gelusten,
gelüsten,
V.
1.
›einen Wunsch nach etw. haben‹; meist unpersönlich (mit Subj. d. S.) mit Akk. d. P. und nachfolgendem erweitertem Infinitiv oder Gliedsatz; offen zu 2.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
29, 136
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
mich gelustes so.
J. W. von Cube. Hortus
83, 41
(
Mainz
1485
):
nach dem dich gelustet wenig oder vil zuͦ machen.
Froning, Alsf. Passionssp.
7601
(
ohess.
,
1501ff.
):
das dich gar ubel gelusten magk.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der getriuwe diener gotes den engelüstet niht, daz man im sage oder gebe, daz er gerne hœrte oder sæhe.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Spoͤtlichen ward er auch gegruͤst, | Wie ein Koͤnig der Juͤden, | Sie theten jhm was sie geluͤst, | Sein angesicht auch schluͤgen.
Pyritz, Minneburg
3235
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ez moͤchte ein keyser geluste | Zu sehen ires lybes gruͤste.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
524
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Also tu mir, herre, gnode umbsust | durch niht, wan daz ez dich gelust.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
und gluste in, ein sollich für zuͦ machende und zuͦ sehende.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 116, 25
(
Hagenau
1534
):
Wer do redet was yhn gelustet / der muß offt horen / das er nicht gern horet.
Roloff, Brant. Tsp.
819
(
Straßb.
1554
):
So wolt ich etwas on mangel und brust | Yetzt thun das mich lang hatt gelust.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
darumb liesen sie visch und flaisch kochen und ass ain ieder was ine gelustet.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Wan in gelust | Das er sie kust, | Sich dar an smog, | Mit luste sog.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Ich wil essen vnd trincken auch thuon was mich gelusst.
2.
›nach etw. Verlangen haben‹; meist unpersönlich mit Akk. d. P. und präpositionalem Anschluss (
in / nach / zu
).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein mensche vrâgete einen guoten menschen, waz daz meinte, daz in etwenne als wol geluste ze andâht und ze gebete.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Laß mich allzeit geluͤsten, | Nach dir mein lob.
Gille u. a., M. Beheim
66, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das sach ein meis. | nach solcher freis | wart sy gelusten.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Denn möget ewer kundtschafft machen, | Wie euch gelust in allen sachen.
Bell, G. Hager
48, 1, 10
(
nobd.
,
1593
):
denn es glustet im leben | Das fleisch wider den geiste.
Dreckmann, H. Mair. Troja
15, 25
(
oschwäb.
,
1393
):
siu macht auch daz wazzer ze berg fliezzen so ez si gelust.
3.
›jm. gefallen, passen‹; meist unpersönlich mit Dat. d. P.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
die Mann und Weiber auß der Neustadt folgen dieser meinung, wens ihnen gelustet.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Das weip sah die fruchte an, das sie liplich unde schone zu essen waren, unde geluste ir unde brach der epphel unde ass.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
21, 17
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
das hus [...] ist ouch also czu samene gelegit in eyne schibe das man is gar lichtlich czubrechin und widir machin, wen is den herren gelust.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
do ime vor gruwelte, daz gelust im nu.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Wir künnen selber betten, | Vnd wan vnß glust, zu kirchen dretten.
4.
›jn. / sich für etw. interessieren‹; oft refl., mit Akk. d. P. und Gen. d. P./S., meist mit nachfolgendem erweitertem Infinitiv oder Gliedsatz.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Mich sol doch gelüsten, Was mein Nachbar ausrichten wirdet.
Ebd. (
1594
):
mich sol doch gelüsten, was er mir wil.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
zwuschen minen zwen brusten, | sehet wes mag mich gelusten.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Aber an geistlichen dingen enist kein sete; wan ie mê man ir hât, ie mê man ir gelüstet.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
so gelust uns allez dez niht.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Disen ungelǒben den vindet man groͤslich an dem das [...] uns eines dinges gelustet.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
geminter herre, wie glust mich din.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne der wolf menschenflaisch versuocht, sô gelust in sein mêr.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1372
):
daz nu hinfürbaz zuͦ Münichen ewickleich allermaͤnckleich, wen dez gelustet, wol gräwzzing prewn sol.
5.
phras.:
sich gelüsten lassen
›sich verführen lassen‹; oft mit Gen. d. S.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen her [Adam] sich mit unkusten | Des obzes liez gelusten.
Pfefferl, Weigel. Ges.
5, 21
(
Hamburg
1646
):
wer da eigentlich erkennet vnd weis die eigenschafft der Bildnis, vnd wandelt in solcher Natur vnd eigenschafft, der leßet sich nichts gelüsten, sonder lebet in dem wahren gehorsam.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 20, 17
f.(
Wittenb.
1545
):
Las dich nicht gelüsten deines Nehesten Haus. Las dich nicht gelüsten deines Nehesten Weibs / noch seines Knechts.
Küther, UB Frauensee
392, 9
(
thür.
,
1530
):
haben die von Diffenhart sich gelusten lassen, eigener geweltiger weiße widder alle alte herprachte gerechtigkeit in die wustenung Zenhausen zu faren.