erwecken,
V.;
teils mit Rückumlaut.
1.
›jn. vom Tod auferstehen lassen, erwecken‹ (speziell auch von der Auferstehung der Christen am Tage des Jüngsten Gerichts); ›jn. / etw. (z. B. ein Tier) zum Leben erwecken‹; ›Leben, Lebewesen entstehen lassen‹; speziell: ›ein (nahezu ausgestorbenes) Geschlecht wiederbeleben‹;
vgl.  78.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1; vgl.  6.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
wenn sie [die fromen] erweckt werden, ynn eynem augenblicke werden sie disen richter Christum sehen, froͤlich und sicher uber die lebendigen und todten.
Ebd. (
1526
):
last mir den stam [Davids geschlecht und stam] wol alt werden und gar verdorren, ich wil yhn wol erwecken.
Ebd. (
1544
):
Christus, nach dem er ein mal gestorben und nu erwecket ist, stirbet nu fort nicht mehr.
Ebd. (
1544
):
Du sihest fur augen, das der Mensch von tropfen bluts geboren wird, das noch wol so gros wunderzeichen gottes als aus dem stein kinder erwecken.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Tim. 1, 6
(
Wittenb.
1545
):
Das du erweckest
[
Mentel
1466:
erstest
]
die gabe Gottes / die in dir ist / durch die aufflegung meiner Hende.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
72, 900
(
Magdeb.
1608
):
Der Biesem gruch auch manchen schreckt / | Den ein Sewdreck vom Tod erweckt.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Welcher nuͦn das
[das Sakrament der Eucharistie empfangen]
thuͦt / der hat [...] das ewig leben / Vnd ich werd jn am jünxsten tag erwecken.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
zeostern ihesus kam zuͦ bethania do lazarus was dott: den ihesus derstuͦnd
[Var. 1483-1518:
erwecket
;
Luther
1545, Joh. 12, 1:
aufferwecket hatte
].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Insinem [Johannes] ewangelio mæniges stat | Das kainer me geschriben haͮt, | Als umbe den tote Lazarum | [...] | Das in Ihesus erwakte.
Wenne dú [des loͤwen stim] erschillet also grim, | Das si die jungen schreket, | Von tode sú erweket.
Jahr, H. v. Mügeln
698
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Langen, Myst. Leben
158, 1
;
2.
›jn. wecken, (aus dem Schlaf) aufwecken‹; bildlich im Übergang zu 3: ›jn. aus einem bestehenden Zustand holen, befreien‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1,  1.
Wortbildungen:
erweckung
1.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
die natuͤrliche Sonne von sich gibt ein Schein und Liecht, damit sie den Tag machet und die Menschen vom Schlaff erwecket, das sie an jre Erbeit gehen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
632, 3949
(
Magdeb.
1608
):
Wir moͤchten vber jhren sachen / | Vns selbst vngelegenheit machen / | Oder stercker Geister erwecken / | Die vns vnfreundlich wuͤrden schrecken.
Menge, Laufenb. Reg.
2387
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Alle tage am morgen fruͦ | So du von schloffe bist erweket
[hier möglicherweise intrans.: ›aufgewacht‹]
| [...] | So soltu [...].
Schmidt, Rud. v. Biberach
34, 2
(
whalem.
,
1345
/
60
):
das liecht kvmt ze vns nach siner gvͦti, das es vns erwecke vnd reisse ze siner begirde.
Klein, Oswald
37, 5
(
oobd.
,
1417
?):
Die voglin schone | erwecken mich | mit süssem klanck.
Ebd.
53, 18
(
um 1411
?):
dein pöschelochter
[›runder, voller‹]
, rotter mund, | der ser mein herz lieplich hat erzunt | Und mich fürwar tausent mal erweckt, | freuntlichen erschreckt | auss slauffes träm.
Buijssen, Dur. Rat.
37, 8
(
moobd.
,
1384
):
Die derhochung der stim bedewtt die erwekchung vom slaff der sunden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
477, 9
;
Thiele, Minner. II,
7, 219
;
Hulsius
T ijv
;
3.
›jn. (auch: sich) zu etw. ermuntern, anregen, bewegen; jn. zu etw. reizen‹; ›(zielgerichtet) lenkend, motivierend auf jn. einwirken‹; ›jn. (selten: sich) in (positive) Erregung versetzen‹; in religiösem Kontext speziell: ›jn. / sich zur religiösen Einsicht bewegen, gelangen lassen‹; auf negativ bewertete, meist aufrührerische Handlungen bezogen auch: ›jn. aufwiegeln, gegen jn. aufbringen, zum Aufruhr anregen‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
 3,  2,  2,  2, (V.) 1,  3; vgl.  6,  3,  1,  6, (V.) 6.
Syntagmen:
jn., die inneren sinne e., got
(Subj.)
das gemeine volk, die Römer e., das evangelium
(Subj.)
den glauben e., das exempel
(Subj.)
jn. zu mitleiden e., js. herz sich gegen jm., die sele mit etw., jn. über jn., jn. wieder jn
. (z. B.
den kaiser wieder den babst, den heiligen vater wieder sich
)
e., eine sache wieder recht, got zur rache, jn. zum glauben, zur furcht des herren, zu dem verlangen nach der weisheit gottes, zu löblichen taten e., den haufen zum krieg, die sele zu dem guten gedanken, das herz zu freude / furcht, zu achtung / erforschung / wirkung der dinge e
.
Wortbildungen:
erweckung
2 ›Anregung; Veranlassung‹ (dazu bdv.: vgl. ,  3, ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 331, 27
(
preuß.
,
1451
):
ir wurdet uns nicht raten, das wir unsirn heiligen vater noch meh unnd hochir widder uns solden derwecken.
Luther, WA (
1518
):
Wenn das wort schneidt und trifft und das hertz erwecket, so ist es von got außgesandt.
Ebd. (
1523
/
4
):
Nu yhr aber narren worden seyt und vom geytz besessen, was ists wunder, das ytzt das gemeyn volck von Gott erweckt wird und anhebt die warheyt zu reden.
DJs Euangelion leret uns nichts anders denn den Cristlichen glauben und erwecket den selbigen yn uns.
Ebd. (
1528
/
9
):
So man des HErrn Christi Person ansihet, ist es das hochste, groͤsste und trefflichste Exempel, so uns billich zu mitleiden reitzen und erwecken sol.
Ebd. (
1537
):
Konnen sie [Bepste, Cardinel und Bisschofe] es [uns zu wurgen] nun nicht aus ihren eigenen krefften thun, so werden sie doch andere bose leute, als den Turcken oder andere, uber uns erwecken.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
514, 222
(
Magdeb.
1608
):
Fuͤr jhm
[einem Gerücht]
Land / Stadt / Dorff sich erschrecken / | Jhr Hertz zur Furcht oder Freud erwecken.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ez
[Sinneswahrnehmung]
ist niuwan ein üebunge der sinne und wirt diu sêle dâ mite erwecket, und daz bilde der kunst ist ir natiurlîche îngedrücket.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 157
(
halem.
,
15. Jh.
):
die sele vermag nit den minsten gedank erhaben ze got, es sy denn sache, daz got vúrkome die sele vnd si erweke vnd si beruͤre vnd vf richte zuͦ dem guͦten gedanke.
Klein, Oswald
40, 28
(
oobd.
,
vor 1408
?):
Ich hör vil süsser voglin don | in meinem houbt erklingen schon | [...] | das sich mein herz erwecket | Gen dir, vil ausserweltes ain.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Unserer vorvoderen tat und hänndel werdent darumb geschriben, das ir nachkomen [...] hicziklich zu iren löblichen werkchen erwekcht werden.
Ders., V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
Anno 1444 Ludbig, delphin [...] durch erbekung Fridrich, des romischen küngs, mit 30000 mannen ist zogen wider das concili zu Basel.
Bauer, Imitatio Haller
105, 8
(
tir.
,
1466
):
Du solt wachen durch deinen willen vnd solt dich selbs ermanen vnd solt dich selbs erwëkchen.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. III,
1818
(
tir.
,
1514
):
Den kaiser kan ich [Lestrer] erweckhn wider den pabst | Und den münich wider den probst.
Kurz, Waldis. Esopus ;
Böhme, Morg.R.
19, 18
;
Gille u. a., M. Beheim
74, 88
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
211, 35
;
Dietrich. Summaria
29r, 7
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
148, 15
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  2.
4.
›(bei / in jm.) etw. bewirken, hervorrufen, erzeugen‹; meist von psychischen Erscheinungen bzw. Affekten und Emotionen (z. B. von
freude, liebe
) sowie sozial relevanten Zuständen (z. B. von
aufrur, unfriede
) gesagt;
vgl.  8.
Phraseme:
samen erwecken
›Kinder, Nachkommen hervorbringen‹ (im biblischen Kontext);
ein bergwerk erwecken
›ein Bergwerk errichten, eröffnen‹.
Bedeutungsverwandte:
 131415,  2;
2
 1,  2,  4,  12; vgl.  7.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
unfrieden, zuversicht
)
e., j. etw
. (z. B.
got die kraft, der heilige geist neue gedanken
)
e., etw
. (Subj.)
etw
. (z. B.
der wolf geschrei, die schlange eine frage, fremde wörter unheil, gottes wort einen seligen unfrieden, harte worte grosse ungeduld
)
e., etw
. (Subj.)
jm. etw
. (z. B.
der handel dem kaufman argwon, js. mund jm. gier
)
e
.
Wortbildungen
erwecker
›Verursacher, Urheber‹ (dazu bdv.:  2),
erweckung
3 ›Erzeugung, Herbeiführung‹; speziell auf ein Bergwerk bezogen: ›Eröffnung, Inbetriebnahme‹ (dazu bdv.: vgl.  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Es ist ein seliger unfrid, auffruhr unnd rumor, den gottis wort erweckt.
Ebd. (
1523
):
Sihe wie groß uberschwenglich trost wir haben, das Got die selbige krafft, die er ynn Christo ubet, auch ynn uns erwecket, und uns gleichen gwalt geben.
Ebd. (
1538
):
[der heilige Geist] erweckt auch in dir heilige und neue gedancken und affect.
Ders. Hl. Schrifft
1. Mose 38, 8
(
Wittenb.
1545
):
Lege dich zu deines Bruders weib / vnd nim sie zur Ehe / das du deinem Bruder samen erweckest
[
Mentel
1466:
derstest
; Var. 1475
2
–1518:
erkückest
; nd. Bibel 1494:
vpwercken
].
Wunderlich, Fierrabr.
146, 14
(
Simmern
1533
):
Sie [Floripes] was in allen jren glidmassen also wol erschaffen / das sie in vilen hertzen heymlich lieb vnd begirde erweckte.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Bald erweckte solcher handel
[tägliche Besuche eines
studenten
bei seinem
weib
]
dem kauffmann [...] einen argwon.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Auffruhr machen. Vnfrid erwecken [...] Secten oder rotten anrichten. Anheng machen. Kriegs empoͤrung auffwicklen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
74, 40
(
omd.
,
1487
):
hartte wortt irwegkenn grosse vngedultt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1531
):
dieweil sein lieb
[Markgraf Georg]
[...] zu erhebung und erweckung der bergwerk nuzlich [...] sein mögen, so haben wir [konig Ferdinand] [...] hiemit bewilligt, so yendert ein neu bergwerck erweckt wurden, dass wir fur uns [...] den vierten teil volgen und zusteen wollen lassen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
1348 [...] geschach ein großer aufflauffe und rumor [...] des dan die smit, gayspert genant, anfenger und erwecker
(waren).
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
30
(
Nürnb.
1517
):
die arglistigst schlang [...] erweckt ein frag
[in Evas
gedanken
]
, worumb got gebotten het, das sie nit essen solten von dem verboten holz.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz haimisch epfich [...] ist dem haupt pœs und erwecket den vallenden siehtum.
Klein, Oswald
51, 12
(
oobd.
,
1409
/
10
):
dein mündlin rot | hat mir so schier mein gier erwecket vil, | des wart ich genaden an dem zil.
Munz, Füetrer. Persibein
231, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
seid mir durch euch erwecket | ist frewden vil, des himelreiches pfortt | mir offen stat.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
sollen burgermaister, richter und rath zu erwökung mehrer andacht, forcht gottes und eifers bei dero untergebnen [...] dise ernstliche verordnung thun.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 3, 12
;
Österley, a. a. O. ;
Perez, Dietzin
1, 319, 22
;
Schorer, Sprachposaun
50, 11
;
5.
›jn. zu etw. (für eine Aufgabe, Position) bestimmen, auswählen‹; ›jn. in eine herausgehobene Position bringen, als geeignet für eine Position bestimmen‹; meist in religiösem Zusammenhang bezogen auf göttliches Wirken, insbesondere auf die Bestimmung eines
propheten
;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl.  1,  3, ,  22.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Alßo hatt er [teuffel] auch allczeyt ym allten testament neben dem tempel andere alltar [...] auffgericht unnd falsche propheten daczu erweckt.
Gott spricht Deutro. 18: Jch will eynen propheten erwecken mitten von ewern brudern.
Ebd. (
1533
):
warumb hat unser herr Gott nicht einen andern an mein stad zu eim prediger der deudschen erweckt?
Ebd. (
1535
):
Wie wol solch Lere ampt mehr durch die Propheten denn durch die Priester bey jnen ist ausgericht worden, Welche Gott sonderlich dazu erweckt und gegeben, das sie [...].
Ders. Hl. Schrifft.
Ri. 2, 18
(
Wittenb.
1545
):
WEnn aber der HERR jnen Richter erwecket
[
Mentel
1466:
het erstanden
;
Eck
1537:
aufwecket
]
/ So war der HERR mit dem Richter / vnd halff jnen aus jrer Feinde hand / so lang der Richter lebet.
Ebd.
Ri. 3, 9
:
DA schrien die kinder Jsrael zu dem HERRN / Vnd der HERR erwecket
[
Mentel
1466:
erstuͦnd
; Var. 1475
2
–1518:
erkücket
;
Eck
1537:
auferweckt
]
jnen einen Heiland / der sie erlöset / Athniel / den son Kenas.
Böhme, Morg.R.
16, 14
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
[
GOtt
hat]
viel Geistreiche Maͤnner und sonderlich [...] den Seel. Jacob Boͤhmen erwecket / und mit seinem Geist dermassen ausgeruͤstet / daß [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 14, 11
;
3, 6, 33
.