erwachsen,
V., unr. abl.
1.
›entstehen, aufkommen‹ (von unpersönlichen Bezugsgrößen); auch: ›sich aus etw. ergeben‹; ›etw. / sich entwickeln‹; ›an jn. gelangen‹; von Personen: ›in etw. hineingeraten‹; speziell auf die Genealogie bezogen: ›wo wurzeln, woher kommen‹;
vgl.  3.
Phraseme:
in ein geschrei erwachsen
›in einen bösen Ruf kommen‹.
Gegensätze:
 41012.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
irrung / versäumnis
)
e
. (absolut);
etw
. (Subj., z. B.
jamer / kummer / neid / nuz / schaden, ein streit, frölicher mut, unere / wolfart, die märe / summe, die absonderung der reiche, das beischlafen auf glauben, fragen / tugenden / zinsen, die vogteien
) [wann, wie, wo, woher, wohin]
e., etw
. (Subj.)
jm
. (z. B.
den eltern / orten
)
e., j. in uneinigkeit aneinander, in feindschaft / prozes gegen einander e
.;
etw
. (Subj.) [wann] (z. B.
bis
[+ Zeitpunkt]), [wie] (z. B.
gemeinlich, in abnemen, mit / ane ursache
), [woher] (z. B.
aus dem verstand, von den hunnen
), [wo, wohin] (z. B.
hier, an das hofgericht, auf jn., in einer bürgerschaft / regierung, vor den richter, zwischen jm
.)
e., etw
. (Subj.)
dahin e., das [...]
; als part. Adj.:
die erwachsene summe, ein selbst erwachsenes gedicht
;
die daher erwachsenden klagen
.
Wortbildungen
erwachsung
1 ›(günstige) Entwicklung‹ (dazu bdv.:  4; vgl.  2).

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
alsz ist yhr gewissen auch nit ausz gnaden erwachszen, szondernn mit falschen ertichten gedancken ertzwungen und zubereit.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
49, 25
(
omd.
,
1487
):
Wer kan vollsagen den gar sweren argkwonigen neÿdt der zcwischen ehlichen leẃten daraúß [ehbrechereÿ] gemeinlich irwechst?
Thür. Chron.
19v, 4
(
Mühlh.
1599
):
[einer seiner Diener] nandte sich von der Kohre [...] / daher sind die Alten erwachsen / den man schreibet / Hochgeborn von der Kohre.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
daß also die gantze auß diesen Zahlen erwachsene summa thut.
so aber eine Summ in mehr als 19 erwuͤchse / wuͤrden davon 19 abgezogen.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
usß ferrem land sin gyr | hatt in [man] getragen her | zu freyschen dieser mer, | die hie herwachßen will.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
[Panurgus] also durch solch und all ander sein vorig übeltaten in das besest geschrai kam, dorein nie kain mensch von anfang der welt erwachsen.
Ebd. (
1544
/
5
):
daß ire
[der
baptisten
]
beschreibungen der historien mer ainem märlein oder selbs erwaxen gedicht dann ainer warhafftigen historien gleichsehen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
, Hs.
16. Jh.
):
das wir angesehen [...] haben, wo solch irrung und zwitracht nicht nidergelegt wurt und verrer geuebt und erwachsen solt.
Qu. Brassó
5, 476, 27
(
siebenb.
,
1613
):
dass (es) Gott zu seinen göttlichen Ehren, dem armen veheerten und verderbten Siebenburgen zu Erwachsung und Besserung [...] möge bekommen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
v. d. Lee, a. a. O.
85, 11
;
Thür. Chron.
16v, 2
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
153
;
Wickram
4, 11, 4
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
40, 12
;
546, 26
;
Bauer, Geiler. Pred.
468, 1
;
Andreae. Ber. Nachtmal
26v, 17
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
143, 4
;
2.
›aufwachsen, heranwachsen‹ (von Menschen und Tieren); häufig als part. Adj.: ›(körperlich) ausgewachsen‹; ›erwachsen, im geschlechtsreifen oder heiratsfähigen Alter‹;
vgl.  25.
Phraseme:
das erwachsene alter
›das Erwachsenenalter‹;
in den erwachsenen jaren
›im Erwachsenenalter‹; speziell: ›im geschlechtsreifen Alter‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, (V.) 2; zum part. Adj.:
1
 3, (Adj.) 5,  2; vgl. , (Adj.) 1,  12,  1, .
Gegensätze
(zum part. Adj.): vgl. , (Adj.) 5.
Syntagmen:
das kind e
. (absolut);
e
., [wo]
e. sein
;
das erwachsene vieh, die erwachsenen leute
.
Wortbildungen:
erwachsene
(
der
) ›Erwachsener‹ (dazu ggs.:  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
das Christus 33 iar alt meß hiellt und sacrament gab eyttel
[›nur‹]
erwachßen leutten.
Ebd. (
1524
):
wenn sie sehen, das das kind erwachssen und zur ehe tuͤchtig und geneygt.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Da nun das kind erwachsen, hat sich bald sein adeliche art unnd geschickligkeit herfür gethan.
Besonder war er in zimmlichen erwachsenen jaren der unkeuschheit gantz und gar ergeben.
Köbler, Ref. Nürnberg
203, 1
(
Nürnb.
1484
):
so sie [kinder] erwachsen vñ zu íren volku͂men tagen komen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
117
(
Nürnb.
1517
):
dits ist von den erwachsen zu verstin, wann die jungen kinder triumphirn in vermög der blosen verdinstnus Christi.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erwachsen / oder guͦter tagen. Adultus.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
„[...] | Seit ıͤr bechant in Sachsen?“ | „Ja, da pin ich erbachsen. | [...].“
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
491, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Sol man Pirum, sein sun, her zue uns pringen! | Der ist erwachsen starck unnd freches muetes.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 5, 15
;
Wickram
4, 42, 26
;
Vgl. ferner s. v.  5,  19.
3.
›wachsen, (gut) gedeihen, auswachsen‹ (von Pflanzen, pflanzlichen Produkten); auch: ›etw. wachsend erreichen, überwuchern‹; als part. Adj. speziell: ›reif, saftig‹ (von Früchten, Korn);
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, ; vgl.  1,  2,
1
 4.
Wortbildungen:
erwachsung
2 ›Wachstum‹ (dazu bdv.: vgl.  1,  4).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 13, 32
(
Wittenb.
1545
):
[gleich einem Senffkorn] Welches das kleinest ist vnter allem Samen / Wenn es aber erwechst
[
Mentel
1466:
gewechst
; Var. 1483-1518:
wechst
]
/ so ist es das grössest vnter dem Kol.
Küther, UB Frauensee
265, 19
(
thür.
,
1491
):
Eß ist beredt [...] daz sie oren fryen hoff [...], umbe alle die erwachßen frucht korn gersten haffern, unnd was da wechst, [...] vorlassen habenn dem ersamen man Apeln Tufel.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
235, 23
(
Nürnb.
1548
):
Es sind aber gepflantzte hymmel / die noch nicht zur frucht erwachssen sind.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erwachsen / Im besten. Pubens. [...]. Die Erwachßnen bletter. Pubera folia.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1506
, Hs.
17. Jh.
):
so soll auch an den klain schossen oder stämbling gar kein asst biß er erwachß abgeschlagen [...] werden.
Ebd. :
das sich etliche [...] understehen das junge holz [...] zu prennholz nider zu schlahen, dardurch die erwachsung der wälder gehindert.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
ob er [paumb] denselben zaun erwuechs, soll derselb, des der zaun ist, [...].
Vgl. ferner s. v. , (V.) 1.
4.
›in Größe, Ausmaß, Menge u. dgl. zunehmen‹;
vgl.  38.
Phraseme:
das erwachsene fleisch
›das verwachsene Gewebe‹.
Wortbildungen:
erwachsung
3 hier speziell: ›Anschwellen (von Gewässern)‹ (dazu bdv.: vgl.  5).

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
15, 13, 14
([
Worms
1521
]):
Disse stuck seindt [...] zuͦ ainem grossen buͦch erwachssen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
126, 6
(
Frankf.
1535
):
[Der Corall] schneidet ab das erwachsen fleysch.
Eis, Wahrsagetexte
60, 23
(
Leipzig
1489
):
Vnd vmb dye zeyt wirt an etzlichen enden erwachsung der wasser.
Gille u. a., M. Beheim
99, 776
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
An disen klainen dy da seind | gewunn ich erst die grossen veind, | ob ich sy liess erwachsen.
Moscouia
B 1v, 23
(
Wien
1557
):
werden sy [...] Teutsch Reissen genandt / vnd sein in so ain grosse menig erwachssen / das [...].