gehören,
V.
1.
›hören, die Fähigkeit haben, etw. akustisch wahrzunehmem‹, dies ohne Ergänzung; trans.: ›etw. hören, vernehmen, wahrnehmen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do gehorten sie von gote | die stimme anderweide | sprechen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Vnd vnsynnyge lute. vnd blynde. vnd toren vnd dy nicht gehoren mugen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1269
(
mrhein.
,
um 1335
):
daz ich gehorte keinen stoz | an dise dore so rehte groz.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
126, 28
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als die fürsten daz gehorten / da danckten sye dem konnige sere.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
also sie gehoren daz erste zeichen der nonen, so sunderen sich von dem werke.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Viel tausend Schuͤsse geschahen in und auß der Stadt mit solchem Tonnern / daß man es druͤben in Engelland gehoͤret.
Feudel, Evangelistar
2, 26
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do sy dese rede gehorte, do irschrak sy.
Eggers, Psalter
54, 20
(
thür.
,
1378
):
Daz ich gehore di stimme dines lobis, vn̄ ich zcele alle dine wunder.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
Dise rede ist hart, und wer mac si gehôren?
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
er hat mir manige zit geduldiclich gedienet vnd gehorte nie gutliche rede von mir.
Pyritz, Minneburg
4321
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz ich aller miner tag | Senlicher stymme gehoͤret nie.
Keil, Peter v. Ulm
247
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Etwen wirt ein geswer in den oren, etwen so vellet ein ding für sie, also daz man nicht gehören mag.
Sachs (
Nürnb.
1555
):
Da ward ein glächter in dem sal, | Das man kein wort gehören kund.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Du weist, ich bin ein alter Mann, | Gehör gar übl vnd bin schier blind.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
749, 33
(
els.
,
1362
):
Do ging Clemens mit ir in das hus vnd machte disen Sysinnium gesunt vnd wider gesehende vnd gehorende.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
hat daz ore ein getoͤne, so gehoͤrt es niemer enkein getoͤne.
Roloff, Brant. Tsp.
2507
(
Straßb.
1554
):
Stossen im das wachs in die oren hinein / | Und verkleibens im wol das er nit gehoͤr.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
mein herr gehört nit wol und muess man gar laut mit ime reden.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
do der [Andreas] alsus gehorte das, | Vil balde er sant Johansen lie | Und dar nach mit Ihesu gie.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Nun werdend ir erbermklich ding gehören, so der verretter Gannellon an dem hertzogen begieng.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
213v, 26
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim / gens schmer vnd troͤff das in das or, der / nihcz gehoͤret.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Pei dem visch verstên ich die läut, die des gots wortes niht gehœren mügent.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
unsinnig laeut und plinden und toren und die nicht gehoͤrent und stummen und paennig laeut und veraecht laeut [...] die muͤgen all nicht zewch gesein.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1489
):
geit er im antwurt, so mag in der wirt gehören was sein thuen sei.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
55, 19
(
tir.
,
1464
):
Es was auch da ein junger mensch, der was ain stumm vnd gehöret nicht.
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 66
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 181
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 33
;
Hulsius
J ijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›jm. Gehör geben, gehorchen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ich weiß, er wirdt dir gar wol schmecken, | Wirst all dein finger darnach lecken, | Wirstu mir jetzt in dem gehoͤrn.
3.
›mit etw. aufhören, etw. unterlassen‹; ohne Ergänzung, auch mit Gen. d. S.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
4813
(
ohess.
,
1501ff.
):
du enmagks uns nyt erkriegen! | swigk, loß uns gehoren! | du ensalt uns nicht alßo bethoren.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2633
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Cÿrum, der da usss frÿem muͦt | Nie kriegentz wolt gehoͤren.
4.
von Handlungen, Maßnahmen: ›jm. gebühren, zustehen; js. Sache sein‹; mit Dat. d. P.

Belegblock:

Luther, WA (o. J.):
Denn des Teuffels kindern gehoͤret, das man sie sol stoͤcken und ploͤcken.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
165, 23
(
thür.
,
1474
):
daz ist eyn geistlich sache unde gehoret deme geistlichin richter zcu erkennen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
34, 17
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
alle andir ding tun di wip di do gehorn czu der nerunge.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Ap sulch contract und handel wucher sei, gehort uns nicht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Den HErrn doͤrffen sie toͤdten nicht, | Pilato ghoͤrt das Landgericht.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
31
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Zum Dritten gehort dem pergkmaister zwe das er alle tag auff den perg hinaus gehe.
5.
von Besitztümern, Territorien, Landschaften, Völkern, Organisationen: ›zu etw. gehören‹.
Urkunden, Rechtstexte.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
16, 6
(
Köln
1653
):
So werden sie es auch nit eyns werden / zu welchem Theil die Waldenser / vnd andere solche Leut / sollen gehoͤren.
Kollnig, Weist. Schriesh.
251, 44
(
rhfrk.
,
1470
):
hat unser gnediger herr ein hoff zu Schrießheim, der gehort zum ackergange.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
31, 21
(
thür.
,
1474
):
Auch so gehoret zcu gerade alle schaeff unde genße, kasten met uffgehabin leden unde andere kysten, da dy frouwen yr gerete besundern ynne beslißin.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
die andern gegenoten dorumbe, die do ouch gehorten zu der zeit yn das konigreich zu Tryre.
Küther, UB Frauensee
341, 28
(
thür.
,
1521
):
das stuck lands under dem wege pober dem acker, der zcu der moln gehorth.
Thür. Chron.
4v, 15
(
Mühlh.
1599
):
Da zu der zeit die Tuͤringer wohneten / vnd in Meissen / Osterland vnnd vmbliegende / welche zunder zeit alle an das Koͤnigreich Trier gehoͤrten.
Schnelbögl, Salb. Karls IV
142, 6
(
nobd.
,
1366
/
8
):
von Begnitz gen Buchenbach werts biz an ir eckermas, wie verre die get, gehort gen Turndorf.
Gille u. a., M. Beheim
111, 149
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
und da gieng ain yeglicher vort | in dy stat dar ein er gehort | oder da er waz purtig.
Dietrich. Summaria
26r, 43
(
Nürnb.
1578
):
Das ist je ein gewisse anzeigung / das vnsere getauffte kindlein [...] Gott gefallen / in sein reich gehoͤren.
Dreckmann, H. Mair. Troja
11, 10
(
oschwäb.
,
1393
):
Frigia, daz gehört zu dem land ze Troy.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Ob Memmingen zu den Schwaben oder Albgoͤwern gehoͤre / will ich mit niemand streiten.
Ebd. Beschr. :
Mezger-Zunfft / darzu die Haffner gehoͤren.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
die lüt [...] die zu windegg gehörend.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
Wie der Weyasit dem chönig soldan ein stat und ein landt an vordert, das zum chönigreich (Siwas) gehört.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
als der kunig von Franckreich noch in Rom lag, gewunnen die sein ain stat, gehorund zu dem kunigreich Neapolis.
Mollay, H. Kottanerin
33, 7
(
moobd.
,
1439
/
40
):
si solt in gen Odenburg furen, das gehoriet auch zu der heiligen kron gan Vngern.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1486
):
vermerckt die stuͤck, so zuͦ der Klausen gehorend, wysen vnd ëgker.
Grosch u. a., a. a. O.
117, 13
;
119, 36
;
277, 31
;
280, 24
;
293, 22
;
294, 28
;
296, 1
;
313, 36
.
6.
von Ländereien, Besitztümern, Rechten: ›jm. gehören, in js. Besitz sein, js. Eigentum sein‹.
Vielfach Urkunden, Rechtstexte.

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
100, 1
(
Mainz
1509
):
mehr güttere / die doch jn einen zinß gehören.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ich weiß ein Schatz, leit in der Erden, | Der doch von recht der Herrschafft ghuͤrt.
Küther, UB Frauensee
137, 13
(
thür.
,
1360
):
wir virkouft han zvei phund heller ewiger guͤlde an unser guͤlde zu Dyͤpbach, di unser probistie gehort hat.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
Abir der mitelinc vluhit, wan her ist ein mitelinc, und di schâf gehoͤren zuͦ ime nicht.
Logau. Gott
157, 19
(
Breslau
1644
):
nihm Dich dessen an / das dir gehoͤret.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Jch hab 2 stüber für ein gläßern püchslein, dem könig gehörent, geben.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
els.
1521
):
auch ist ain sölicher aufschlag in den dörfern mit dem opfer, mit mel, wein, aier, schmalz: das gehört dem mesner.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
60, 10
(
pfälz.
,
1547
):
eyn stuck wingarten [...] gehert den armen in die spen.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so sind die sippfründ nach vnserm Stattrecht schuldig / legata vn̄ geschefft / sy gehoͤren wem sy woͤllen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
91, 22
(
mslow. inseldt.
,
1609
):
Zwey tiśchtuecher [...] Die hette aber von ihrem woßerman gehort.
7.
›zu etw. dazugehören; Teil eines Ganzen sein; passend, angemessen, notwendig, unentbehrlich sein‹.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
33, 19
(
Hamburg
1646
):
Die Tauffe vnd Nachtmahl, ob sie woll nach dem Buchstaben gehoren in das dritte, [...] so seind sie doch [...] mit dem ersten geboth ein Ding.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Dann auff einen bösen tag gehöret ein guter Abendt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
562, 1764
(
Magdeb.
1608
):
Das end aber ist leider schwer / | Viel ghoͤrt zur steten gegenwehr.
Luther, WA (
1535
):
Hie zu gehoͤret nu der Glaube, der sich des Koͤnigs anneme.
Rosenthal. Bedencken
38, 27
(
Köln
1653
):
die Sacramental Beicht / wie sie [...] in der Catholischen Kirchen staͤts gehalten / gehoͤrt zu der heilsamen Enge.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
38, 3
(
omd.
,
1487
):
Da wer vill von zcu schreiben, es gehort aber hay her nichtt.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
waz ze der sêle gehœret, daz sol abegelœset sîn alzemâle.
War umbe enwerden wir denne niht wis? Da gehœret vil dar zuo.
Thür. Chron.
6v, 2
(
Mühlh.
1599
):
Folgen die ander sechs Wunder der Welt / wiewol sie nicht hieher gehoͤren.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Was aber sinus seynd / weitleufftig zubeweisen / gehoͤret zu der Geometria.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
168, 21
(
Nürnb.
1548
):
Vmb mich allein ist es Gott nicht zu thun gewest / es gehoͤren jr mer in dise gnadenreiche geselschafft.
Dietrich. Summaria
19r, 23
(
Nürnb.
1578
):
Derhalben gehoͤrt dazu / das sie klug sein / wie die Schlangen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
717, 11
(
els.
,
1362
):
Daz der lebenden guͦte werk den doten nuͤcze sient, daz komet do von daz su in die einberkeit der cristenheit gehorent.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 154
(
Hagenau
1534
):
Es gehoͤret auf alle wort kein antwort.
Wickram
4, 41, 4
(
Straßb.
1556
):
Was aber sunst zuͦ einer kostlichen malzeit gehoͤret / daran was kein mangel.
Sappler, H. Kaufringer
5, 53
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
zucht und adel wont dir bei, | das du gehörst darzuo wol.
Brandstetter, Wigoleis
194, 37
(
Augsb.
1493
):
darnach lernet man jn waz zuo der ritterschafft vnnd anderer behendikeyt gehoert.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Auff ein astig holtz gehoͤrt ein stehlen keil.
Thiele, Minner. II,
12, 225
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Zu der eren gehort stete, | das darff ich nit verkunden.
Menge, Laufenb. Reg.
2684
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Núnnelin vnd begynen | Den múnchen vnd den pfaffen lyß | Den gehöret zuͦ lichte spys.
Goldammer, Paracelsus
6, 189, 16
(
1530
):
die in Christo gehorent, die zeucht der vatter zu ihm.
Bastian, Runtingerb.
2, 13, 6
(
oobd.
,
1389
):
Auch enpfalch mein herr in zwain ain truhl, do gehoͤrnt zwen sluͤzzl zu, die han ich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz gehœrt niht hie her zuo unserm schimpf.
alsô mach wir in däutschen landen die trüeben wein und allermeist die Botzner und Traminner in sölher temperung, diu dar zuo gehœrt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
er sol im [dem richter] aber undertaͤnig sein mit allen diensten, die zuͦ dem gericht gehoͤrent.