geniessen,
V., unr. abl.
1.
›Freude, Vergnügen an etw. haben, sich an jm./etw. erfreuen, etw. genießen, an etw. Gefallen haben; Liebesgenuss erfahren‹.Syntagmen:
absolut ohne Ergänzung, mit Gen. d. P./S., Akk. d. S.Belegblock:
Wan ich die allerschoͤnste Creatur der Welt / [...] werde besitzen vnd vollenkoͤmlich geniessen.
wil si [Creatur] zu Gott kommen / vnnd seiner geniessen / so muß sie an jhr selbst auffhoͤren zuseyn.
lieben und nicht geniessen, das moͤchte den Teufel verdriessen.
Meins Weydwercks ich offt wol geneuß.
So geneußt der veiol nicht seiner schönen farbe, seines reichen rauches.
des sint eczliche di wollin der [affen] genyzen.
Mich bedunkt, erfarn ze haben, das dies die arbeten einer hitzigern suese genisen in Christo dann etwan die andern.
Denn das ander alles ist zeitlich / vnnd wir koͤnnen sein lenger nicht / denn hie auff erden / geniessen.
ich haun besunder trawen auf dich; | das soltu laun geniessen mich.
Got helf úns, daz wir diser heiligen tohter und aller siner lieben frúnden geniessen.
des suͥllent si dan ouch geniessen, als verr und recht ist.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
34, 12
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 186
; Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 60
f.; Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 127
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 69
; Brinckmeier
900
; Vorarlb. Wb.
1, 1121
.2.
›Nutzen, Vorteil von etw. haben, von etw. profitieren, Nutznießer von etw. sein, in den Genuss von etw. kommen, etw. genießen; von etw. Gebrauch machen, etw. in Anspruch nehmen, benutzen, gebrauchen‹.Syntagmen:
mit Gen. d. P./S., vereinzelt auch mit Akk. d. P./S.Belegblock:
Sonderlich der im Mittelstandt / | Dessen geneust daß gantze Land.
Sic mus ein gast, frembdling sein und geniessen frembder leute, die er nicht kand.
Wan eine gude salbe ich han. | Die wil ich vf in giezen. | Ich hoffen es gein gode geniezen.
di gaben zu guder fruntschaft me dan ses dusent gulden, unde des genoißen si des keisers.
Got seue hait vns helpe gegeuen, | der wir, off Got wil, soelen geneisen.
und sal doch unser wasser weide welde zu Ellenz gehorig genießen und gebruchen.
so moͤchte er fuͤrter diss vßzugs nicht gepruchen nach geniessen.
Des wel ich uch genisßen lan.
Her kan ouch weddir fründe noch framde genyssen.
wan sie dienent uns dar umbe aleine, daz sie unser geniezen.
di torechten unnd kuschen | ane liebe waren unnd lissen sich tuschen, | das si der kuscheit nicht genossen.
So sage ich zu dieser frist / | Das sie deiner sol geniessen.
Ach lieber Gott das wollst du thun, | Vnd vns der vorbitt gniessen lon.
das anderwo kein pergwerck aufqueme, in welches herrn teile das aufkumpt, der sol sein geniessen so er beste mag.
hilff mir gnad erwerben, | lass mich der freuntschafft gniessen hie.
denselbigen zu behalten also lang, wiß er der herschaft mag genissen.
das Christus solche feind vberwunden / vnd wir sein geniessen sollen.
edele kunigin, | das sollent ir mich geniessen lan.
Ebd.
737, 3
: laß mich genießen der tugende din.
Mancher muß des entgelten / des er nue genossen hatt.
nun seit ir als tugenthaft | hie gewesen gegen mir, | waͤrlich des geniessent ir.
so wurd Ir mt. solchs nit allain gemaine stat genedigist genießen lassen.
das allso dann ein gantze statt / land / und comun / eyner cleinen zal der fromen geniessen mag.
wess den jederman jm rechten getruwet ze geniessen.
Und huet dich vor unrechter hab! | Mensch, dez volg untz in dein grab, | Dez macht do wol geniezzen.
secht, der geneusst seinr bösen kunst.
swer leibgeding von der stat hat, | der sol seiner brief geniezzen.
darumb maint er seine kinder solten in sölchs geniessen lassen und ansehen.
man sol es maissen an steten do man sein süst nicht geniessen mag.
fundt aber ainer ain imp auf der frait oder gemain und mecht in genüessen zu seinem nucz, so wär er niemand nichts schuldig.
Das hauß vnd die übrigen Eckher, śoll ihr haußwirt ebner maßen [...] genießen.
3.
›etw. essen, verzehren, zu sich nehmen; von etw. essen‹; in religiösen Texten: ›das Abendmahl, eine Hostie zu sich nehmen‹.Syntagmen:
mit Gen. d. S., vereinzelt auch Akk. d. S.Belegblock:
Wolt auch gar nichts von dem geniessen / | Was die Kinder hetten gebissen.
Hingegen wer sich prüffet vor, | Vnd dan der Speiß geniesset.
so habent jr auch in dreien tagen keyn Speyß genossen.
dem der da gifft genossen hat.
Mit hungir liden unnd mit schiessen, | musse hunde unde katczen genyesssen.
so sint di lute do unde merkin wo sich di aren nidir losin czu genyzen des vleyschis.
Kein Speis vnd Tranck er kund genießen.
Als sie nuͤn alle amen gesprochen hand / haben sie die speis mit züchten genossen.
Das volck Israhel yß Egiptten land | Hatt ouch vff Christum sin verstand, | Dann alls das Osterlamb genossen, | Himmelbrott vnd wasser vom felsen gfloßen.
4.
›etw. erfahren, erhalten, erleben, erleiden, ertragen, merken, spüren; an etw. Anteil haben; jm. etw. zugute kommen, zuteil werden lassen‹.Syntagmen:
mit Gen. d. S., vereinzelt auch mit Akk. d. S.Belegblock:
Ein vnkeuscher Pfaffe hatte eine sonderliche andacht gegen Francisco / der genos er auch.
der selben tragkeit sy genossen | das sy vorsümeten di barmherzikeit.
Denn sie sol je des geniessen / | Das sie sich nicht hat lassen verdriessen.
Dez loß in, herre genisen | und / lo den zorn zeflißen, | den du pillich zu im treist.
Wie denn Got allenthalb verheist / wir sollē es mit reichlichē segen geniessen.
wann sein karkait was so gros, | das sein iemand icht genos.
Ebd.
3, 53
: er gab die siben opfer sein | und den zehenden oun alle pein. | sunst genos sein niemant vil.
wie hat sie die gemeind dessen genießen lassen?
Folget ein [...] Specification [...] der Indulgentzen vnd Ablaßen / die [...] zu geniessen vnd zu erlangen seynd.
laß geniessen mich, | das dir uß deiner seiten floß | das wasser und das pluͦt.
Da sweigen was mein besste schanz, | got sei gelobt, wes ich genoss.