1
gefaren,
V., unr. abl.;
zu
mhd.
varn
›fahren, wandern, gehen‹
(f.),
gevarn
›ergehen, geschehen‹
().
1.
›sich von einem Ort zum andern bewegen, fahren, gehen, reisen‹.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
was do vor der stat noch was von dem volke gar, das gerethin gegehin ader gefaren mochte.
Henschel u. a., Heidin
278
(
nobd.
,
um 1300
):
Mvde si alle waren | Si mohten niht gevaren | Fvrbaz in der selben zit.
Morrall, Mandev. Reiseb.
154, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da von getrúrrent die kofflút nit wol gefaren gen Yndia.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1492
):
daß das hör gefaren mecht.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1440
/
1456
):
wann es sich gibt, das man durch die Strub nicht gefaren mag von wassers wegen.
2.
von Geschehnissen: ›weitergehen, geschehen, sich ereignen‹.

Belegblock:

Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu gefuͦr es also daz die engel gevielent, und geriet och do den mentschen daz och der geviel und Got ungehorsam wart.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
20, 20
(
Venedig
1483
):
wann got mag kein schuld geuarn laßen wan es ist ain vnordenunge das schuld bleibt vnergolten.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
wil es got von himel, so mag ez baz gefarn | umb mich armen ritter.
3.
von Menschen: ›sich befinden, leben‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz her zur werlde so gevar | Daz her lip und ere bewar | Und schaffe der sele gemach.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ich waiz nicht recht, wi ich gevar, | Seit daz ich pin ellende.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
70
(
tir.
,
1486
):
Das er uns helff das grab pebaren, | Also das wier nicht übel gefaren.
4.
›mit jm./etw. verfahren‹.
Urkunden, Rechtstexte.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
den saichten si die mere | wie da gevaren were.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
281, 30
(
nobd.
,
1409
):
so meynet er, das er wider den landfrid nicht getan wolt haben, und wolt dann mit den pfanden gefaren, alz der lantfrid außweyst.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
haben etlich der beleidigten und verletzten, damit sie desto freier gefaren [...] ire burgerpflicht alhie aufgesagt.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1444
):
wand wer solichs nit tete [...] zu des lib und guͦt wellent si griffen und in solicher mosse mit im gefarn, daz er wölte, er hette solichs ze tuͦnde vermitten.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1462
):
so mag der cleger als denne dieselben pfand hintriben und damit gefaren als mit dem sinem.
Ebd. (
nalem.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz ir damitte anders nit gefaren, denn daz gotz lobe und ere und der selen heil sie.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1447
):
mit den pfanden gefaren und tuͦn nach der statt recht.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Swenn die zeit verget, swer dann daz guͦt verpoten hat, der sol sich dann dez guͦtz underwinden und domit gevarn, als pfantz recht ist.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
Wie man mit pfanten gevarn süll.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
so mag er zupfenden, mit dem pfand gefahrn wie recht ist.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2606
, (
tir.
,
v. 1496
):
wir süllen im erberlich gefaren mit | Und bestatten nach unserem sit.