erwischen,
V.;
vgl. .
1.
›etw. / jn. (mit einer schnellen, plötzlichen Bewegung) fassen, ergreifen, packen‹; ›etw. / jn. (oft: jn. an einem Körperteil, einem Teil seiner Kleidung) zu fassen bekommen‹; vereinzelt unpersönlich: ›jn. (unvermittelt) überfallen, überkommen, heimsuchen‹ (von Abstraktgegebenheiten);
vgl.  15.
Phraseme:
das hasenpanier erwischen
›die Flucht ergreifen, vor einer Auseinandersetzung zurückschrecken‹;
das herz
(Subj.)
etw. erwischen
›etw. begreifen, verinnerlichen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1, ,  1,  1,  1; vgl.  15,  9, (V.).
Syntagmen:
etw
. (z. B.
einen besenstiel / brief / prügel / stecken, eine akst, ein schachbret, den schild, das schwert / wort, die rosse, ein par strümpfe
)
e., jn. bei dem arm, bei seinem har / kleid, mit dem har, mit einem haken e., der lust, die not jn. e., got jn. bei der hand, der teufel jn. mit der gabel, der wolf das schäflein bei dem pelz e
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Mancher tantzt / singt oder pfeifft / do jhn der Lust erwischt / do sichs nicht gebuͤhrt.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dâ er einis tôtin | swert unde schilt irwischte | und in den strît sich mischte.
Luther, WA (
1521
):
Er muß widderauff [...], den gott erwischet yhn bey der hand unnd hebt yhn widder auff.
sie [Papisten] kunnen nit mehr denn ketzer, ketzer, ketzer schreyen, wenn sie aber sollten auff den plan tretten und solchs beweyßen, ßo erwischen sie das haßen panir.
wann dich der Teüfel mit der gabel erwüscht hat, das du nit auff ainem ainigen gewissen [...] gegründet bist, do wirfft er dich hin und her.
Ebd. (
1525
):
Nu aber thut er [D. Carlstad] nicht mehr, denn erwisscht ettwa eyn woͤrtlin, und schmyrt seynen geyffer dran.
Ebd. (
1545
):
wenn das hertz dis erwischt, das es gotts kind ist von gott geborn, obs schon sunde fulet, doch [...].
Ebd. (
1544
):
Das es umb die Christliche Kirch anders nit stehet denn umb ein Schefflein, das der Wolff yetzt beym Beltz erwischet hat und fressen will.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 39, 12
(
Wittenb.
1545
):
sie erwischt
[
Mentel
1466:
begreiff
]
jn bey seinem Kleid.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Sie aber stellet sich zur wehr und erwüschet einen bäsen stil.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Galaor erwischt jn bey dem arm, vnd zoge jn so hart zu sich, daß sie alle beyde zumal vber jre Pferd abfielen.
Skála, Egerer Urgichtenb.
92, 19
(
nwböhm.
,
1572
):
het er Auch Zum Backfenster Nein grieffen 1 paar strunpf derwischt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
69, 19
(
Nürnb.
1548
):
Man sol an allen orten betten / wo vns die not erwischet.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
[eine Witwe, die einen neuen Mann sucht]
Thut endtlich ir einen erdappen, | Der glat in seinen kleydern gieng, | [...] | Hofft, sie hab ein tröster erfischet, | So hat sie ein drescher erwischet
[hier: ›sich jn. einhandeln, jn. abbekommen‹]
, | Ein schlüffel, der nicht arbeit gern.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ein ungehúre gebur [...] erwuste einen spiess und trang dur sú alle hin fúr.
Chron. Strassb. (
els.
, o. J.):
[der keiser] erwust mich bi minem hor und hub mich biß under die beigen und slug mich ser ubel.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Nu derwischt
[
Luther
1545, 1. Chr. 10, 4:
nam
]
saul sein schwert vnd viel dorein.
Sappler, H. Kaufringer
5, 261
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der knecht erwacht und aufsprang, | erwischt die ros und sattelt die.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Ockarius erwischt das schachpret, slueg es dem sun Pippini mit sölicher kraft auf sein haubt, das er an stund tod belaib.
Perez, Dietzin
1, 206, 24
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Roloff, Brant. Tsp.
88
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Hulsius
D iiijr
;
2.
›e. P. habhaft werden; jn. (auf der Flucht) festnehmen, gefangen nehmen, schnappen‹; ›ein Tier fangen, erlegen‹; eng an 1 anschließbar;
vgl.  15.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  26,  2,  18,  8,  1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen bauern, leute
)
e., etw
. (z. B.
einen hasen, eine mücke
)
e., die vögel
(Subj.)
fisch e., den könig Joachim mit sturm e
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1525
):
Ich hab einen pauren, der hat gelt eingenomen [...], hab im vier tag nach geritten. wil lugen, ob ich in erwüschen möcht.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
548, 1303
(
Magdeb.
1608
):
Wenn ich [Hund] ein Haͤßlein so erwisch / | Jch bring es der Katzen zu Tisch.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Mit sturme sie irwischten | Ouch den kunic Joachym, | Nabuchodonosor im | Den selben nam gevangen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
153, 9
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Das tier [ypotames] ist halb ain mensch, halb ain pfaͤrit, und wa sie die lút erwúschend, die essen sie.
Gereke, Seifrits Alex.
5638
(
oobd.
, Hs.
1466
):
mit den sne͂belen sy [vogel als die stokch arn] do vischten; | was sy visch da erwischten, | die slikchtens in irn giell.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[die ganz heilig jüdischait] brauchten manchen rank und verräterei, wi si Paulum erwischen, vom leben zum tod pringen möchten.
Peil, a. a. O.
47, 99
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
3.
›jn. bei etw. Unrechtmäßigem, Unerwünschtem, bei einem Fehlverhalten antreffen, ertappen, stellen‹; eng anschließbar an 2;
zu  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7,  11, (V.) 4,  2,  2.

Belegblock:

Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1430
):
erwuste ein zentman [...] einen ubeltedigen man in der zente, [...].
Dietrich. Summaria
26r, 14
(
Nürnb.
1578
):
Hie meinen die Phariseer / sie haben den HERRN Jesum recht erwischt / werffen jm den Mosen fuͤr / welcher den Juden erlaubt hette / auch ander vrsach halb / denn des Ehebruchs / sich scheiden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Dein Mann vns bey einander | Warlich nahent erwischt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
Lauterer erwüscht ainen bei seinem weib
(Überschrift).
4.
›jn. / etw. erreichen; jn. einholen‹;
vgl.  15.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,
1
 2.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
er [Laban] nam seine bruͤder zu sich und jaget yhm [Jacob] nach sieben tagereysen und erwischet yhn auff dem berge Gilead
(anschließbar an 2).
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Mein Hertz von mir gewischen ist, | Laufft JEsu nach hat jhn erwischt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
mag er
[j., der fremdes Vieh
auf seinen gründen
vorfindet und dies anzeigen will]
aber das gericht nit erwischen, so soll er [...].
5.
bedeutungsverwandt zu .
6.
bedeutungsverwandt zu  1.