genau,
Adj.;
in adv. Gebrauch auch
genaulich
.
1.
›genau, exakt, präzise, gründlich, sorgfältig, knapp, deutlich, nahe‹.
Zunehmend im späteren Frnhd.
Phraseme:
auf das genaueste
›sehr sorgfältig‹.
Wortbildungen:
genauheit
›Genauigkeit‹ (a. 1531),
genauigkeit
›Genauigkeit‹ (a. 1550).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor.
786, 21
(
Lübeck
1639
):
Wenn man das Liecht genaw putzt / so verlescht mans.
Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 19, 9
(
Wittenb.
1545
):
WEnn du dein Land einerntest / soltu [...] nicht alles gnaw auffsamlen.
Buch Weinsb.
2, 241, 17
(
rib.
,
1572
):
dan der van Mongomere hat die nacht in der vorstat gelegen, ist genau darvan komen.
Chron. Köln
2, 303, 2
(
Köln
1499
):
dat si ummer die geschichte der fursten koninge ind keiser genawlich upzeichenen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
17, 10
(
Frankf./M.
1626
):
wann man so einen genawen vnterscheid in dem e machen wolte / so müste man denselben auch im a [...] in stette obacht nehmen.
Göz. Leichabd.
164, 10
(
Jena
1664
):
Denn fassets [...] in etwas genaueres Nachdenken.
Mathesius, Passionale
41r, 23
(
Leipzig
1587
):
Ein ding dapfer / scharff / gnaw / fleissig vnd bedechtiglich außrichten.
Logau. Abdank.
170, 2
(
Liegnitz
1651
):
Ich habe aber meine Rechnungen genau durch sehen.
Chron. Nürnb.
1, 233, 34
(
nobd.
,
1372
):
die newen Frankfurter mit dem adler halten 22 garad und auf daz genewst einer gran mer.
Fischer, Folz. Reimp.
29, 94
(
Nürnb.
um 1488
):
Do hallst er die meyt, dort die fraw, | Dem glück darmit zu kumen gnaw.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
115, 37
(
Nürnb.
1548
):
das vater vn̄ Mutter in solchem fall die kind bedenken / nicht verschwenten / sparsam vnd gnawe sein.
Roloff, Brant. Tsp.
1230
(
Straßb.
1554
):
Ich hab war genommen gantz genaw.
Barack, Zim. Chron.
2, 77, 10
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
dann grave Endres ain besonder gros wolgefallen darab gehabt und darinnen, wiewol er sonst ganz gnaw gewest, idoch denen von Werdenberg zuwider und zu leidt kain costen sich bedauren lassen.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
9, 22
(wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Also auch das i, allain mitt engerer beschliessung der zene, die sich genawer beruͤren.
Jörg, Salat. Reformationschr.
238, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
die helgen sacrament erhalten jmm dorf Apptzell / wie wol gnaw / alls harnach ghoͤrt wirtt.
Klein, Oswald
117, 58
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Betracht ain jeder mensch genaw, | wie zierlich ist ain stät vernunft durch man und frau.
Turmair
5, 540, 27
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Ist vast genau auf das guet gewesen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
31, 5
;
Chron. Augsb.
9, 310, 23
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3354
;
9590
;
Rohland, Schäden
410
;
Voc. Teut.-Lat.
l vr
;
Hulsius
F ijr
;
Henisch
1490
f.;
Maaler
168r
;
188r
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
186
;
Dietz, Wb. Luther
2, 75
;
Pfälz. Wb.
3, 199
;
Schwäb. Wb.
3, 355
;
Schweiz. Id.
4, 879
.
2.
›kaum‹.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 69, 29
(
Frankf.
1550
):
Die arm Magt beklagt sich, sie vermoͤchte nichts, kuͤndte genaulich so vil verdienen, daß sie Kleyder und Schühe davon hette.