ertrinken,
V., unr. abl.
1.
›durch Eindringen von Flüssigkeit (meist: Wasser) in die Atemwege ums Leben kommen‹; vielfach tropisch oder in Sprichwörtern verwendet, dann auch generell: ›(durch etw.) untergehen, verderben‹; in Texten religiösen Inhalts positiv gewendet: ›von etw. ganz und gar erfüllt sein‹;
vgl.  4, (V.) 12.
Phraseme
(bzw. sprichwörtlich):
gute schwimmer ertrinken gerne
›wer sich in Gefahr begibt, kommt leicht um‹;
j. in dem feuer ertrinken
(bildlich für etwas Unmögliches);
mer
(Subj.)
ertrinken im becher als im mer
›mehr Menschen kommen durch Alkohol als im Meer um‹.
Bedeutungsverwandte:
, (V., unr. abl.) 1, , (V., unr. abl.) 1, , ; vgl. (V., unr. abl.).
Gegensätze:
 2, .
Syntagmen:
j
. (z. B.
js. her, schifleute, x hundert
)
e., etw
. (z. B.
[k]eine laus, die fische
)
nicht e
. (absolut);
j. / etw
. [wo] (z. B.
in
[+ Flussname],
in dem blut / mer, den sünden
), [wie] (z. B.
nicht gerne, in seinem harnasch
)
e
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wem das Wasser ans Maul gehet / der muß schwimmen / oder ertrincken.
Luther, WA (
1523
):
ich forcht hynfurt nicht mer wieder sundt, todt noch hell, byn im glauben gantz ertruncken.
der weyse man spricht: ,Wer lust hat zur fahr, der wird druͤber umbkomen‘, [...] gute schwymmer ertrincken gerne.
Mein seel est ertruncken in beneficiis dei.
Gille u. a., M. Beheim
81, 112
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Und darnach er und all sein her | ertrunken in dem Roten Mer | in iren sunden snöden.
Thiele, Minner. II,
17, 157
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
Wer disen globen by im hät | [...] | der verbrint in kainem wasser nicht | und hertringt nit indehainem fúr!
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich enkan doch in minem vorhin toten herzen nit ze rat werden, ob mir lidiger si ze ertrinken ald ze verbrennen ald an einem spiess ze ersterben.
Wiessner, Wittenw. Ring
284
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Die bruoch ich oft han ab gezogen | Und gewäschen in dem bach: | Kain laus ich nie dertrinken sach.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wie aber ain alts sprichwort und das sich oft war sein erfunden, „was gehenkt soll werden, das ertrinkt nit gern,“ [...].
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jm becher ertrincken (ersauffen) mehr / dann im Meer.
Klein, Oswald
2, 26
(
oobd.
,
1421
):
In tieffer timel | so freit er fisch, da mit si nicht ertrinken.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
106, 30
(
tir.
,
1464
):
Es sint vil menschen gefallen vnd ertrunkchen an sël vnd an leib durch die pösen vnweisshait der väter vnd müeter.
Mollay, Ofner Stadtr.
292, 4
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
dÿ muter, dÿe ire chinder [...] zu Vnkeusschait geben. In eÿn sack stossen Vnnd yn dÿ tonaw werfenn [...], auf das sÿ ir trinck.
Karnein, Salm. u. Morolf
75, 5
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
146, 2
.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 5, 22
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 44, 6
;
187, 8
;
Barack, a. a. O. ; ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Vgl. ferner s. v.  9,  1,  2.
2.
›im Wasser versinken, absinken, untergehen‹ (von Schiffen, Handelgütern und anderen Gegenständen); auch bildlich, speziell in Texten der Mystik ütr.: ›sich in der Unergründlichkeit Gottes verlieren‹; damit eng anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
, , (zur Ütr.), ; vgl. (V., unr. abl.),  5 (zur Ütr.).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
573, 2116
(
Magdeb.
1608
):
[die Meuß] muͤssen in dem Wasser sincken / | Jemmerlich wie ein Stein ertrincken.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
fuͤre das schif uf in die hoͤhin. [...] wer in disem grúwelichen mere nút enwil verderben noch ertrinken, des gemuͤte muͦs von not uf erhaben sin von allen creaturen.
enhat der geist enkein enthalt denne das er versinke und ertrinke in das goͤtlich abgrúnde und in dem sich verliere.
Heydn. maister
37r, 2
(
Augsb.
1490
):
wie jm [Zenone] oft verküntt sey͂ worden / das all sein guͦt auf dem moͤre ertruncken seÿ.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1426
, Hs.
15. Jh.
):
ertrinkt ainem ausferingen oder ainem vertiger ain schef, [...], davon sol dem schefman sein lon gefallen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 41
(
tir.
,
1464
):
Das schëf, das v̈beral gancz ist, das ertrinkht durch ain klaines loch.
3.
›unter Wasser stehen; mit Wasser überflutet sein / werden, volllaufen‹; eng anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl.  7.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1339
/
61
):
[Wir] tun kunt [...], das Thomel vnd Niklas durch [...] pesserunge unsers gepirges von uns empfangen haben einen stollen zu treiben in unser dertrunken gepirge zu dem Czukmantel.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
43, 32
(
1438
/
9
):
[so] sey die dorffer [...], die do auff der Elue und bey dem lande zu Lunenburg gelegen weren [...], bey sechs jaren vorgangen jerlich ertruncken [...] gewest.
Vgl. ferner s. v.  4.
4.
›etw. restlos wegtrinken‹;
vgl.  3, (V.) 1.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Dem [Schelm] wil das Hertze aus dem Leibe lebendig schneiden, vnd sein Bluth auffangen, vnd zu hauffe ertrincken.