galgen,
der
;
-s
, auch
-Ø/-Ø
,
(vereinzelt:)
galge,
der
, (oobd. auch:)
gali(n)g,
der
.
1.
›aus Pfahl und Querbalken bestehendes Gerüst zur Vollstreckung der Todesstrafe, Henkersgerüst, Galgen (als Richtstätte)‹.
Phraseme:
den galgen verdienen
›den Tod verdienen‹;
jn. zum galgen verurteilen
›jn. zum Tode verurteilen‹;
des galgens schuldig sein
›des Todes schuldig sein‹;
galgen und stok haben
›Gerichtsbarkeit besitzen‹. Sprichwort:
wer einem vom galgen hilft, dem hilft der wieder dran
(in vielfachen Variationen);
ein dieb ist nirgend besser denn am galgen
.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen
den g. abbrechen / abschaffen / aufrichten / erbauen / machen; jn. an einen g. hängen/henken, jn zu einem g. füren / schleifen, jn. vom g. abnemen / lösen
; Doppelformel:
g. und rad, g. und stok
(auch ütr. ›Gerichtsbarkeit‹),
g. und strik; der hohe / lichte
(›allen sichtbare‹)/
neue g
.
Wortbildungen:
galgenbrecher
(a. 1492),
galgendreger
Schimpfwort (um 1490),
galgendrüssel
Schimpfwort (um 1490),
galgenhorst
›Galgenacker‹ (a. 1615),
galgenhun
Schimpfwort (a. 1610/8),
galgenmeister
›Henker‹,
galgenmorgen
(a. 1464),
galgenschübel
Schimpfwort (2. H. 15. Jh.),
galgenstok
(a. 1507),
galgenstrik
(a. 1631),
galgenwachtel
Schimpfwort, ›Galgenvogel‹ (a. 1557),
galgenwadel
Schimpfwort (v. 1486).

Belegblock:

Pfeiffer, Nic. Jerosch. Chron.
153
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
er wolde si | hengin vor daz burgetor | an einen galgin hô inpor.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
man sal de straz robere dar vmme hengen vf eynen suͤnderen galgen bi der strazen.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Wat sechstu, galgendreger? Wostu van desseme uplope wat?
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
, Hs.
17. Jh.
):
auch haben die beide hh. zu setzen galgen und rad, die alhie richten mit dem schwert unter der erden und oben der erden.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
der [ritter] was genant her Hilger von der Stessen, unde furten den uß an den galgen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
143, 4
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Der konnig hieß Galleran vnd Markain zü samen binden vnd sleuffen zü dem galgen.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1603
):
Stöck, galgen und alle rüstung, wie auch anderer uncosten mit azung und dergleichen wurd alles von gemeinem zentcosten laut selbigen westumbs erhalten und bezahlt.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das einr seins nehsten gut nicht bgert, | Das hindert offt der Galg vnd Schwerdt.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
342, 16
(
Frankf.
1563
):
dieweil er ja sterben, wer im lieber, daß es am neuen galgen geschehen müßte.
Luther, WA (
1530
):
Wer dem andern vom galgen hilfft, den brecht der selb gern hinan.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
mein wirtin und ich haben lange den galgen verdient.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1492
):
wesz des geschehen ist, kan ich gnuglich nachbringen, das der apt unrecht ist, ich wolt den nyen galgen, den der apt gebueth hat, ouch haben abegebrochen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Uff deme gute worde eyn dip gefangen unde vorteilet noch scheppin orteil czu deme galgen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
22, 12
(
omd.
,
1487
):
Saltu ÿn eher, an galgen lasßen hengen, den williglich luÿgn.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
151, 7
(
nobd.
,
1363
):
In diesem [...] Jahr ist ein Jud zu Nürnberg ausserhalb des Galgens an einen Balken gehenget worden.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 87, 8
(
nobd.
,
1464
):
nach mynem herfarn hab ich nicht mer herfarn moͤgen dann hundertunddreyundachcig morgen mit dem galgenmorgen.
Gille u. a., M. Beheim
79, 164
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Doch mit dem galgen noch gericht | er niemant richt noch steuret icht.
Ebd.
99, 816
:
der saget mir vil übel | Dy der Trakat waida began, | der ich ain tail getichtet hon | van disem galgenschübel.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1486
):
Du luchs, du fuchs, du paurenfeint, lernstadel | pfaffenhagel, suchenwurfel, du galgenwadel.
Franck, Klagbr.
228, 35
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Zur selben zeit stalen gar wenig dieb / also der kaiser noch nit gewon war mit dem tod / galgen und strick auff die dieb zemercken.
Sachs (
Nürnb.
1533
):
du frawen-schender! | Du spielgurr und du galgen-drüssel.
Ebd. (
Nürnb.
1557
):
als man streckt die galgenwachtel, | Bekennet er auch unverholn | Unter andern, das er het gstoln | Des pfaffen beutel in dem kram.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Man muß dir ebn ins Maul hoffirn. | Du bist ein vnnütz galgenhun.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do nu hienoch über vil jore sant Arbogast starp, do wart er noch sinre begirde under dem galgen begraben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 275, 26
(
Hagenau
1534
):
Eyn dieb ist nyrgent besser denn am galgen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
darumb ist er so erzürnet; vnd wolte den armen schlucker gern an Galgen bringen helffen.
Brack (
Basel
1483
):
Crux. galg oder kreutz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
Es ist zuͦ Augspurg ain gewonheit, als offt ain bischoff von Augspurg wie ain bischoff von Augspurg wie ain fürst einreit das erstmall, daß man alweg den galgen abraumpt.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1507
):
daß die von Niernberg die galgenstöck, daran man die viertail anhieng, ab solten thon.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 103, 28
([
Augsb.
]
1548
):
Wann die Herren ains Diebs bedürffen / so nemen sy in vom Galgen.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
man fuͤhrte jhn auff einem Karren hinauß / legte jhm einen Strick vmb den Leib vnd zog jhn ein Roß an den Galgen hinauff.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1423
):
wand semlich galgen bi offenen lantstrassen und nit verborgen stan soͤllent.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1463
):
Da zü die von Núwemburg durch iren redener antwurten laßen hand des galgen halb.
Menge, Laufenb. Reg.
1761
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
So er sicht in dem lande | Die diebe am galgen hangen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Swer uber ein ellen stilt ab der plaich, den henckt man an den galgen.
UB ob der Enns
10, 754, 12
(
moobd.
,
1380
/
94
):
Ortolf vnd Jörg von Volkenstorff habent ze lehen emphangen: [...] die vogtey [...] ze Churnperg auch mit stokch vnd mit galgen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
des ist unser genädiger herr von Passaw obrister richte, darin hat er pan und gericht, stock und galing.
Gereke, Seifrits Alex.
3990
(
oobd.
, Hs.
1466
):
an ainen galigen man sew zoch, | der was wol funfczig ellen hoch.
Klein, Oswald
102, 78
(
oobd.
,
1427
):
Ich wolt, er wer gedont | vol zwischen flaisch und balge, | das er nicht mer gesprechen möcht; | und ob es tet der galge, | es wër dem reich ain klaine scham, | und hiengens alle dran.
Piirainen, Stadtr. Sillein
103b, 22
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
ist aber hoͤher dy schulde er ist schuldich dez galgen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
286, 9
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
auch sol die gemain daselbs den galigen machen, wan sein not ist.
Ebd.
377, 10
:
habent mein herrn daselbs allen pan vnd gancz gericht ze veld vnd cze darff mit stokch vnd mit galigen.
Mollay, Ofner Stadtr.
261, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der sich selber tottet, der ist nicht wirdig, das man yn anders wo hin pegrab, denn vntter den galgen.
2.
›das Kreuz (an das Christus geschlagen wurde)‹.
Syntagmen:
den g. tragen; jn. an den g. binden / henken / schlagen
.
Wortbildungen:
galgenlöser
›Erlöser vom Kreuz‹.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
5259
(
ohess.
,
1501ff.
):
Gesellen, nu nemmet, was er sollet haben! | er [Jhesus] sal synen galgen selbers tragen.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
der galge der smeheste tot was, | als ich nehest an dem buche las.
ouch trank Jhesus unsir trechtin | an dem galgen myrra und win.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
273, 23
(
Nürnb.
,
1446
):
Ihesus trug seyn galgen selber.
Gille u. a., M. Beheim
162, 436
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Des ir muterlich hercz genug | nur alters ainig mit dir trug, | da man dich an den galgen slug.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
gieng mit im us den ellenden crúzgang, den er tet von dem rihthus unz under den galgen.
Adrian, Saelden Hort
9821
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
den galgen solt er ainig han | getragen; do waz er zecrank. | dez man im helfen ainen zwank | dort hin uf den galgen tragen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
999
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Won an disen galgen lon ich mich nit me henken. | O herr, was du wilt, das wil ich och. | Lös mich von disem galgen hoch.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
24, 99
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Eyn vrtil wart gesprochen | das was den juden goch. | nw han zy dich irstochen | an eynem galgen hoch.