gemüt,
das
;-es/-er
, auch -Ø
.1.
›Seele, Psyche, Herz, Gemüt; Gefühl, Empfindung, Stimmung; geistige und seelische Verfassung des Menschen‹; offen zu 2.Vielfach poetische Texte sowie Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Phraseme:
etw. get jm. zu gemüt
›etw. geht jm. zu Herzen‹.Syntagmen
das g. entzünden / erlustigen / erofnen / schänden / stärken / stillen
; Doppelformel: g. und herz; das bewegte / erhabene / gesunde / getreue / gute / menschliche / sanfte / sichere / sorgliche / traurige / unverzagte g
.Belegblock:
Der [...] | arm wart des gutes | Und also kranc des gemutes.
Kaͤyser Augustus hat die Menschliche Gebrechen also pflegen zu vnterscheyden / das theils von der Natur erspriessen theils vom Gemuͤth.
so er sich weiter erhebet mit dem Gemuͤthe zuschawan die Goͤttliche Dinge.
Da bey man merckt das Franciscus ein Jungfraw an leib vnd am gemuͤte ist.
Wann dann das Gemüt sich erinnert / wo des liebsten Freundes Leib begraben sey.
Er [Saphir] stercket das gemuͤt in guͦten dingenn.
vnd war ein Edelmann eines wehrhafftigen vnd vnerschrockenen Gemuͤts.
Die Daͤmpff vnd Nebell / so von dem Wein vber sich steygen verfinstern nicht allein Gesicht / sondern zugleich auch das Liecht des Gemuͤhts.
Szal sich das weÿp mitt etlicher bitterkeit ÿres gemúttes gehorsamlich halden.
reinekeit des herzin daz ist lutirkeit des gemudis.
Hannibal [...] war seiner Sinne vnd Gemuͤhts nit gar ein Kind.
Du salt lîb haben den herren dînen got ûz gânczem dîme herzen und ûz ganzir dîner sêle und in ganczem dîme gemuͦte.
Dz gebete ist nicht anders. dan eyn auffgang des gemutes yn got.
Nemet diese Prophecey wol zu Hertzen / zu gemuͦth vnd sinnen.
Das gute Freundschafft eigentlich heisset: Ein Zusammen neigung / Verknüpfung vnd Verbindung der Hertzen vnd Gemuͤter der Menschen.
Ich schertze / doch nur mein Gemüthe zu erlustigen / und den Verstand an dergleiche Sachen zu wetzen.
Denn also werden deß Gestirns erscheinungen eher in dem Gemuͤth deß Menschen erkandt; als an dem Himmel geschehen.
Also het er durch ander | menschen red senft gemut, vernunfft, | verstentnis fur ander leut.
so vil mer wechst die danckberkeyt in seiner sele oder gemuete.
In der ersten wirt des mensschen gemuͤte formiret zu redligkait oder vernunfft.
sein Hertz vnd Gemuͤth triumphiret vor grosser Frewdigkeit.
gebet ist nút anders wanne ein ufgang des gemútes in Gotte.
Das bitten das meinet ein zuͦgekert gemuͦte mit einer inniger begerunge zuͦ Gotte.
Morolff gedachte in dem gemüte sin.
Maria, maget und kunigin, | Der hymmel hort vol guet, | Mach rüstig min gemüt.
weliches meinem lieben weib aus weiplicher plödigkait zuͦ gemuet gangen.
Dieweil aber er gar eins schaͤmigen gemuͤts wz.
Der vnruͤwig gemuͤt hab vnd im nahtes / swaͤr tromet, der nem betania vnd hab si nahtes by jm.
Wir hand in vnsrem gmuͤtt allein | Erwelltt ein magtt, klar, küsch vnd rein.
Das alleluia gehort zw der frewd des gemuecz der czwelifpoten.
Wenn der pöz geist peginnet cze stüermen dy vest vnsers gemüets.
ist das Jesus nicht pey dir ist [...] so pistu verlassen, vnd dein gemuet das würt petruebt vnd traurig.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
99
; Wickram
4, 26, 8
; Ruh, Bonaventura
359, 23
; Dreckmann, H. Mair. Troja
39, 12
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
32, 3
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
16, 6
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 68
; Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 36
; Bremer, Voc. opt.
270
; Schmitt, Ordo rerum
329, 6
; Voc. inc. teut.
hv iijr
; Hulsius
F iiijv
; 2.
›Geist, Verstand; Ansicht, Meinung, Einstellung, Gesinnung; Absicht, Streben, Neigung‹.Phraseme:
jm. etw. zu gemüte füren
›jm. etw. erzählen, mitteilen‹; des gemüts sein
›die Absicht haben‹.Syntagmen
das g. abmerken / anzeigen / befestigen / erklären / erweichen / sänftigen / steuern
; Doppelformel: g. und meinung; das arge / auferhabene / barmherzige / brüderliche / christliche / edle / fäterliche / feindliche / feste / freveliche / gehorsame / götliche / königliche / küne / listige / manliche / mutige / stolze / untertänige / unterworfene / unverzagte g
.Belegblock:
So wenden sie ir gemute | Mit vaterlicher gute | Zu dem volke gemeine.
ich wolte [...] ihnen dornach ihr Gnade und gunstige gemuete und bedencken unvorhalten wissen lassen.
Es ist nicht genug / daß ein feind friede͂ bewilliget / wenn er nicht sein feindlich Gemuͤth verbessert.
Was mus der doch ein vnbarmhertzig gemüth gehabt haben, Der seine Handt an dich vnschuldiges Kind gelegt hat.
er sulte sich bedenken und mir sin gemoit anzeigen.
wir [...] haben [...] unser gemüt und mainung darin endeckt.
Derhalben gelanget an e.f. g. unser underthenigk und gantz demutigk bytten, e.f. g. wollen betrachten und zu gnedigem gemut fuhren dy itzige schwere.
also wonderlich alse di gemude sin der Iude also wonderlich sint di wege zu Gode.
setz ich in eins yeden vorstendigen vnd vnpartheyschen lesers / gemut / und vrteil.
die inen verrer ir gemut anzaigen und zu erkennen geben söllten.
Dann der wein [...] verfürt das gemuͤt.
Ich will euch mein gemüt erklern.
Eur künes Gmüth mir wol gefelt. | Dergleich will ich auch kämpffen ebn.
so hat doch die edle Sanftmut in seinem Gemuͤte fuͤr gedrungen.
volge dinem gekrúzigotten Gotte mit underworfenem gemuͤte in wore verkleinunge din selbes.
binn guͦter hoffnung / euwer gemuͤt habe sich gegen mir auch nit anderst verendert.
da hat man zuͦ im gesagt, ob er noch wolle des gnuetes und glaubens sein, wie in seine eltern haben gelert.
so ist den gegenwesenden von geschlechtern nit zuͦwider, sich ires gemuets freundtlich zuͦ ercleren.
wann jr vil von got dem herren mit vestem starckem gemüet vnd hoher vernunfft seind begabet.
Wann wir etwas reiffers die Gesandschafft [...] zu Gemuͤth fuͤhren / auch die Antwort.
sust erbuttend sy sich jnen gantz guͦtwillig / und geneygtz gemuͤtz.
das ich solches nit thuͦ, noch thuͦn wil vß gemiet vnd meinung.
So werd Gott durch sin milltte guͦtt | Erkennen vnser ghorsam gmuͦtt.
Den chünig übercham sein weib chünigin Guͦt [...] mit grosser pet, daz si sein gemút senftiget gen irem bruder.
mit ewrem unvercherleichem starkchem gemuet, daz unuberwindleich allen veinten angesigt.
3.
›Stimmung, Lust, Mut‹.Syntagmen:
das g. erfrischen / hochhalten; das freie / frische / frohe / gleiche / gute / lustige / neue / starke g
.Belegblock:
DEr Heilig wahr Leichnam der ist gut | Er bringt mir ein frisch gemuͦte.
des muß ich ummer weßen fro, | want myn gemude heldestu ho.
sô dem guoten und gerechten menschen schade geschihet ûzerliche, ist, daz er blîbet glîches gemüetes.
Allda ich / wie anderm allem / meine Augen vnd Gemuͤth zu erfrisschen [...] verhoffete.
daz man alle ding von Gotte genemen kan in gelicheme gemuͤte.
sint noch hüte starkes gemuͤtes und fehtent unerschrokenliche.
vil froe sin gemute was.
Daz selbe minekliche kled | Gitt frowen gütt gemütte.
die versprachen mir grosse guethait vnd suessighait, ist das ich pelib in ainem starkchen fürsacz vnd gemüet.
Opitz. Poeterey
22, 33
.4.
›Gesamtheit der Empfindungen und Gedanken eines Menschen; sein Charakter und Wesen; der Mensch als Ganzheit‹.Syntagmen:
das aufrichtige / erliche / fromme / grosse / keusche / ledige / redliche / starke / treue g
.Belegblock:
Das auch daruͤber viel verderben [...] Soll ein Ehrlich gemuͤth nicht schrecken.
Dem HErren mits hertzen gemuͤth auß andacht, | Lobgesang singen.
Der ander sein Gemuͤth mit ruhm bemuͤhet hat.
daz ist, daz des menschen gemüete genzlîche ze gote sî.
dann sÿ wolten jre gemuͤt mit seiner ler nit beladen.
wie wol sie argwonet der riter hab sein gemüt zuͦ ir gestellet.
Dein Gmuͤth richt auff / zu disem lauff.
also was sein gemuͤt und sinlicheit betrift.
wann ir gemüt ist voller mail.
So ist er doch aines gar Eerlichen treuen vnnd frumen gemuͤts geweßt.