnug.
Hajek, Guͦte spise
41
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
des krutes nim genuͦc.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 5, 8
([
Worms
1521
]):
vñ also / do gnüg Christe͂bluͦts vergossen gewest.
Feudel, Evangelistar
35, 22
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
an czweyn hundirten brotes han sy nicht gnuk.
Küther, UB Frauensee
114, 30
(
thür.
,
1347
):
Ouch sint geczuge alle disir rede der erber man her Conrad Sterre [...] und ander lute gnug.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
176, 2
(
thür.
,
1474
):
so habin sy der ersten vorwillunge gnug getan.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ich vürhte, ich entuo niht genuoc vlîzes dar zuo.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Ich habe Schazzes genung / daß mein Kind noch lebet.
Keil, Peter v. Ulm
102
(
nobd.
,
1453
/
4
):
temperyr das vnter einander vnd laß es vnter einander sieden, piß es sein gnug hat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
auch preut man gar vil piers hie, daz man piers genunck fant piß auf pfingsten 1450.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein jede Stimm, ein jede Zung, singt diesem HErren allzeit Lob genung.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
wir haben Leute genug.
Karnein, Salm. u. Morolf
759, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Morolf hette creffte gnug.
Roloff, Brant. Tsp.
474
(
Straßb.
1554
):
Du woͤltst ine gnug zuͦ essen geben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 233, 17
(
Hagenau
1534
):
Wilt du geldt haben / so wird eyn Amptman / so hast du sein genug.
Sappler, H. Kaufringer
1, 55
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
da hetten si gemaches gnuog.
Bauer, Geiler. Pred.
102, 27
(
Augsb.
1508
):
du hast vernunft gnuͦg darzuͦ.
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 4, 7
([
Augsb.
]
1523
):
man hatt genuͤg am glauben.
Ukena, Luz. Sp.
740
(
halem.
,
1575
):
Mich dunckt es hab deß pfeffers gnuͦg.
Fuchs, Murner. Geuchmat
2886
(
Basel
1519
):
Es ist nit not, die all zuͦ sagen, | Die vor zyt in alten tagen | Vff die geuchmat kummen sindt, So man gnuͦg der nuwen findt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
an dem sibenden [tag] gibt er [prunn] gar gnunk wazzers.
Bauer, Imitatio Haller
99, 22
(
tir.
,
1466
):
wend ain idlicher mensch der hat denn genueg czue tragen an seiner aigen purden.
6.
phras.:
genug tun
›einer Bitte nachkommen; jm. Genüge tun, entsprechen; Genugtuung leisten; jm. Abbitte leisten; für etw. büßen‹; vielfach in rechtlichen und sozialen sowie in religiösen Bezügen, in letztem Falle im Zusammenhang mit der Rechtfertigung.
Syntagmen:
oft mit Dat. d. P./S., auch mit Gen. d. P./S. und präp. Anschluss (
für
).

Belegblock:

wir wolten mit wercken gnuͦg thuͦn für die sünde.
Wunderlich, Fierrabr.
145, 6
(
Simmern
1533
):
das er seinem verheischen zwischen jr vnd Gui von Burgundien gnuͦg thette.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
307, 35
(
thür.
,
1474
):
so mochte her deme vorigen rechtspruche nicht gnugk gethun.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
daß diese Tabell nicht auff eine oder die andere polus hoͤhe gerichtet sey; sondern allen orten auff der Erden gnug zu thun vermoͤge.
Gille u. a., M. Beheim
76, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Man mocht wol fragen, ob nicht kund | der mensch selb gnug ztun fur die sund mit reu, puss und in massen | mit andern guten dingen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
105, 16
(
Nürnb.
1548
):
wie vnmüglich es sey / das ein mensch für suͤnd gnug thun / oder bezalen solt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann pilatus wolt genuͦg thuͦn dem volck er ließ in barrabam.
Ruh, Bonaventura
341, 2
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
das sy got vnnd dem aller edlesten menschen in ainikait der person muͦst gnuͦg thuͦn.
Bauer, Geiler. Pred.
318, 28
(
Augsb.
1508
):
Es ist wenn man dem schleck genuͦg thuͦtt / das man isset von lustes wegen.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Nun aber beeden Theilen genug zuͦ thun / will ich nur etliche [...] Miracula [...] anzeigen.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Nun han ich uwerem gebott genuog gethan und han myn truwe ritterschaft von mir gesantt.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1401
):
vntz das er dem kleger vmb sin sach gnuͦg tuͦt.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
573, 24
(
halem.
,
1495
):
so sol ouch der stubengesell den gesellen gehorsam sin und iren usspruch halten und dem gnuͦg tuͦn.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wan der kunig wollt der teding auch genueg tun und erstrecken.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
75, 573
(
tir.
,
1466
):
aber die czeit vnd die stund die würd kchömen, das ich genueg mues thuen mit dem tod.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
225
(
schles. inseldt.
,
1460
):
her wil em genuk thuen noch fromer lewte roth.