ersuchen,
V.
1.
›jn., einen Ort (zu einem bestimmten Zweck) aufsuchen, besuchen‹; resultativ mit hinzukommendem Satzgliedschub: ›etw. bei jm. abholen‹; negativ konnotiert: ›jn., einen Ort überfallen‹; ütr.: ›jn. (mit Worten) angreifen‹; bezogen auf als bedrohlich bewertete Abstraktgegebenheiten (z. B. Höllenpein, Krankheit): ›jn. / etw. heimsuchen‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
 11,  1,  1; vgl.  5,  2,  1,  1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den kranken man, alle menschen
)
e
.,
jn
. [wie] (z. B.
persönlich / schriftlich / täglich, bis auf den allerlezten grad
)
e
.,
etw
. (z. B.
den wochenmarkt, das concilium / gericht / teiding, viele länder
)
e
.,
die hellische pein
(Subj.)
etw
. (z. B.
den saft, die kraft, das mark, alle gebeine
)
e
.
Wortbildungen:
ersuchung
1 ›Angriff, Anwurf‹; auch: ›Heimsuchung, Belästigung‹ (dazu bdv.: vgl. ,  2, I, 5).

Belegblock:

Luther, WA (
1512
/
8
):
und diß ist eyn tropff ader vorschmack der hellischen peyn und ewiger vordamnis, darumb ersucht sie alle gebeyn, crafft, safft, marck und waß ym menschen ist.
Ebd. (
1524
):
weyl ich heraussen bin in landen, selbst personlich euch zuͦ ersuͦchen.
Ebd. (
1529
):
ES ist itzt newlich ein buchlin unter Hertzog Georgen zu Sachsen namen ausgangen, darynn ich werde angegriffen eines brieffs halben, so ich sol haben geschrieben [...]. Und ist war, das mich des selbigen brieffs halben genanter furst [...] schrifftlich ersucht hat.
so hette ich auch auff die nehesten ersuchung meines brieffs halben yhm wol mit einer solchen antwort uber die schnaussen zu hawen gewust, das yhm die lust solcher suchung solt gebuͤsset worden sein.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
bey einer frawen [...], welche sonst auch von vielen [...] nohtleidenden und krancken menschen täglich angelauffen und ersucht ward.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1529
):
noch bericht und angeben der zufallenden gewergken, so solch bergwerg teglich ersuchen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
all die ewrn sölher ersuͦhung und beswernussen gneͣdiclich zu vertragen angesehen die helligung, darin ir in nagstverganngner zeit mit kriegsleuffen [...] komen seit.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
[ir alle wist] mit welichen yetzt erzelten burden, zwangksailen mir biß uff den aller hindersten grad ersucht, ersogen und ausgemergelt worden sein.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
So sol er desshalb vnser Hoffrete persoͤnlich ersuchen vnd sich desshalb seines zweyfels verstendig machen lassen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
und [ungehúrú liden] wurden ze jungst als gross, daz sú ersuͦchten den kranken man doch als gnote, daz sú in brahten uf den jungsten puncten sins lebens.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
, zu
1425
):
das wir von den vigenden nye angerennet wurden noch ersuͦcht, denn daz drye der unsern [...] gefangen wurdent.
Lemmer, Brant. Narrensch.
34, 23
(
Basel
1494
):
Hielt ich doch nit vff das allein | Das du vil land ersuͦchet hast | Vnd wie eyn kuͦ / on wißheit gast.
Morrall, Mandev. Reiseb.
178, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Ich, Hans von Mandavilla [...] hab ersuͦcht menig land und menig ynsel.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
welche von recht, gewonhait oder privilegien und freihait wegen das concilium ersuͤchen mögen, welche auch vorhin bapst Paullus der dritt dahin hab beruͤfen.
Winter, Nöst. Weist. ;
Munz, Füetrer. Persibein
9, 2
;
Vgl. ferner s. v.  4.
2.
›sich mit einer Bitte, einem Hilfegesuch (ggf. schriftlich) an jn. wenden‹; ›jn. eindringlich um etw. bitten, ersuchen, angehen‹; ›mit einem Anliegen an jn. herantreten‹; speziell: ›eine (Rechts)auskunft, Erlaubnis bei jm. einholen‹; als Ütr. zu 1 auffassbar; partiell offen zu 3.
Bedeutungsverwandte:
 5,  4, (V.) 1, (V.) 4, ; vgl.  5,  4,  3,
1
 1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den advocaten / arzet / probst, die gemeinde / himmelskönigin / obrigkeit, die richter / vicarien, erfarene leute
)
e
.,
die herren um günstige befürderung, got um verstand, um das tägliche brot e
.,
jn
. [wie] (z. B.
anrüflich / dienstlich / gütlich, auf das höchste, durch eine schrift, mit begier
)
e
.,
jn. e
. [+ Objektsatz mit
ob
].
Wortbildungen:
ersuchen
(
das
) ›offizielles Ersuchen; Antrag‹ (dazu bdv.: , subst.),
ersuchung
2 ›inständige Bitte, Anliegen‹ (dazu bdv.:  3,  1, ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Supplicatio. Bitt / beger flehung ersuchung.
Luther, WA (
1518
/
9
):
da mit er dich und uns alle straft, darumb das wyr das Pater noster nit gebettet und got umb unser teglich broth nit ersucht haben.
Ebd. (
1522
/
3
):
ich hab sie [die hern uffm schloß] nu zway mahll ersucht und mit schrifften treulich gebethen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
155, 23
(
Magdeb.
1615
):
Darumb must du durch ein inniges Gebett jhn [Gott] ersuchen / vmb den Verstand deß Buchstabens.
Köbler, Ref. Wormbs
67, 14
(
Worms
1499
):
Die Richter so sie von dem appellirer [...] gebetten. erfordert vnd wie obsteet ersucht sindt. moͤgen [...].
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
122, 26
(
thür.
,
1474
):
So ir uns durch uwer schrifft irsucht unde uns rechtis gefraget habit.
Küther, UB Frauensee
259, 34
(
thür.
,
1489
):
Es sollin auch die vicarien, welcher derhalbin irsucht werdit, in abeweßen des pferners sacramenta langen
[›ausgeben‹]
, den es noed sien wurde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1475
):
uff das hochst zu ersuchen, uns solcher ansuchung und uflegung gnediglich zu erlassen.
Köbler, Ref. Nürnberg
156, 28
(
Nürnb.
1484
):
so sol alßdann auf ersuchen vnd ansynnen der widerparthey sollich hab vñ gut [...] zu des Richters [...] handen. vnd gewallt gelegt [...] werde͂.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Sie [Himmelkoͤnigin] kan [...] | [...] mit Gaben reich begnaden, | All die Zuflucht habn zu jhr, | Vnd sie ersuchen mit Begier.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1642
):
da er aber mehr derglichen stück dahin
[Vieh auf die Gemeindeweide]
zu treiben gewillet, solle er die gemeinten darumb zu ersuchen und anzulangen schuldig sein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
daß derohalb ain jeder zuvorderst den übernatürlichen arzt Christum [...] anruefflich ersuchen well.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1567
):
Ein ieder beclagter oder antworter mag [...] einen advocaten oder erfahrene verstendige leuth ersuechen und derselben rath haben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das wir unns auff Ewr hoch anrueffen, ersuechen und versprechen in aigner personn [...] auffmachten.
Des freitags [...] hat der Romisch kunig aber ersuechn lassn, ob er aus mocht; das ist im wider versagt wordn.
Grosch u. a., a. a. O.
288, 38
;
Küther, a. a. O.
276, 29
;
Dietrich. Summaria
25v, 15
;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›jn. auffordern, etw. zu tun‹; ›etw. von jm. fordern, verlangen‹ (im Unterschied zu 2 überwiegend aus der Perspektive einer öffentlichen Instanz bzw. einer innerhalb institutionsgebundener Kommunikation eingenommenen Rolle); in rechtlichen Zusammenhängen speziell: ›jn. zu einer Erklärung, Stellungnahme auffordern‹; ›jn. rechtlich belangen‹; ›jn. / etw. (z. B. einen Missstand) anzeigen‹; ›etw. (z. B. eine Klage, Forderung) vorbringen‹; ›etw. einfordern, einklagen‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Phraseme:
ersucht und unersucht
›ausdrücklich (in der Forderung) genannt oder nicht‹ (formelhafte Wendung bei Klage auf Gesamtgut, unter Einfluss von lat.
quaesitum et inquisitum
).
Bedeutungsverwandte:
 4,  6,  6, (V.) 2, ; vgl.  6,
2
, (V.) 1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die gewaltigen / gotteshausleute / kinder, die armen leute
)
e
.,
etw
. (z. B.
den erbteil, die forderung / klage / notdurft / strafe, das lehen / pfandvieh, recht, die dienste / dinge / zinsen, die erlittenen schäden
)
e
.,
die wirdigkeit
(Subj.)
etw. e
.,
j. etw. an jn. e
.,
jn
. [wie] (z. B.
doppelt / genau / öffenlich / rechtlich / streng, durch recht, durch einen anwalt, mit rechtlicher klage, mit geistlichem gericht, mit ernstlicher strafe, mit dem recht des bergwerks
)
e
.,
jn. um etw
. (z. B.
um arznei / narung / pflege
)
e
.,
jn. e
. [+ Objektsatz mit
um
].
Wortbildungen
ersuchbrief
›schriftlicher Erlass‹ (dazu bdv.: ; vgl.  1),
ersuchung
3 ›gerichtliche Auseinandersetzung; Rechtsstreit‹; metonymisch: ›Aufforderung; Auftrag‹ (dazu bdv.: vgl.  1; zur Metonymie:
ansage
,
die
, 3).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
derwegen ist Graff Albrecht aus ersuchungk des Radts zu ihne in den ringk gezogen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 4 (
mosfrk.
,
1342
):
vortme unser hovereide wie sie gelegen ist daselbes und waz wir alle da han oder haben solden, ho und nieder, ersucht und unersucht, wie iz genant si.
Köbler, Ref. Wormbs
197, 21
(
Worms
1499
):
alßdann [...] dieselben kinde rechtlichen ersucht worden weren vmb soͤlich narung arzny vnd pfleg irem vatter mitzuteilen [...].
Küther, UB Frauensee
164, 25
(
thür.
,
1372
):
von allen dem, daz darczuͦ gehoͤrd yn veylde unde yn dorffe dirsucht unde undirsucht an geverde.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
162, 9
(
osächs.
,
1542
/
70
):
ein jeder sal dem [gast], dene er in ansprach zu nehmen gedenkt, fur seinen geordenten richter nachvolgen und daselbst ersuchen
(die gerichtliche Zuständigkeit für einen nicht Ortsansässigen betreffend).
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Die haben daruff etlich offen edickt und ersuchbriefe von den pundsstenden erlangt.
Anderson u. a., Flugschrr.
9, 2, 20
([
Straßb.
]
1524
):
wie wol mich deß halb noch nyemants offentlich gerechtfertigt / noch in sunderheit ersuͦcht / so begegnen mir doch taͤglich vil reden so võ widersprechern hynderwerts vßgangen.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
Wer woͤlt nun dise gewaltigen ersuͤcht oder sich wider syen gesetzt haben lichtlich?
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1485
):
nachdem wir kurtzlichen von gemeinen unnsern lieben eydgnossen in ersuͦchung sind gezogen ettlicher ingenomner slossenn, herrschafften und landen, in dem erganngen Burgunschen krieg erobert [...].
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 123, 18
(
halem.
,
1489
):
dann min heren sich erkennt haben, die ding nit zuͦ äfern, noch zuͦ ersuͦchen oder straͧffen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Hett oͮch an dem nit ain begnügen ghept, sonder witer güter der pfarr angfallen und mit gaistlichem gericht ersuͦcht.
also hab ers gebrucht und gehalten und die gotzhuslüt niendert dermas so gnaw und streng als si clagen ersuͦcht.
Chron. Augsb. 4, 138, Var. z. Z.
22
(
schwäb.
,
v. 1536
):
da hat der legat dem neuen cardinal [...] anzeigt, was soliche wirdigkait ersuͦch.
Ebd.
5, 353, 11
(
1523
/
7
):
werden die armen lut täglich offenbaren, die zuͦ sollichem anschlag ir antzal volcks zeschicken ersucht sind.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
sich mit seinen helfern understanden hat, unsern gnädigen herren herzog Ludwigen on alle richterliche ersuechung seine schlösser zu nemen.
Rintelen, B. Walther
17, 14
(
moobd.
,
1552
/
8
):
er wär schuldig, solliche Dienst mit rechtlicher Clag zu ersuechen.
Ebd.
70, 2
:
Wan der Hauswiert das Heuratguett nit eingenommen hette, in wellichem Fall alßdann die Wittib daselb bey seinen Erben ersuechen müge.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
, Hs. 
16. Jh.
):
der sol sich auf das wenigist ain jar vor, ee dann er den eribtail mit recht ersuechen will, in der liechtmessenstift melden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
33, 24
(
mslow. inseldt.
,
1534
):
Doch müegen die Pürgen wiederumb śolche erlitten śchadn an Hans Stiml [...] erśuechen vnd einkommen.
Welti, Urk. Rheinfelden
267, 19
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Rwb  f.;
Vgl. ferner s. v.  7.
4.
›etw. in Erfahrung bringen, ausfindig machen, finden‹; ›etw. erkunden, ergründen, erforschen‹; ›etw. überprüfen, untersuchen, verfolgen‹; selten: ›etw. ersinnen, erfinden‹; refl.: ›sich selbst prüfen‹;
vgl.  8.
Gewisse Beleghäufung für chronikalische Texte.
Phraseme:
rat ersuchen
›Rat einholen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, (V.) 345,  12, , ,  2,  2, ,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den zol, die geschrift / list / sache / warheit, ein gutes mittel, das gedächtnis der väter, die historien / satzungen / sünden / ursachen / wege / werke, alle gebresten / ungeld, neue inseln, die hohen dinge, die rechten märe, alle wörter nach der grammatik
)
e
.,
sich e
.,
die philosophia
(Subj.)
die dinge e
.,
etw
. [wie] (z. B.
eigentlich / fleissiglich, auf das aller genäheste, durch geschrift, heiratbriefe, alte anzeigen, mit weisen meistern
)
e
.,
e., ob / wane / wie / wo [...]
.
Wortbildungen:
ersuchung
4 ›Untersuchung, Prüfung‹ (dazu bdv.: vgl. ,
das
, 2, ).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. [S. 522] (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[der tûvil] irsûchete manche list | ûz tûvilischim sinne.
Luther, WA (
1529
/
32
):
das heisst auch, die werck des HERRN ersuchen, nach forschen, nach dencken, sie wol ansehen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Es ist hier inne genuͦg, so sich ein mensche wol ersuͦchet, daz er denne ein nútwissen dar umbe habe.
Goldammer, Paracelsus
2, 428, 4
(
1532
/
4
):
dieselb [philosophia] gibt große erkantnus und verstand in allen dingen, ersuchts uf das aller genähest.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Es sol oͮch ein jegelicher zol von fünff joren zuͦ fünff joren ersuͦcht werden, ob er beston sülle oder nit.
Ebd. (Hs.
um 1447
):
das ein weltlicher furst und herre mit seinem rat alle ding uberslagen hat, allen gepresten ersucht hat, alle kunfftige gernn an das liecht precht, als es got will haben.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
in allen orten und zuͦgewanten der Eidgnoschaft vil ersüchung beschach.
Jörg, Salat. Reformationschr.
62, 12
(
halem.
,
1534
/
5
):
jr sond nit ersuͦchen hoche ding / sunder allweg me betrachten die ding dir von gott gebotten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
Vnnser schultheis [...] sollent eigentlich erfaren, nachfragen vnnd ersuchen, wo iemants [...].
Schmidt, Rud. v. Biberach
99, 14
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Daz erste zeichen dirre minne ist emzigú ersuͦchuͦnge der gewissent.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und sollent alle ungelt rechnen und darüber sitzen und gar aigentlich ersuechen, erschaiden, und an welchen enden zu vil wär, da solt man [...].
Ebd. (
um 1506
):
Es ist czuͦ wissen, das ich [...] czuͦ Augspurg ersuͦcht und erfaren han durch geschrift, heyratbrief und ander guͦtten allter anczaigen [...], wenn mein uranher und auch mein anher [...] geborren sind.
Ebd. Anm. 1 (
1523
/
7
):
wiß er den weg, wo und in was gestallt er die sach ersuͦchen söll.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
solchs, fleissiglich ersuecht und erfragt, nit wenig verstand gibt den alten geschichten.
Diodorus aus Sicilien, der [...] aller länder historien beschriben, besicht und ersuecht hat.
Reissenberger, Väterb. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Koller, a. a. O. ;
V. Anshelm. a. a. O. ;
Gereke, Seifrits Alex.
6166
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
5.
›etw. / jn. durchsuchen, absuchen‹; ütr.: ›jn. (peinlich) befragen, verhören‹;
vgl.  4.
Gehäuft obd.; gewisse Beleghäufung für berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 7; vgl.  1,  7,  1,  14, ,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den tros, das gemach / haus, die betten / bücher / geschütze / gewölbe / keller / ställe / wandsäcke / winkel, die tiefen abgründe, alle orte und enden
)
e
.,
jn
. (z. B.
den briefträger / boten / schuldner / übeltäter, die eigenleute / feinde
)
e
.,
jn. / etw
. [wie] (z. B.
dik / gründlich / peinlich, tag und nacht, mit der marter, mit geiseln / ruten
)
e
.,
jm. etw. e
.,
jn. um etw
. (z. B.
um verräterei, um js. herkommen
)
e
.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
die selben bette sollen von der ebdissen dikke ersucht werden, daz nit sunderliches insy.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
zuletzt was niemand [...] erlaubt, das übel zu straffen, weder fahen, binden noch mit geiseln oder ruten ersuchen.
Sachs (
Nürnb.
1547
):
Der dros, geschüetz und wegen | Geplündert und ersuecht.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1532
):
in gfangenschaft und an das folterseil geworfen; allda als umb verättery ersuͦcht und jämmerlich über alles verschulden gemarteret.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
Und wurden etlich personen geistlich und weltlich darumb gevangen und in mengen wegen ersucht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die botten vnnd briefftrager niderlegen vnd Ersuͦchen. [...]. Einen Ersuͤchen ob er nichts verborgens bey jm habe.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
die aigenlútt [...] sol er taglich [...] ersuͦchen ob sy vlisklich mit den fuͦßbanden gebunden syen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
dieweil er in den eisen ist gelegen, hat im ain rat sein haus ersuͦchen laussen.
Ebd. (zu
1512
):
man fand an im ain riß [...]; ward er ersuecht denselbigen tag und nacht, und man het solchen argkwon auf in.
Ebd. (zu
1548
):
hat der kaiser [...] zu dem alten churfürsten in sein herberg etlich pfaffen [...] geschickt ime alle seine buecher ersuechen, und was inen gefallen, nemen lassen.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
1575
;
Bernoulli, Basler Chron. ; 9;
Adomatis u. a., J. Murer. Hest.
1062
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
McClean, Havich
2319
;
Rwb  f.;
6.
›etw. sammeln, zusammensuchen‹; auch: ›etw. erstreben‹; speziell mit Blick auf die Qualität des Objekts: ›etw. / jn. aussuchen, auslesen‹;
vgl.  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1,  3.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
/
1
):
Gottis werck sind grosz und ersucht noch allem seinen begeren.
Da das sollt geschehen, muste alle ander gerechtickeyt durch uns selb, außer Christo, mit wercken ersucht, furworffen werden.
Brandstetter, Wigoleis
203, 7
(
Augsb.
1493
):
aller erst ersuochten sy all jr kroefft.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
so verpietent mein herren, daz fuͤrbaz niemant chainen pfenninck [...] noch chainerlay muͤnzz ersaigen noch ersuͦchen sol
(hier im Sinne von ›aus dem Verkehr ziehen‹).
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
[Der König]
rucket in das veld, ersuechet das fuesvolk
(zwecks eines geplanten Angriffs).
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die liessen jemerlich unparmherziglich peinigen mit vil neuer ersuechter marter die armen christen.