eräugen,
ereigen,
auch
eräugnen,
ereignen,
V.;
zu
mhd.
erougen, eröugen
›(jm.) etw. vor Augen stellen‹
(
Mwb
1, 2035
);
zum Nebeneinander der Formen (wohl unter dem Einfluss von
eignen
) vgl.
Dwb, Neub.
8, 1574
 f.; 1691.
1.
›(jn.) etw. sehen, erkennen lassen; (jm.) etw. vor Augen stellen, zeigen, sichtbar machen‹;
vgl.  35,  2.
Bedeutungsverwandte:
 4, (V.) 1, .

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
[Christus] hab seiner Goͤttlichen gewalt nicht gebraucht noch seine almechtige Krafft ereuget.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Solchs er [Fuchß] am Hanen hat ereigt, | Wie diese folgend Fabel zeigt.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
So [...] der almechtige got [...] merglich vil gute und gnade irewgent und irtzeygt hatt, ist zu verhoffenn [...].
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
die iungen seyen vndertenig den alten. Wann ereugent
[nd. Bibel 1478:
bewysent
;
Luther
1527, 1. Petr. 5, 5:
beweiset
]
einander all demútikeit.
Roloff, Brant. Tsp.
1089
(
Straßb.
1554
):
Gelobt sey Gott der Schoͤpffer dein / | Der solch wunder werck ereigt.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
únser herre gôss usser sinem hertzen wasser und bluͦt: wasser dar umbe daz er erôgti daz sin bluͦt dester volliger wurde.
so sont wir ir ôch erogen daz wir ir gerend, daz wir si minnend.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1429
):
wenn si im besigelt brieff oder geloubsami kuntschaft eroͤgen, [...], so welle er inen darumb ouch genuͦg tuͦn und unclaghaft machen.
Chron. Augsb. Anm. 4 (
schwäb.
,
1. H. 16. Jh.
):
weliches hin- und widerfaren under gemainer burgerschafft viel zanck und unruo eraigete.
2.
›sich erkennen lassen, zeigen, offenbaren, manifestieren‹ (vom Beginn von Subjektgrößen gesagt, die dem Zeitverlauf unterliegen; generell); im Einzelnen z. B. ›ausbrechen‹ (von der
pestilenz
); ›geschehen, sich ereignen, eintreten‹ (von Begebenheiten, Ereignissen); ›sich vollziehen, realisieren‹ (von Handlungen); ›in Betrieb gehen‹ (von
bergwerken
); vereinzelt von Personen gesagt: ›auftreten‹ (von
rottengeistern
);
zu  3, vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 8, (V.) 1215,  12,  4,  23,  1,  4,  2,  1; vgl.  7.
Syntagmen
(refl.):
sich e., j
. (z. B.
die landläufer / rottengeister / tyrannen
)
sich e., etw
. (Subj., z. B.
der glaube / verdrus, die aussage / irrung / pestilenz, das bergwerk / kräuticht / urteil / werk, die wetter
)
sich e., j. / etw
. (Subj.)
sich
[wie] (z. B.
ganz / groslich / schwind / ungetreu / verborgenlich / war
), [wann, wo] (z. B.
gegenwärtiglich / hernach, am himmel, an der teuerung, auf js. wort, bei js. gezeiten, in der inquisition, in den geschichten
)
e
.
Wortbildungen:
eräugung
1 ›Ereignis‹ (a. 1528); 2 ›Inbetriebnahme‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
viel Tyrannen und Rottengeister werden sich ereugen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alliu ir klage und leit ist, [...], daz si [tugent] sich niht ganze eröugen noch volle bewîsen noch darîn bilden enmac.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 81, 46
(
hess.
,
1535
):
als etliche bergknechte befunden, das sich das bergwerg bei Gladenpach ereugen solt.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
vordriss unnd irrunge, dy sich eroygen unnd begeben muchten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1505
):
das er seinen erben [...] nach erfindung und ereugung des bergwergks anzuheben funffzehen iar [...] frist und freyheit haben [...] soll.
Ebd. (
1516
):
wo sich in denselbigen seiffen und waschwergken einicherley genge, welcherley metalls ertzt goldt [...] im gantzen steyne ereugen und bfinden wurde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
welche [pestilents] sich zu Nuremberg umb sant Jacobs tag desselben jars so großlich ereugt, das oft ein tag bey 100 und 10 menschen sturben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
die alten, vergangen geschichten, [...], so sich bey unsern gezeyten bißher erewgt haben, unwidersprechliche zewgknuß und anzaigung geben mögen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
142
(
Nürnb.
1517
):
In den menschlichen geschichten ereugent sich das gotlich urteil so verborgenlich.
Sachs (
Nürnb.
o. J.):
Christus. Sünder, meyn gnad wer dir geneygt, | Wenn sich ereygt | Ein gantzer glaub auff meine wort.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1416
):
als etzwas aventuͥrlicher sachen, es sy an silber, isen, stahel [...] sich eroͤiget und in uͥnserm lant [...] erfunden hant.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
nachdem sich die lanntlöffe gegenwürtiklichen schwinde und ungetrüw erouͤgen und mencherlay gewerbe geschehen und doch nit offembar ist.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so bald sich die schnellen wetter am himmel eröugten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
ob sich des delinguenten aussag in eingezogner inquisition wor eraignet.
Küther, UB Frauensee
413, 7
;
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
36, 24
;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
130, 29
;
Wutke, a. a. O. ;
Barack, a. a. O. ; ; ;
Veith, Bwb. .
Vgl. ferner s. v.  8.