1
göttin,
die
;
/göttinnen;
zu .
1.
›weibliche Gottheit, vorzugsweise der griechisch-römischen, ägyptischen oder germanischen Mythologie‹; ütr. auch: ›Muse; Nymphe‹;
zu  4.
Syntagmen:
die g. anrufen / erledigen; die g.
(Subj.)
fliehen; der g. dienen, etw.
(z. B.
einen altar
)
bauen; g. des friedes / müssigganges / streites, der erde / feier / frucht / furcht / liebe / morgenröte / untreue / weisheit / zucht, des glückes / meres / wassers, der äcker / bäume / blumen / hirten / pfennige / wolschläger; hilfe / tempel der g
.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
32, 83
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ich bin Venus, vrouwe, godynne, | ho geweldich alre synne.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
23, 31
(
Frankf./M.
1626
):
DRůmb dein / Apollo/ ich fuͤr dißmal nit beger / | Der Neun Goͤttinnen hůlff ich auch nit haben will.
Thür. Chron.
9r, 17
(
Mühlh.
1599
):
Ceres / welche zu erst Frucht zu ziehen erfandt / ward sie dadurch Edel vnd eine Goͤttin der Frucht genennet.
v. Ingen, Zesen. Ged.
384, 35
(
Breslau
1641
):
weil alle die anmuthigen Liebes-Kuͤsse / derer Jaͤhrlich unter Verliebten [...] von der Goͤttin der Liebe Venus sollen eingesamlet [werden].
Ebd.
392, 24
:
die Ersten drey Nimfen oder Goͤttinnen / wie man sie nennen wil / hatten sich unter einen Cypressenstock gesetzt.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
ain mæchtiger got: | Von des gewalt und sim gebot | Únser goͤtt und goͤttinnen | Sint alle geflochen hinnen.
Plant u. a., Main. Naturl.
303ra, 24
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
wan an dem ersten tage iegliches manden so vͦbent siv eine goti die hiez iuno.
Lauater. Gespaͤnste
22r, 3
(
Zürich
1578
):
Sy gieng zů etlichen pfaffen der selben Goͤttinen
[Isis].
Dreckmann, H. Mair. Troja
48, 1
(
oschwäb.
,
1393
):
do kom für mich in dem slauff Mercurius der got und fürt mit im drei göttin, Venus, Pallam und Junonem und sprach zu mir: ich haun die drei göttin für dich braht, ez ist under in ain krieg erhabt, und den haun si gelauzzen an dein urteil. die drei göttin saussend in ainer wirtschafft.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
559, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Der göttinne zue preyse | liess er [Eneas] ain altar pawen.
Munz, Füetrer. Persibein
485, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Abentewr, wie [...] er [Persibein] erledigt dy göttin Engiselor.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Thür. Chron.
7r, 8
;
Adrian, Saelden Hort
11045
;
Menge, Laufenb. Reg.
1531
;
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
1564
;
Fichtner, a. a. O.
20, 5
;
Voc. Teut.-Lat.
gg jr
;
l iiijv
.
Vgl. ferner s. v.  1,  3,  4.
2.
›weibliche Person, die man (nach protestantischer Sicht entgegen dem ersten Gebot Gottes, 2. Mose 20, 3 „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“) als religiös verehrungs- und anbetungswürdig ansieht, Heilige; weiblicher Abgott‹;
zu  5.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Secht, da habt ir nu die ehr der muter gottes, daß sy sey ein sonderlich gottes kind, [...], wir wollen sy auch heisen ein gnedige frauwen. [...] Aber das wir sy tzu einer goͤtin (Ja abguͤtin) machen sollen, wie munch und pfaffen furgeben, daß wellen wir gar nicht tun.
Ebd. (
1529
):
Die schwangeren Frawen, wenn sie in noͤten waren, rufften sie S. Margareten an, die war jr Goͤttin.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
757, 32
(
els.
,
1362
):
ein bilde sol noch dir gemachet werden, daz sol geseczet werden mitten in die stat, do inne sol man dich [Katherina] anebitten fúr eine goͤttin
(auch zu 1 stellbar).
3.
hinsichtlich der Gotteskindschaft Bezeichnung für eine von Gott angenommene und durch die Teilhabe an Gott vergöttlichte Frau, im Sinne von: ›Heilige‹;
im Unterschied zu 2 positiv bewertet; zu  7.

Belegblock:

Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das alle lút ir [Maria] warent holt | [...] | Und sprachent das dú here | Ain goͤtin wære untoͤdemlich.