gemeinlich,
Adj.,
gemeinlichen,
Adv.
1.
›allgemein verbreitet, insgesamt, generell; gemeinsam, gemeinschaftlich‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Biz iz gedeich an einen site | So daz sich al daz volk do mite | Bewal daz in dem lande saz, | Und gemenlich trank und az | Des opfers der abtgote | Von der vrowen gebote.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1374
):
Wir, der dechen, capitel unde dij herren gemeÿnlichen in deme stiffte zuͦ Limpurg.
Köbler, Ref. Wormbs
281, 11
(
Worms
1499
):
So auch gemeinlich die nidern hüser dinstbar synd das sie nit hoͤher vffgefüret werdē soͤllen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Gemeinlich sy doch hilden | Daz Gotes vorbesichtekeit | Allerdinge bysorge treit.
Küther, UB Frauensee
181, 37
(
thür.
,
1382
):
gebe mit crafft und macht disses briefes den geistlichen jungfrawen eptissin und samenunge gemeynlich des gotshuses tzum Sehe czwene gulden geldes.
Strauch, Par. anime int.
68, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
aber dit ist gesprochin gemeinliche fon tuginden di da sint gewonnen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ez sprechent die meister gemeinlich, daz alle menschen sint glîch edele in der natûre.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Ich enwil vort nicht mer deme ertreiche noch den lewten vorfluchen noch enwil sie nymme alsso gemeynliche plagenn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
14, 17
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Das betrubete das volk gemeynlichin sere.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Do lobeten die bruder gemeinlich vnsern herren vmbe sine barmherczikeit.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dar umbe haltent úch in gemeinsamer einmuͤtikeit gegen allen uwern swestern gemeinliche.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
72, 22
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so ist zesagen, als swenne man es gemeinlich nimet nach aller der zit dirre welt, so ist Christus ein houpt alre menschen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
69, 17
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da badent sich die cristen gemainlich.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1397
/
8
):
die lantluͥtte gemeinlich [...] gewert und bezalt hant in gezaltten baren phennigen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3302
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das sÿ mit gewalt gebieten solt | Gemainlich alles das si wolt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
121, 2
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Duͥ wort seit sant Paulus nuͥt allen menschen gemeinlich.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
sit daz also ist, so merkent daz aller mentschen lon ist aines ieglichen sunderlich, und ains ieglichen sunderlicher lon ist ir aller gemaine.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
hie soll gemainlich in stätten und märkten und auf dem lant ain maß sein.
Schmitt, Ordo rerum
444, 7
;
Voc. Teut.-Lat.
k viijr
;
l iijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Shess. Wb.
2, 1241
;
Bad. Wb.
2, 361
;
Vorarlb. Wb.
1, 1117
.
2.
›alle gemeinsam, zusammen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat sij alle gemeynlichen vur yn alda zo den heilgen lijflichen sweiren moysten.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
da daz folk den großen jamer von sterbende sach, daz uf ertrich was, da filen die lude gemeinlichen in einen großen ruwen ire sunde.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
134, 31
(
rhfrk.
,
um 1435
):
die gingen alle gemeynlich / vnd knyweten nyder vor dem konnig.
Ebd.
136, 10
:
Als der corper gyehn Parijs kame / da begonden die burger vnd burgerin / alle gemeynlich weynen.
Froning, Alsf. Passionssp.
4943
(
ohess.
,
1501ff.
):
nu moget ir Judden gemeynlich horen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1322
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
dar umme so sollen gemeinlich | alle reine meide frauwen sich | unnd god dancken deme heren.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die gemainlich all solichen aid zu gott [...] uff das hailig ewangelium mit ufferhaben vingern [...] zu halten gesworn hand.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
Wir die ratgeben, die do zu den zeiten ratgeben waren, und wir die burger gemainlich, reich und arme der statt Augspurg, verjehen und bekennen offenlich.
Leisi, Thurg. UB
5, 449, 11
(
halem.
,
1353
):
das die egenanten von Byschofszell alle gemainlichen aberahter wern.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
damit [...] wir alle gmeinlich [...] fruͤntlicher und bruͤderlicher mitenandren geleben.
Köbler, Ref. Wormbs
255, 24
;
Küther, UB Frauensee
107, 3031
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 2, 12
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
51, 22
;
3.
›meistens, in der Regel, üblicher Weise, im Allgemeinen, gewöhnlich, gemeinhin‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
22, 30
(
Magdeb.
1608
):
Denn die aller verachteste Person wird gemeinlich die aller beste.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
wenn is ist an der stat do gemeynlich dy lute engelich pflegen tzu gene.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz recht hant gemeyneliche alle leyen voersten.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Wiewol die andern Euangeliste͂ gmeinlich ouch / wan der Herr etwas durch gleichnissen geredt hat / solchs vßtrucklich zuerkenne͂ geben.
J. W. von Cube. Hortus
114, 5
(
Mainz
1485
):
Aber hie wirt vns alleyn beschrieben von dem kummel den wir inne teutschen landen gemey͂lichen nutzen.
Schmitz, Schiltb.
105, 24
(
Frankf.
1597
):
Welchs dann gemeinlich aller Weibern art ist / daß [...].
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
32, 30
(
omd.
,
1487
):
Wen sÿ werden gemeinlich ehr da von erger den besser.
Ebd.
85, 16
:
Ist dÿ mutter nicht from, dÿ tochter wirtt auch gemeinlich also.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
7, 24
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
edil pfert, di di koufman koufin gemeynlich umme czwey hundirt turnoyse.
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 6, 7
([
Nürnb.
]
1524
):
gemeinlich seind die werck heyligen vnleydlich.
Wickram
4, 12, 16
(
Straßb.
1556
):
Man sagt aber gemeinlich / der Esel stand so wol er ymer woͤlle / muͦß er dannocht das kreutz tragen.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
der selb bom wirt gemainlich in dry oͤst zertailt.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Ainen mangel leydet gemainlich das s, wa es bey disen buchstabe steht, als sch, sc, sp, st, sq.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
die troͤme gemeinlich triegent.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Witer liessen wir inen fuͤrhalten die gross unghorsamkeit, so gmeinlich under unseren undertanen daruss wurde volgen.
Deinhardt, Ross Artzney
320
(
oobd.
,
1598
):
Nimb ain pirsten, so auf dem weeg wehst. Da ist gemainelich ain wurm innen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1493
):
acht gross silbrin becher, so gemainlich gebraucht werden vber hoff.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
112, 15
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
127, 26
;
Lauater. Gespaͤnste
14v, 12
;
Reithmeier, B. v. Chiemsee .