gelassen,
(kontrahiert:)
gelan,
V., unr. abl.;
zu den Bedeutungsansätzen vgl. die Ausführungen unter .
1.
›etw. zulassen, dulden‹;
zu  1.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wer kunt und mocht ymer gelan | Nicht ein starck hoffnung zu han.
2.
›jm. etw. überlassen‹;
zu  4.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
Si ertailent auch das all zeit ain brobst das urfar und die marktzüllen gelassen müge wem er wil.
3.
›sich jm./sich (vollständig) überlassen‹;
zu  5.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
110, 5
(
um 1571
, Hs.
1615
):
denn bistu dier selber gelassen, nach deinem aigenen willen, So hatt der Teüffel alle gewalt vber dich.
4.
›sich auf jn. / etw. verlassen, sich jm. anvertrauen‹;
zu  6.
Syntagmen:
mit präpositionalem Anschluss (
an
).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
daz wir uns doran gelassen mugen.
Pyritz, Minneburg
4253
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz er sich gelaßen tar | An in, wann sie zwor gebar | Ein muter mit ein ander.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
soll der stat paumeister [...] bestellen einen redlichen walthawer, der getrew, warhaft und frum sei, doran er sich gelassen und dem getrawen mug.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1397
):
man mocht sich an ditz folk nit gelazzen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
936
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Won an den kan sich nieman gelan, | Weder wib noch man.
5.
›jn. / etw. verlassen, zurücklassen‹;
vgl.  810.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
136, 31
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
In der czit hiz Jhesus syne jungeren stygen in daz schif unde varen vor ym ubir mer, biz her gelyze dy schar.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz ist unmúgelich das Gott disen menschen iemer gelasse.
Der mensche, als er alle ding gelies und sich selber in allen dingen, so sol er Gotte volgen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wer im gebihtet, wie súndig er ist, daz den got niemer well gelassen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1241
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Vor er mich geließ nie, | Weder tag noch nacht.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das ich dich ie geliess allein | In dinen noͤten also gross.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
das si euch nit mag gelaßen | pei ckainem guͦten muͦt.
6.
›einen Ort verlassen‹;
zu  9.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
121, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
do wolde her [Jhesus] daz iz nymant woste. do mochte her iz [hus] nicht gelazen.
7.
›jn. loslassen, gehen lassen, wegschicken‹;
vgl.  15.
Syntagmen:
mit präpositionalem Anschluss (
von
).

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
wir hetten ghofft, | Weil wir dich han gestrafft so offt, | Soltest das Weib von dir gelassen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Einß mols wollt sie | Den pfaffen nie | Von ir gelan.
8.
›etw. (eine Handlung) unterlassen, mit etw. aufhören‹;
zu  19.
Syntagmen:
mit Akk. d. S., vereinzelt mit Gen. d. S.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
1866
(
ohess.
,
1501ff.
):
Nu hore umb die alde thoren! | kan sie nicht yr kibbeln gelan? | ich wel myn freude han.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
61, 39
(
omd.
,
1487
):
Vmb des will entlich vnd forderlich vor andern sachen dÿsse wergk zcú gelasßen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
er [Got] enmag das nút gelassen noch verloben, er muͤsse do sin von not do man in luterliche meinet und in alleine suͦchet.
Sappler, H. Kaufringer
17, 111
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
es ist pesser die sünd gelaun | dann alle tag ze peichten gaun.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
172
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
O herr, ich mag das wol gelăßen; | Ich müß ain wile schlăffen.
Klein, Oswald
116, 18
(
oobd.
,
1428
/
30
):
mein singen mag ich nicht gelän.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Diser beired mocht ich auch nit gelassen.
9.
›von etw. ablassen, auf etw. verzichten, etw. aufgeben‹;
zu  20.
Syntagmen:
mit präpositionalem Anschluss (
von
), Akk. oder Gen. d. S.

Belegblock:

Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
ich gebe em eyn grint-hotelin | und eyne alde hoße, | der konde ich nye gelose.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
206, 18
(
els.
,
1362
):
Wie sulten wir gelossen daz wir von kint uf hant gehalten.
Stammler, Berner Weltger.
787
(
ohalem.
,
1465
):
Sy wolten doch nie buͦsse enpfan | noch ir sünd vor dem tode nie gelan.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1527
):
daselbs ze Núwenburg in eins offenen wurts hus soͤllen inziehen zuͦ leisten und von soͤlicher leistung niemer gelassen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 90
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
wann laider seind die werlt anvie | gelies der mensch sein sünden nie.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 34
.
10.
›jm. etw. lassen, es ihm nicht nehmen‹;
vgl.  23.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
6067
(
ohess.
,
1501ff.
):
o we! was hat hie uch gethan? | moget er em nicht syn leben gelon | und nemmet mer den lipp.
11.
›sich gelassen verhalten, sich gedulden‹;
vgl. (Adj.) 2.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie wenig lúte hant dise edel tugent daz sú sich kunnent gelossen und geliden.