götze,
der
;
-n/-n
.
1.
seit Luther: ›unchristlicher Gott, Abgott, dasjenige Welthafte (Personen oder Gegenstände), das man entgegen dem ersten Gebot Gottes (2. Mose 20, 3 „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“) als religiös verehrungs- und anbetungswürdig ansieht‹; bei den Protestanten insbesondere mit Bezug auf die Heiligenverehrung.
Bedeutungsverwandte:
 23, ,  5, .
Wortbildungen:
götzenaltar
,
götzenanschlag
,
götzenbrot
›Hostie‹, abwertender Ausdruck der Reformationszeit (a. 1525; 1528),
götzenerer
,
götzenfresser
Schimpfwort für die Katholiken (a. 1562),
götzengrube
,
götzenhaus
,
götzenhirte
(a. 1528),
götzenkalb
,
götzenkirche
,
götzenland
,
götzenlerer
›falscher Lehrer‹,
götzenmacher
›Person, die sich einen Abgott zur Anbetung schafft‹,
götzenopfer
›ketzerische rituelle Handlung zu Ehren eines Abgottes‹,
götzenpfaffe
,
götzenpfeife
verächtlich für: ›Orgelpfeife; Orgel‹ (a. 1597),
götzenpriester
,
götzenspeise
(wie
götzenopfer
; a. 1525),
götzentracht
›Heiligenprozession, die negativierend als Götzendienst mit anschließendem Gelage verstanden wird‹ (dazu ggs.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Wo kompt yhr, pfaffen der Goͤtzen, denn her?.
Ebd. (
1522
):
auff das wir den elenden Papisten einenn dienst thun und yhn tzeygen yhren gotzen, das sie sehen, was sie unter des Bapsts mantel anbeten.
Nun aber seind die leichtfertigen geist tzu gefallen unnd haben auffgesehen und bey dem volck solich goͤtter oder goͤtzen auff gericht.
Ebd. (
1524
):
Nicht das wir den ort darzu geweihet haben, [...] wie unsere Bischoffe iren Goͤtzenkirchen thun.
Ebd. f. (
1524
):
Wir wissen von dem Goͤtzen opffer, das ein Gotze nichts ynn der welt sey, und das kein ander Gott sey on der einige, Darumb ist auch das gotzenopffer nichts. Darumb leidt einem Christen nichts dar an, das es geopffer ist. Wie sagt er, es sey kein Goͤtze noch Goͤtzen opffer, und sagt doch, man muͤge Goͤtzen opffer essen? [...] Wenn du es yssest, so ysse es nicht bey dem, der noch goͤtzen hat, oder so schwach, das er nicht weis, was kein Goͤtze ist, und meinet, er muͤge dis essen, yhenis nicht, Denn er wurde meinen, das du die Goͤtzen anbetest und teilhafftig machtest der Abgoͤtterey.
Ebd. (
1526
):
so wil ich im dinen, hoc modo, gberd, so hastu sein schon gefelt, et tu bist ein goͤtzen macher, et tu es horrendissimus peccator, ut videbis.
als bald da fieng das volck von Jsrael an, eyner ehret diesen abgott, der ander eynen andern goͤtzen, und zertrenten sich, das sie von der rechten lere fielen.
Ebd. (
1544
):
Wiewol das feine wort Bisschoff von unsern Goͤtzenpfaffen und Bisschoffslarven schendlich verdunckelt [...] ist.
Ebd. (
1544
):
da ein jeder, wo er sich hinwendet, da muste er einen eigen Goͤtzen haben, auch das Kind in der wiegen, so es der Mutter milch soug.
Ebd. (
1527
):
Er nennet sie ,hirten‘, weil sie der hirten ampt haben und doch gotzen lerer und trewmer sind mit der that, das waren die Phariseer und sind alle falsche lerer.
Ebd. (
1529
):
er [der gemeine hauffen] bleibt bey seinem Abgott Mammon und andern gemeinen Goͤtzen.
Ebd. (
1529
):
Wir haben auch unter dem Bapsthum mit Abgoͤtterey es arg gnug gemacht und auch also Goͤtzenkelber gemacht.
Ebd. (
1529
):
alle anschlege der Reychstage syndt Goeczen anschlege.
Ebd. (
1538
):
so haben sie aus dem Tempel ein kauffhaus, einen geitz, ein Mordergruben und Gottzengruben gemacht, dan sie hatten den Gotzen, Juncker Geitz, hineingesetzet.
Ders. Hl. Schrifft.
Jer. 50, 38
(
Wittenb.
1545
):
Truckne sol komen vber jre wasser / das sie versiegen / Denn es ist ein Goͤtzenland / vnd trotzen auff jre schreckliche Goͤtzen
[
Froschauer
1530:
wunder dingen
;
Wormser Proph.
1527:
bilden
;
Eck
1537:
wunderbilden
].
Ebd.
1. Macc. 5, 68
:
Darnach zog Judas gegen Asdod in der Heiden land / vnd reis die Goͤtzenaltar ein / vnd verbrennet die Goͤtzen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
6765
(
Magdeb.
1608
):
So groß Suͤnde wer nicht daran / | Das man den Goͤtzen Opffer bracht / | Als wenn man vneinigkeit macht.
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 360, 22
(
rib.
,
1550
):
das jarlichs uf Marien Magdalenen dag [...] ein gotzendracht sie und ein grosse lauf der huislude, daselbst vil süfferei, slegerei und unzucht bedreven werden.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Was volcks sich wider dich entpör, | Das schlag, und auch ir götzen-hauß | Verbrenn und reuth ir götter auß.
Ebd. (
1562
):
Gott sey lob, ehr, der uns hat geben | Sein heyliges wort an den tag, | Darvon das götzenwerck erlag.
Ebd. (
1562
):
Da thett der köng Daniel fragen: Was thust du von dem drachen sagen, | Daß er nichts denn ein götze sey?
Ebd. (
1563
):
Ir götzenpriester abr allein | Der gieng in den tempel hinein | Zu dem abgott.
Dasypodius A (
Straßb.
1536
):
Idolatra, Ein goͤtzen ehrer / goͤtzen diener.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 3, 31
([
Augsb.
]
1524
):
Wa aber yemant würt zů euch sage͂ / Diß ist goͤtzen opffer (wie dañ vnser flaysch meyden / goͤtzen opffer ist / woͤlches wir auß menschen gebott / vñ nit auß gottes gebott meyden).
ders. Hl. Schrifft.
Jer. 43, 13
;
1. Cor. 8, 4
;
10
;
Redlich, a. a. O.
2, 361, 35
;
Bell, G. Hager
501, 1, 23
;
Struck, Klöster
670, 25
;
Heidegger. Mythoscopia
51, 18
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Götzenbild, Heiligenbild, Heiligenstatue, plastische Figur von einer anbetungswürdigen Person (z. B. von Heiligen, aber auch von heidnischen Gottheiten)‹; als Metonymie anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  2, ,  8.
Wortbildungen:
götzengespenst
in der Schweizer Reformation besonders von Zwingli verächtlich für das Heiligenbild gebraucht,
götzenkosten
›Aufwand für Heiligenbilder‹ (A. 16. Jh.),
götzenman
,
götzenschützer
,
götzensturm
›Bildersturm während der Reformation‹ (1. H. 16. Jh.),
götzenstürmer
,
götzenträger
›Person, die Heiligenbilder zum Verkauf herumträgt und anbietet‹ (a. 1376); auch als Scheltwort (a. 1349/50).

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
O eyn wirdiger patron der beschornen und geoͤlten Goͤtzen!
darumb plagt uns auch got, das wir muͤssen lugen annemen, Goͤtzen dienen, Stain unnd holtz anpetten.
das man kain goͤtzen, kain bild zu einem abgot haben sol oder anbetten.
Ebd. (
1525
):
[Unser Rottengeister] meinen, es ey koͤstlich ding Goͤtzen stuͤrmen.
Ebd. (
1544
):
das man solche Larven in die Kirche setzet, gleich wie die geschnitzten oder gehawen Goͤtzen.
Ebd. (
1529
):
Sihe die alten Heidnischen Goͤtzen an: Welche waren guͤldern, Silbern, Holtz und steine.
Solchs ist jr heimliche meinung und der alte vorige grewel unter newen worten fur gebracht, Und dem alten Goͤtzen ein newer rock angezogen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
603, 3080
(
Magdeb.
1608
):
DJe Koͤnigliche Kron [...] | [...] hatten des Koͤnigs Vorfahren / | [...] | Aus den Kirchenschaͤtzen bekommen / | Vnd den Goͤtzen vom Heupt genommen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
28, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Der Bildhauwer. Bildschnitzen so hab ich gelehrt / | Vor jaren war ich hoch geehrt / | Da ich der Heyden Goͤtzen macht / | Die man anbett vnd Opffer bracht.
Franck, Klagbr.
222, 33
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Wir vnterlassen auch ire abgotterey / mit dero sie die bild vnd stummenden goͤtzen zu eeren vnd petlen fuͤrstellen / vnd gleich feyl haben.
Bell, G. Hager
44, 1, 6
(
nobd.
,
1593
):
jr wist, das ir Haiden seit gwest zu stund, | vnd hin gangen zu den stumen geczen al zeit.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Lahm, taub, blind, ohne Leben, | Seynd deine Goͤtzen⸗Mann.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 29, 5
(
Coburg
1634
):
[daß] die Fuͤrsten [...] sitzen vñ schweigen wie die Goͤtzen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 9
(
Hagenau
1534
):
Ein oͤlgoͤtze / ein rechter goͤtze. Ein stock und ein holtz das geferbet ist / und oͤlgetrencket / [...] / ist ein oͤlgoͤtze. Goͤtze kompt von Gott / und ist etwas das ein bildtnis hat on leben / on seele.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1529
):
denne langt uns an, wie by üch in ettlichen kilchen noch goͤtzen, gemaͤl, alterstein und gar unsuber syend.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1532
):
Ist dann götzen schiten nützid anders dann holz schiten, worumb tödt man die götzenstürmer?
Maaler (
Zürich
1561
):
Goͤtz (der) Ein bild oder gleychnuß eines dings. Idolum.
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 3, 21
([
Augsb.
]
1523
):
vnd ist ein solch besseru͂g das sy niemãt ee erfert deñ die Liechtelmacherin / Goͤtzenschitzer / vñ meßkramer.
Ebd.
6, 4, 32
:
die [gleißner] haben zů zeytten ein viertel stund liechtlein an zů zünden / eym yegklichen goͤtzen eyns.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1531
):
alse haben sie darnach die altar, orglen und götzen aus allen kirchen geworfen und ein andere reformacion angefangen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Joram, war ein wenig frümmer dan sein vater, zerprach die gözen überal.
ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 34, 13
;
Schib, H. Stockar
169, 11
;
173, 20
;
Alberus
I iijv
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 53
.
Vgl. ferner s. v.  3,  1,  3, , .
3.
›Anhänger eines als falsch erachteten Glaubens, Götzendiener‹; von protestantischer Seite vornehmlich für den Papst und die Angehörigen des Klerus gebraucht; hier anschließbar: ›Dummkopf, Narr‹; auffaßbar als Metonymie zu 1 auf denjenigen, der einen Abgott verehrt.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  1, (
der
1,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
eher ich mehr sage, wil ich den goͤtzen und putzen dißer wellt, dem Bapst mit seinen pfaffen, trotzen.
Ebd. (
1521
):
laß sie beweren yhr priesterthum mit der schrifft, odder bekennen, das sie nichts denn teuffells larven unnd verdampte goͤtzen sind.
Diße sind nit Bisschoff, ßondern goͤtzen, tocken, larven und wunder des tzorn gottis.
was ich hab, ist nur ain larva, Christus můß wircken und wir muͤssen mit unser kunst goͤtzen und larven seyn.
Ebd. (
1545
):
mit dem Dienst des Goͤtzen zu Rom.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
136, 2875
(
Magdeb.
1608
):
jhr seid ein recht alber Goͤtz / | Wie ich auß ewrem bericht schetz.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 14, 12
([
Wittenb.
]
1523
):
das vnßer itzige Bischoff vñ geystliche gotze͂ vñ nicht Bischoffe sind.
Franck, Klagbr.
226, 15
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
O ir heuchler / o ihr blůthund / O ir gekroͤnten esel / O ir pestilentz des vatterlands / O ir goͤtzen der welt
(Kritik an den Klerikern).
Lemmer, Brant. Narrensch.
46, 14
(
Basel
1494
):
Wer jn sich selbst vertruwen setz | Der ist eyn narr vnd doreht goͤtz.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 14, 12
;
Nyholm, Füetrer. Gralepen
837, 1a
.
Vgl. ferner s. v.  3.