erstocken,
V.
1.
›fest, hart, steif werden‹; von Flüssigkeiten: ›gerinnen, verdicken‹;
zu  8,  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  6, ,
2
.

Belegblock:

Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
so wiert sein ferch, hercz, marck und plüt, | sein leyb und hercz so gar erschrocken | das ym sein adern wollen derstocken.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wen mans [pluetfarb straim] zum feuer gesezt hat, ist’s wie ein schwarz erstockt pluet worden.
2.
›jn. / etw. lähmen‹; im Part. Prät.: ›eingeschlafen, taub‹;
zu  4,  6.
Bedeutungsverwandte:
 6, ; vgl.  1,  2.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
140, 15
(
Frankf.
1535
):
Gyps [...] stellt den bluͦtfluß vnd den schweiß / getruncken / erstocket er denn menschenn.
Ebd.
152, 6
:
So man dauon trinckt / so verstillt es den bauch vnd harn / vnd erstockt also vnd toͤdt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erstockte glider / Entschlaffen / Vnentpfindtlich.
3.
›vor Schreck, Staunen erstarren, von Sinnen, wie gelähmt sein‹; daraus resultierend auch: ›handlungs-, entscheidungsunfähig sein‹;
vgl.  3,  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Erstocken / Erstaune͂ / Ganz doll werden. Obstupere. Erstocket vnnd gantz on allen verstand.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1478
):
als herr Jos Onsorg, burgermayster, sogar erschrockhen und erstockhet was, haben ime die andern herrn des raths [...].
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Ich bin tod, Ist ain alt sprichwort deren die erstockt sind und nit wissen zevolbringen das si gern wolten.
und erstockt in sorgen das er seine wort nit volsprechen kund.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 294
.
4.
›uneinsichtig in einem Zustand verharren‹; überwiegend als Part. Prät. mit der Tendenz zur Lexikalisierung: ›verstockt, verhärtet, verblendet‹;
vgl.  4,  5.
Seit dem mittleren Frnhd.; in wobd. / oobd. Belegen oft narrativer Texte.
Bedeutungsverwandte:
˹,  3, , ˺ (im Part. Prät.), ; vgl.  1.
Wortbildungen:
erstockung
›Verstocktheit, Uneinsichtigkeit‹ (dazu bdv.: vgl.  1,  5).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Denn sie sind zu gar erstarret und erstockt in andern gedancken jres eigen duͤnckels und gefallens an denen dingen, davon sie viel halten.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
daß [...] ins end der welt ir manhaftigs geschrei ertönet, dorab sich uf disen tag die verblendten erstockten wölf entsetzen.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 86, 15
(
Straßb.
1520
):
das sie [...] noch vff disen tag in iren muͦtwillen vnd freuel verharren / vnd gantz erstocket sein.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Do Ruolland erkant, das Rengnold so gar inn siner torheyt erstockt was, do ließ er inn ligen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
die verreterischen moͤrder [...] warent erherrt und erstockt in irer boßheit.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
do enzündt der heilig geist das verfinstert und erstockt hertz des künigs.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Si künden nichts, lassen in nicht raten noch helfen, seind gar plind und erstockt.
Ebd. (
1522
/
33
):
Sant Pauls ist der erst gewesen, der den haiden geprediget hat. Do er sach die erstockung der Juden, das nichts an in helfen wolt.