eunuch(us),
der
;
–/-en
; überwiegend mit lat. Flexion;
aus
lat.
eunuchus
›Verschnittener, Kastrat‹
(
Georges, Neub.
1, 1911
;
Schulz/Basler, Neub.
5, 309
 f.).
– Seit dem beginnenden 16. Jh.
1.
in frnhd. Zeit gesehen als ›in arabischen Ländern mit hohen Ämtern betrauter (kastrierter) Beamter, Kammerdiener‹; häufig: ›Aufseher, Diener der Frauen des Hofes‹.
Zur Sache: ff.
Bedeutungsverwandte:
,  12,  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
Das Wortt Eunuchus haben wir nicht in der deutschen Sprache. Man heisset es sonst ein kemerer oder ein kamerknecht, [...]. Es haben die konige im Morgenlande diess wortt erfunden, und die hatten in ihren kamern Eunuchos.
Ebd. (
1541
):
Er [Nero] were besser ein Frawen hut, der nichts thun solt, denn wie ein Eunuchus, das ist ein Frawen hut, stehen in einer Narren kappen mit einem Fliegenwedel und der Frawen huͤten.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Nach dem die trawrig köngin hieß, | Ir eunuchen abtretten ließ, | Biß daß sie gnug geweinet het.
Schulz/Basler, Neub.
5, 309
 f.
2.
›Verschnittener, Kastrat; Mann, der nicht fortpflanzungsfähig ist‹; in der Exegese von Mt. 19, 12 auch ütr.: ›Person (beiderlei Geschlechts), die um des Reichs Gottes willen freiwillig auf sexuelle Handlungen verzichtet‹; als Generalisierung anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  3, , (
der
); vgl.  2, .
Wortbildungen:
eunuchisch
,
eunuchizieren
›entmannen, kastrieren‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Wie hab ich dir Castratos odder Eunuchos deutschen sollen? [...]. Nuͦ aber so heyst Castratus [...] eyn verschnitter.
Ebd. (
1532
):
redet er [Christus] auch Matth .19. vom verschneiten, da er dreyerley verschniten odder Eunuchos setzet: Die ersten und andern, so entweder von natur so geborn odder durch menschen hende verschnitten sind, [...], Die dritten aber, die sich selbs umb des himelreichs willen verschniten haben.
solche Eunuchi odder verschnitene viel mehr lust und liebe zu weibern haben denn jrgent andere.
Ebd. (
1534
/
5
):
[er] klemmet und zuquitzscht die geylhen, Das er sein lebtag ein Ongeil oder Eunuchus bleiben muste.
Sachs (
Nürnb.
1564
):
Ich glaub das nit, so du thust jehen. | Wie möcht das
[die Vergewaltigung Pamphilias]
von eim eunucho gschehen?
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
es ist gnung lecherig, das die eunuchi und calvi, pueri, mulieres kein podagra gewinnen.
Ebd. (
1529
/
32
):
drumb seind sie [frawen] den mannen befolen, sie seient dan von der natur eunuchae, oder got erhalt sie mit zwangnus art.
Goldammer, Paracelsus
2, 133, 10
(
1530
/
35
):
es ist besser, eunuchisch eingangen in himel, denn mit vollen kreften in die helle.
Ebd.
7, 176, 23
(
1530
):
Christus sagt: es seindt dreierlei eunuchi? dieselben verstehe, dann bei denselbigen werden uns die jungfrauen bedeutet.
Ebd.
179, 18
:
Also sollen wir alle in der ehe leben und sein, allein die apostel nit und die eunuchi nit.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Es war herr Gottfridt Wernher [...] mit dem pfaffen so gar übel zufriden, das er [...] sich entschlossen het, den pfaffen zu eunuchiziren.
man sagt, er [Ludovicus Carinus] were ain gebornner eunuchus, etlich aber vermainten [...], er were ein hermaphrodit von natur.
Schulz/Basler, Neub.
5, 309
f.
Vgl. ferner s. v.  7.