güte,
1.
›Qualität, Beschaffenheit, Wert einer konkreten Sache (zumeist im positiven Sinne)‹; Wortbildungen:
gütigkeit
Belegblock:
Gleych wie du des bawms fruͤchtte magst nennen eynn offenbar guttickeytt des baums, die da folget und beweyßet seyn ynnerliche naturliche gutte.
wan jm [Rubin] der balierer sein haut abzeuhet / so wirt sein guͤte endecket vnd wirt schoͤn vnd klar.
nun der kaufmanschatz rechten an wert und an güeti.
lerchen halle uns gevalle | für des ofens güte.
Soll nimants khainen wein auffthun bis er von dem Herrn Richter [...] vmb Einen zimlichen leÿdlichen phening seiner guet nach gesetzt wirt.
2.
allgemein: ›Gutheit e. P. (auch im moraltheologischen Sinne), sittliche Qualität des Menschen als habituelle Charaktereigenschaft‹; speziell und im einzelnen nicht differenzierbar: ›Barmherzigkeit, Milde, Nachsicht, Sanftmut; Großzügigkeit, Freigiebigkeit; Sittlichkeit, Tugendhaftigkeit (von Frauen)‹; mehrfach mit Bezug auf die Minne, oft auf religiöse Verhältnisse; Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Belegblock:
Swer bedencken wil güete oder wîsheit oder gewalt, der bedecket wesen und bevinstert ez in dem gedanke.
sol man wizzen, daz der [...] guote und güete sich einander anesehent [...]: diu güete enist noch geschaffen noch gemachet noch geborn; mêr si ist gebernde und gebirt den guoten, und der guote, als verre sô er guot ist, ist ungemachet und ungeschaffen und doch geborn kint und sun der güete. Diu güete gebirt sich und allez, daz si ist, in dem guoten; wesen, wizzen, minnen und würken giuzet si alzemâle in den guoten, und der guote nimet allez [...] von dem herzen und innigesten der güete
(auch zu 4 stellbar).
ein guot mensche, als verre er guot ist und von güete aleine geborn und ein bilde der güete, sô ist im allez daz unmære.
o we toid, komme hude | und nym mich durch dyn gudde!
Mißbrauch nicht meiner gut und freundligkeit.
wo ist doch dein Vaͤterlich Gemuͤtte | Und milde Guͤtte?
Aus disem brvnne fliezzen fuͤnf wazzer der gnaden – daz ist minne Guͤte Treuwe Barmkeit Gerehtichait.
ei, wunsches ougenweide, | heilflut der senften güte. | Minne bistu gut.
so vollenbracht | Worn sie, daz uz ir guͤte | Floz aller tugenden bluͤte.
die klarheit des gerichts bis zu erkantnus unser eigner torheit: daraus erfolgt die güte im werk.
frow Guͦtten rim gehoͤrt werden wiben, | den hett sie also läsßen schriben: | ,ich haiß Guͦt und gehoͤr dar zuͦ | daß ich näch senendem herzen ruͦw.
Das wil mich
[Maria]
min guͤti zwingen. | Vmb den sünder muͦs ich ringen. Natürliche Guͤte / oder ein guͤte art vnnd natur. [...]. Etwas verlieren vnd vmb etwas kommen von waͤgen der Guͤte vnnd freygaͤbne. [...] Von Guͤte überlauffen / zuͦ vast guͦt sein.
der hailig gaist geit guoten wert | [...] | die gab der guet und milte sein.
Ir Majestat welle aus angebornner güeti und königclichem gemüeth ine [...] in gnedigem bevelch haben.
Wenn ich betracht, strëfflich bedenck [...] | der creaturen underschaid, | ir übel un dir güte, | so vind ich ains in solchem klaid, | des übel, güt niemt verbessren, bösren mag.
dein güt die klag an mir ersach, | da ward verkart unhart mein ungemach.
‒
Vgl. ferner s. v. .3.
›Zugeneigtheit gegenüber einer anderen Person, Gunst, Huld, Wohlwollen, gute Stimmung gegen einen anderen‹; als Metonymie: ›Freundlichkeit, Höflichkeit als Handlung und damit nach außen wirksamer Ausdruck sittlicher Gesinnung‹; auch: ›Einigungs-, Schlichtungsverfahren‹; zwischen zwei oder mehreren Personen: ›Friedlichkeit, Eintracht, freundliches Einvernehmen zur Vermeidung von Kampf, Streit‹; Phraseme:
in güte
›freundlich‹; in der güte
1. ›gütlich, in gütlichem Einvernehmen, mit beiderseitigem Wohlwollen‹; 2. ›freiwillig, ohne Folter‹; sich in die güte geben
›nachsichtig sein, nachgeben‹; die güte vornemen
›schlichten‹; die güte und / oder das recht
›Schlichtungsverfahren, Herstellung von Einvernehmen nach Rechts- und Herkunftsgrundsätzen‹.Syntagmen:
jm. g. tun, an e. S
. (z. B. an der bosheit
) g. üben, g. an jn. bringen; mit / in (der) g. etw. tun / sagen / sprechen; zu g. pflicht haben; sich in g. zeigen, jn. in der g. vereinen / vergleichen / vertragen, jn. mit g. darvon weisen, etw. in g. hinlegen, die stäte g.; die g. der gemeinde
.Belegblock:
Wenn wir anders nichts hetten von Gott denn die grosse herliche guͤete unserer Eltern, ynn welcher Gott seine guͤete
(dies zu 4)
erzeyget. Componere. Scheiden entscheiden mitteln vertragen jn der guͤte hinlegen verrichten entrichten / ablegen
(auch zu 3 stellbar).
[Klio] zeige dich einmal in Gütten, | mache mir den Kopf erhitzt.
dat des vmmer nyet sijn en sculde na ynhalt alsus briefs, as sij vuͦrzijden mit der gemeynden guede an deme Rijche gewornen vnd behalden hedden
(hier: ›mit Zustimmung der Gemeinde‹).
Irre beider gude ind schoenheit | Sach ich an mit vlijssicheit.
ir fürsten, | [...] | den armen den betrübet nicht | und habt zu steter güte pflicht.
dieweil zwischen den parten in der gute gar nichts zu erheben gewest, sondern einer weisung begert, haben berckmeister und geschworne [...] diese weisung getan.
brachte aber keine gutte an die parten, sondern die parten [...] hatten gros wolgefallen dorinen, das die vom tal also gezwungen wurden.
Wir gaben uns darumb in die gutte und leden hohn und spott, das wir ie nicht wolten, das [...].
Wo sich ir zwene mit einander irten und der sachen in der güte nicht mit einandern vertragen.
In der gutt vff vorgehendt des Son vnd des Vatters ausSag güttlich bespracht worden.
Der minig sprach in giett, | Was für ein heÿling hett, | den sÿ anpetten dett?
Mein Katz, sag mir in güten! | Was bist du für ein Katz.
wie die alchimisten in die arznei komen sind und wie alchimia zu erkennen gibt, mit zorn oder güte die scheden zu heilen.
Ain schon raines wibe gütt, | Waz durch die liden mag ain man, | Ir gütte im das wol lonnen kan.
haben wir des stucks halb nach vlyßiger erkenung in der gütt auch beredt und betedingt, das nun [...].
so hette es sein gestalt, doch wiert man kein an frevel waß nachlassen, er komme gleich in güete oder mit recht auß.
Was für gericht- und burgerliche sachen von amptswegen an unsere bevelchhabere gelanget, da sollen sie möglichen vleiß fürwenden, dieselbige in der güete hinzuelegen.
daz ihre zwen umb liderlicher sachen willen einander schenden [...], deßhalben für uns oder unsere amptleuth clagend kommen, die güete fürgenommen, aber da nichzit fruchtbahrlichs ußgericht.
Guͦte bricht einem kein Bein [...]. Vbe deine guͤte an deß nechsten boßheit.
wie groz libe und gute scholten die kint iren eltern beweisen.
habent si vns die guͤt getan, daz si vns die vorgenanten sum geltz wollent besten lassen.
daz si ir vordrung und ansprach mit kainem andern behelf dann in gut oder mit dem rechten von der herschaft sand Lamprecht suchen sollen.
[darauf] wier zue beden tailen uns alles schtrits und irtumbs inhalt der zehen eingelegten artikl in der guet wilkierlichen veraint, verglichen und vertragen.
min hertz nach diner guete wuet, | ze widergelte wil es dich nit mîden.
Uzon wollte sich mit Güten nicht ergeben etliche tage über, deswegen liess es Herr Michael auf 4 Schuss gar zerlöchern.
4.
›Gutheit, Güte Gottes, die Gott inhärente Barmherzigkeit und Großherzigkeit, dem Menschen gegenüber waltende Liebe, Freundschaft und Nachsicht Gottes (als Gott kennzeichnende Grundeigenschaft)‹; besonders protestantisch: ›Gerechtigkeit Gottes‹; in 1 Beleg auch: ›das Gute Bewirkende, Wirkkraft, Schaffenskraft Gottes‹; metonymisch: ›einzelne Gnadengabe Gottes‹; häufig als Personifizierung Gottes sowie ›Güte als Rechtfertigung des Menschen durch Gott‹; Syntagmen:
die g. eingiesen / minnen / sehen / spüren; die g. einfliessen, jm. eingeboren sein; der g. trauen, etw. befelen; sich an g. halten, auf g. bauen / setzen / vertrauen, jm. etw. durch die g. geben, von der g. berürt werden; g. des allerhöchsten / gottes; die abgründige / ausfliessende / ausgeborene / ausspringende / barmherzige / gnädige / blosse / grundlose / immergrüne / lautere / minnigliche / unaussprechliche / unerschöpfliche / ungeborene / unmässige / urspringende / reiche / wesenliche g.; ader / auswal der g
.Wortbildungen:
güteminnend
Belegblock:
denn gibt ers [got], nichtt umb unser arbayt willen, sonder auß seyner guͤte und gnade.
so du glawbest das dir Christus sey die weyßheit, gerechtikeit, froͤmkeit, seligkeit und alle guͤthe.
Auff yhn meyn hertz sol lassen sich | und seyner guete trawen.
daz wort, so wir sprechen ,guot‘, nennet und besliuzet in im niht anders [...] wan blôze und lûter güete; doch gibet ez sich. Sô wir sprechen ,guot‘, sô vernimet man, daz sîn güete ist im gegeben, îngevlozzen und îngeborn von der ungebornen güete.
Benignitas guthekeyt [...] gute [...] gotllicheyt [...] wirdichet.
von barmhertziger gute güsset er [got] eym solichen rüwigen menschen jn sin gnade.
wo mit sol ich got dancken siner grossen gut Vnd het er mir nie kein gut gethon / dan dis [...].
got das gab durch gute sein | der creatur czu nucz allein.
jn dem dritten sey wir merkhen des höchsten vnd ersten begynne guͤte vnd gütwillikhait.
wi der vader sich irguzit mit allir vollincuminheit in di geburt alse in den son und sich irguzit in den heiligen geist mit einir gude als in einir minne.
Diesen [Friede] hat unß der Vater aller Barmhertzigkeit / [...] / um seines Nahmens Ehre / Guͤtte und Langmuͤtigkeit wegen / Vaͤterlich gegoͤnnet.
Ebd.
170, 8
: seine Guͤtt und Treu ist alle Morgen neu: Kurtz / GOTT ist die guͤtte selbst.
das er in mit erczaiget | sein güt, milt und parmherczikait.
die armselikeit erhebt sich mit freuden in der güte des erbarmers.
das kan si weder dencken noch glauben / das Gott das ewig leben auß lauter guͤte vnd gnad woͤlle geben.
vnd er [der mensche] nút fúrbas mag von eigner krancheit, denne gehoͤrt der grundeloser guͤte gottes zvͦ, daz sú daz werg folle fuͤre.
[dú creatur] sol Got an sehen, der ain guͤti aller guͤti ist und von dem aͤllú guͤti flússet.
Vor allem herczenleit | Soltu [Maria] uns, frow, behüten | Mit dines kindes gueten | Der alle ding vermag.
Wis gegrüsset, aller güte | muter.
5.
›Nützlichkeit, hohe Bedeutung, Qualität, Wichtigkeit einer abstrakten Sache‹, meist in religiösen Kontexten; auch ütr.; Belegblock:
Alle güete des ûzerlîchen lîdennes kumet und vliuzet von güete des willen.
Nue der unselig, der also allenthalben verkart ist, der merck nu die gut des vaterlandes, [...] und die gut des lebens, daz ist die gab der genaden, der er sich verderblichen berawbet hat.
der mage der kochet die spise und teilet das grobe, das boͤse von dem guͦten.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
216, 31
.