gemeinschaft,
die
;
-Ø/-en
.
1.
›Gemeinschaft, Gesamtheit, Gemeinde‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
die
23,  23, ,  7, .
Syntagmen:
in eine g. gehören / kommen, jn. aus der g. werfen, von der g. scheiden; die g. der kirche / stat; die absonderliche / christliche g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
daz Gotez wort | Daz vorwirfet sie dort | Uz der heiligen gemeineschaft | Mit siner gotlichen kraft.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein Bawernhund haͤlt keine Gemeinschafft mit einem Jaghund.
Luther, WA f. (
1544
):
in den Bann thun [...] heisst [...] aus der [...] samlung Gottes Volcks werffen [...] und halten von aller gemeinschafft der Kirchen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Nu was die gemeinschaft | So rich an der minnen craft.
Thiele, Minner. II,
30, 403
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
sy chan allis gutz und alre sachen | in alre durch gemeynscap machen.
Rosenthal. Bedencken
16, 10
(
Köln
1653
):
Man frage die Calvinisten in Franckreich / mit was geding sie solches Volck zu ihrer Gemeinschafft haben wollen haben.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
von der Christlicher gemeinschafft abschneide͂.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
so sal man sie scheiden von der gemeinschafte.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
26, 7
(
omd.
,
1487
):
Wo ein man sein weÿpp [...] vorlest, Sall abgesúndert werden von der gantzen gemeinsschaft aller cristlichen menschen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
193, 17
(
thür.
,
1474
):
daz eyn iglicher, der in ire ynunge unde gemeyntschafft komen wolle, sich des rechtfertigen unde ledigen musse.
Gerhardt, Meister v. Prag
131, 7
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
sie werden euch werffen aus der gemeinschafft.
Illing, Albert. Sup. miss.
687
(
els.
,
n. 1380
):
wenne got der minnet die gemeinschaft allez vnsers guͦtes vber allez opfer.
Chron. Strassb. (
els.
,
1472
):
sü sollen ouch vor offenem rat sweren [...] keinerley koufmanschaft noch antwerke zu triben doch mugent sü wol gemeinschaft haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
An Bürgermeister, rat und gantze gemainschaft der stadt Augspurg.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1382
):
so gebyeten wir allen [...] gemeynschefften der stette [...] das sy die genanten unser burger und stat zu Berne an sulchen unsern gnaden nicht hindern.
Schmitt, Ordo rerum
293, 12
;
444, 6, 1
;
670, 12
;
694, 2
;
Voc. Teut.-Lat.
l iijr
;
l iijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›Beteiligung, Teilhabe an etw., das mehreren gemeinsam ist, z. B. an Besitz, Geschäften, Handel‹.
Syntagmen:
g. haben, etw. in g. besitzen
.
Wortbildungen:
gemeinschaftbrief
,
gemeinschafter.

Belegblock:

Koller, Reichsreg. Albr. II.
51, 13
(
1438
/
9
):
die obgenanten Wendel und Jorig und ir erben das vorgenant halb dorff in gemeinschafft ynnehaben und niessen.
Köbler, Ref. Wormbs
230, 1
(
Worms
1499
):
zwischen gebrüdern die in gemeinschafft güter besitzen.
Ebd.
233, 24
:
So ein miterb gemeinschaffter oder gesell guͦt oder habe daran andere teil oder gemeinschafft hetten verkaufft.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1410
):
der selben fischerssin sulde man gemeynschafft an dem kauffe gonnen.
Ebd. (
1607
):
Were es auch, daß einige fischer, [...], an fischen theil ader gemeinschaft hetten.
Illing, Albert. Sup. miss.
508
(
els.
,
n. 1380
):
Wenne es git vns gemeinschaft dez burnen aller gnoden.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
Es hant die burger gesetzt, daz kain burger mit dem andern dehain gemainschaft mit muͥlstainen nit han sol.
Ebd. (
1389
):
daz nu fuͥrbas mer kain unser burger mit dehainem gast dehainerlai gemainschaft in kaufmanschaft [...] nicht triben noch haben sol.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
515, 7
f. (
halem.
,
1431
):
sol keiner únser burger [...] kein gemeinschafft mit nieman in vich koffen und verkoffen haben.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1440
):
daß derselbe gemeinschaftbrieff in allen seinen articuln [...] in seiner crafft beliben und bestahn sölle ane enderung.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern 545. (
halem.
,
um 1484
):
welich dis ordnung nit woͤlten halten, die sol niemand lǎssen wercken, noch in teil oder gemeinschaft naͤmen.
3.
›Zusammenleben, gemeinschaftliches Leben; vertrautes, freundschaftliches Verhältnis, vertrauter Umgang miteinander; Geschlechtsverkehr‹; auch ütr.: ›geistige Gemeinschaft, Verwandtschaft; Übereinstimmung, Ähnlichkeit, Gemeinsamkeit‹.
Vielfach Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 4.
Syntagmen:
die g. begehen / empfahen / fliehen / haben / meiden / suchen / tragen / treffen; die g. des blutes / geistes / leibes, der heiligen
.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
34, 25
(
Köln
1653
):
Wir empfinden vermehrung der Andacht zum Herrn / auch der Danckbarkeit (des Vertrawens / vnnd der Lieb in der Gemeinschafft der Heiligen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
so insal man ir nit gehengen der gemeinschaffe des disches.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1550
):
Bald erdacht er einen Rath, schlich in seins Nachpaurn, eins reichen Wuͦcherers Hauß, des Gemeynschafft er hett.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Freundtschafft machen / sich zu einem gesellen / [...] befreunden / zu einem sich wenden [...] in kundtschafft vnd Gemeinschafft mit einem sich begeben.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
71, 32
(
omd.
,
1487
):
Auch sÿe vormanen reÿnigkeitt vnd kewscheitt zcu halden vnd vor bößer gemeinschafft der weiber sich bewarn.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4815
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das ein man unnd ein wip gemeinschafft han.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 3
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
In der ist eyne gewonheit das der man gestat das si mit eyme andirn gemeynschaft habe.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Nach seiner vrstend hat er viertzig tag, | Mit sein lieben Juͤngeren gemeinschafft ghabt.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
192v, 26
(
Leipzig
1588
):
Sollen wir des HErrn Christi Feinde meiden / in Lere vnd Leben / nicht mit jnen gemeinschaft haben.
Opitz. Poeterey
56, 3
(
Breslau
1624
):
die genuͤge vnd rhue welche wir schoͤpffen auß dem geheimen gespreche vnd gemeinschafft der grossen hohen Seelen.
Gille u. a., M. Beheim
99, 936
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das kainer auff zeit nach stund | dem andern nit vertrawen kund, | kain gemeinschafft sy heten.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
179
(
Nürnb.
1517
):
was geselschaft haben das liecht und die finsternus, oder was gemeinschaft haben gerechtikeit und boßheit.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
105, 5
(
els.
,
1362
):
Diz kindelin [...} moͤhte keine gemeinschaft haben mit den die muͤssig gingent.
Illing, Albert. Sup. miss.
537
(
els.
,
n. 1380
):
Der mensche [...] trittet in die gewore gemeinschaft dis sacrementez.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wann er mit im gemeinschafft hat gehabt beide in essen vnd in trincken.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 15, 25
([
Augsb.
]
1524
):
ist nun vnder euch [...] irrgent ain gemainschafft des gaysts.
Andreae. Ber. Nachtmal
270, 10
([
Augsb.
]
1557
):
Der gesegnete Kelch / welchen wir segnen, ist der nit die gemainschafft des bluͦts Christi.
Rot
337
(
Augsb.
1571
):
Oder aber es [das wort pedel] hat seinen vrsprung von dem Griechischen wort pedeo, ich bind / leg gefangen / Es mag auch wol etwas gemeinschafft haben mit dem wort Pitel.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wir ordnen / setzen vnd woͤlle͂ / das vnßre in woner vñ verwandten mit den Juden dhein gemeinschafft haben.
Lauater. Gespaͤnste
36v, 4
(
Zürich
1578
):
einer der mit dem fyend aller gloͤbigen gemeinschafft haben darff / koͤñne vnd doͤrffe sich auch für ein geist vßgaͤhen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Cypressus ist auch gar ain hoher paum und tregt vil gemainschaft mit dem cederpaum.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
209, 54
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
er [...] scholt auffsteygen czu dem wandel der ehgel vnd der verstentigen geist, mit den er nach dem edleren tayl seiner sel hat gemainschafft.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
8, 31
(
moobd.
,
1415
):
Es schol auch dhain purger nicht gemeinschaft haben mit ainem andern, der nicht purger ist.
Bauer, Imitatio Haller
89, 11
(
tir.
,
1466
):
die grossen heiligen die haben geflohen die gesellschafft vnd gemainschafft der menschen.