gemeinschaft,
die
;-Ø/-en
.1.
›Gemeinschaft, Gesamtheit, Gemeinde‹.Syntagmen:
in eine g. gehören / kommen, jn. aus der g. werfen, von der g. scheiden; die g. der kirche / stat; die absonderliche / christliche g
.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
6731
(nrddt.
, 14. Jh.
): daz Gotez wort | Daz vorwirfet sie dort | Uz der heiligen gemeineschaft | Mit siner gotlichen kraft.
Mieder, Lehmann. Flor.
835, 14
(Lübeck
1639
): Ein Bawernhund haͤlt keine Gemeinschafft mit einem Jaghund.
Luther, WA
21, 428, 23
f. (1544
): in den Bann thun [...] heisst [...] aus der [...] samlung Gottes Volcks werffen [...] und halten von aller gemeinschafft der Kirchen.
Reissenberger, Väterb.
17299
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Nu was die gemeinschaft | So rich an der minnen craft.
Thiele, Minner. II,
30, 403
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): sy chan allis gutz und alre sachen | in alre durch gemeynscap machen.
Rosenthal. Bedencken
16, 10
(Köln
1653
): Man frage die Calvinisten in Franckreich / mit was geding sie solches Volck zu ihrer Gemeinschafft haben wollen haben.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
15, 14
(hess.
, 14. Jh.
): so sal man sie scheiden von der gemeinschafte.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
26, 7
(omd.
, 1487
): Wo ein man sein weÿpp [...] vorlest, Sall abgesúndert werden von der gantzen gemeinsschaft aller cristlichen menschen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
193, 17
(thür.
, 1474
): daz eyn iglicher, der in ire ynunge unde gemeyntschafft komen wolle, sich des rechtfertigen unde ledigen musse.
Gerhardt, Meister v. Prag
131, 7
(Hs. ˹nobd.
, 1477
˺): sie werden euch werffen aus der gemeinschafft.
Illing, Albert. Sup. miss.
687
(els.
, n. 1380
): wenne got der minnet die gemeinschaft allez vnsers guͦtes vber allez opfer.
Chron. Strassb.
2, 965, 33
(els.
, 1472
): sü sollen ouch vor offenem rat sweren [...] keinerley koufmanschaft noch antwerke zu triben doch mugent sü wol gemeinschaft haben.
Chron. Augsb.
7, 261, 4
(schwäb.
, zu 1552
): An Bürgermeister, rat und gantze gemainschaft der stadt Augspurg.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
330, 3
(halem.
, 1382
): so gebyeten wir allen [...] gemeynschefften der stette [...] das sy die genanten unser burger und stat zu Berne an sulchen unsern gnaden nicht hindern.
Dasypodius
38r
; Serranus
81r
; Maaler
167v
; Stieler
1, 882
; Dietz, Wb. Luther
2, 73
; Dief./Wü.
611
; Schwäb. Wb.
342
; Schweiz. Id.
4, 309
.2.
›Beteiligung, Teilhabe an etw., das mehreren gemeinsam ist, z. B. an Besitz, Geschäften, Handel‹.Syntagmen:
g. haben, etw. in g. besitzen
.Wortbildungen:
gemeinschaftbrief
gemeinschafter.
Belegblock:
Koller, Reichsreg. Albr. II.
51, 13
(1438
/9
): die obgenanten Wendel und Jorig und ir erben das vorgenant halb dorff in gemeinschafft ynnehaben und niessen.
Ebd.
233, 24
: So ein miterb gemeinschaffter oder gesell guͦt oder habe daran andere teil oder gemeinschafft hetten verkaufft.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 186, 16
(hess.
, 1410
): der selben fischerssin sulde man gemeynschafft an dem kauffe gonnen.
Ebd.
1, 215, 4
(1607
): Were es auch, daß einige fischer, [...], an fischen theil ader gemeinschaft hetten.
Illing, Albert. Sup. miss.
508
(els.
, n. 1380
): Wenne es git vns gemeinschaft dez burnen aller gnoden.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
67, 12
(schwäb.
, 1376
): Es hant die burger gesetzt, daz kain burger mit dem andern dehain gemainschaft mit muͥlstainen nit han sol.
Ebd.
23, 8
(1389
): daz nu fuͥrbas mer kain unser burger mit dehainem gast dehainerlai gemainschaft in kaufmanschaft [...] nicht triben noch haben sol.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
515, 7
f. (halem.
, 1431
): sol keiner únser burger [...] kein gemeinschafft mit nieman in vich koffen und verkoffen haben.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
175, 28
(halem.
, 1440
): daß derselbe gemeinschaftbrieff in allen seinen articuln [...] in seiner crafft beliben und bestahn sölle ane enderung.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern 545.
33
(halem.
, um 1484
): welich dis ordnung nit woͤlten halten, die sol niemand lǎssen wercken, noch in teil oder gemeinschaft naͤmen.
3.
›Zusammenleben, gemeinschaftliches Leben; vertrautes, freundschaftliches Verhältnis, vertrauter Umgang miteinander; Geschlechtsverkehr‹; auch ütr.: ›geistige Gemeinschaft, Verwandtschaft; Übereinstimmung, Ähnlichkeit, Gemeinsamkeit‹.Vielfach Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
die g. begehen / empfahen / fliehen / haben / meiden / suchen / tragen / treffen; die g. des blutes / geistes / leibes, der heiligen
.Belegblock:
Rosenthal. Bedencken
34, 25
(Köln
1653
): Wir empfinden vermehrung der Andacht zum Herrn / auch der Danckbarkeit (des Vertrawens / vnnd der Lieb in der Gemeinschafft der Heiligen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
24, 13
(hess.
, 14. Jh.
): so insal man ir nit gehengen der gemeinschaffe des disches.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 75, 33
(Frankf.
1550
): Bald erdacht er einen Rath, schlich in seins Nachpaurn, eins reichen Wuͦcherers Hauß, des Gemeynschafft er hett.
Ulner
185
(Frankf.
1577
): Freundtschafft machen / sich zu einem gesellen / [...] befreunden / zu einem sich wenden [...] in kundtschafft vnd Gemeinschafft mit einem sich begeben.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
71, 32
(omd.
, 1487
): Auch sÿe vormanen reÿnigkeitt vnd kewscheitt zcu halden vnd vor bößer gemeinschafft der weiber sich bewarn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 3
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): In der ist eyne gewonheit das der man gestat das si mit eyme andirn gemeynschaft habe.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 207, 5
(Bautzen
1567
): Nach seiner vrstend hat er viertzig tag, | Mit sein lieben Juͤngeren gemeinschafft ghabt.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
192v, 26
(Leipzig
1588
): Sollen wir des HErrn Christi Feinde meiden / in Lere vnd Leben / nicht mit jnen gemeinschaft haben.
Opitz. Poeterey
56, 3
(Breslau
1624
): die genuͤge vnd rhue welche wir schoͤpffen auß dem geheimen gespreche vnd gemeinschafft der grossen hohen Seelen.
Gille u. a., M. Beheim
99, 936
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Das kainer auff zeit nach stund | dem andern nit vertrawen kund, | kain gemeinschafft sy heten.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
179
(Nürnb.
1517
): was geselschaft haben das liecht und die finsternus, oder was gemeinschaft haben gerechtikeit und boßheit.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
105, 5
(els.
, 1362
): Diz kindelin [...} moͤhte keine gemeinschaft haben mit den die muͤssig gingent.
Illing, Albert. Sup. miss.
537
(els.
, n. 1380
): Der mensche [...] trittet in die gewore gemeinschaft dis sacrementez.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 331, 5
(Straßb.
1466
): wann er mit im gemeinschafft hat gehabt beide in essen vnd in trincken.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 15, 25
([Augsb.
] 1524
): ist nun vnder euch [...] irrgent ain gemainschafft des gaysts.
Andreae. Ber. Nachtmal
270, 10
([Augsb.
] 1557
): Der gesegnete Kelch / welchen wir segnen, ist der nit die gemainschafft des bluͦts Christi.
Rot
337
(Augsb.
1571
): Oder aber es [das wort pedel] hat seinen vrsprung von dem Griechischen wort pedeo, ich bind / leg gefangen / Es mag auch wol etwas gemeinschafft haben mit dem wort Pitel.
Köbler, Stattr. Fryburg
212, 19
(Basel
1520
): Wir ordnen / setzen vnd woͤlle͂ / das vnßre in woner vñ verwandten mit den Juden dhein gemeinschafft haben.
Lauater. Gespaͤnste
36v, 4
(Zürich
1578
): einer der mit dem fyend aller gloͤbigen gemeinschafft haben darff / koͤñne vnd doͤrffe sich auch für ein geist vßgaͤhen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
318, 34
(oobd.
, 1349
/50
): Cypressus ist auch gar ain hoher paum und tregt vil gemainschaft mit dem cederpaum.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
209, 54
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): er [...] scholt auffsteygen czu dem wandel der ehgel vnd der verstentigen geist, mit den er nach dem edleren tayl seiner sel hat gemainschafft.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
8, 31
(moobd.
, 1415
): Es schol auch dhain purger nicht gemeinschaft haben mit ainem andern, der nicht purger ist.
Bauer, Imitatio Haller
89, 11
(tir.
, 1466
): die grossen heiligen die haben geflohen die gesellschafft vnd gemainschafft der menschen.