ersterben,
V., unr. abl.
1.
›sterben, altersschwach werden‹ (von Menschen und Tieren); auch: ›umkommen‹; ›absterben‹ (von Pflanzen); auch: ›zugrunde gehen, verderben‹; ütr.: ›schwinden, vergehen‹ (z. B. von Wissen); ›aussterben‹ (z. B. von Geschlechtern);
zu  8, (V., unr. abl.) 1.
Phraseme:
j. ersterben, ob [...]
›eher sterben, als [...]‹ (im Sinne einer Bekräftigungsformel).
Bedeutungsverwandte:
(V., unr. abl.) 12, , ; vgl.  5,  7, , , , (V., unr. abl.) 1,  2.
Gegensätze:
(V.) 1.
Syntagmen:
j
. (z. B.
die männer / vorfaren
)
e
.,
etw
. (Subj., z. B.
die grafschaft / kentnis, das weizenkorn
)
e
. (absolut);
j. j
. (z. B.
ein heide, ein unbereuter sünder, ein gehorsamer son der kirche
)
e
. ›j. als j. [Gleichsetzungsnominativ] sterben‹;
j. eines bösen / rechten todes e
.;
j. am kreuz, ane sacrament, ane erben, in got, um die ere, unter / von js. hand e
.,
die schlange im wein e
.;
ewiglich / nimmer e
.;
der erstorbene
›altersschwache‹
man
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
als ich gesach den suzen, | Do vil ich zu sinen vuzen | Als ich irstorben were.
Luther, WA (
1519
/
20
):
als eyn untertheniger, gehorsamer son der heyligen Christlichen kirchen, der ich vormittels gottlicher huͤlff ersterben wil.
Ebd. (
1523
/
4
):
Abraham war hundertjherig, ein erstorbener man.
Ebd.
33, 253a
, 5 (
1530
/
2
):
Wen das weitzenkorn in der Erden erstirbet undt verfaulet, so bringets frucht.
Ders. Hl. Schrifft.
Hiob 29, 18
(
Wittenb.
1545
):
Jch gedacht / Jch wil in meinem nest ersterben
[
Mentel
1466:
stirb
;
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
wurde sterben
]
/ vnd meiner tage viel machen / wie sand.
Ebd.
Joh. 12, 24
:
Es sey denn / das das Weitzenkorn in die erden falle / vnd ersterbe
[
Krumpach
1522 /
Emser
1527:
stirbt
]
/ so bleibts alleine.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
nâch mîner ungebornen wîse sô enmac ich niemer ersterben.
Wunderlich, Fierrabr.
40, 4
(
Simmern
1533
):
ich schwere dir / wo ich deinenthalben ein heyd ersterbe / das du meiner verdambnuß vrsach bist.
Ebd.
51, 9
:
ehe einer vndter vns / von den Heyden hierinn geworffen wuͤrde / so solten mehe dann Dreihundert / von meiner handt ersterben.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
selich sin die toten die in gote ersterben, daz ist, die der werlt tot sint.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
88
(
Nürnb.
1517
):
die er zu der ewigen pein verurteilt hat von wegen irer sünden, in denen sie unbereut sünder ersterben.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
115
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ir kantnust
[von Gott]
ist so gar erstorben | Mit der unrainen welte.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
252, 34
(
els.
,
1362
):
Húte ist der gerechte Abel vnder sins bruͦder Kaym henden erstorben.
Ebd.
362, 33
:
Mit dem kam ein grosser wint vnd ein ertbideme [...] daz uil nohe daz dirteil dez folkes erstarb.
Ebd.
371, 22
:
Stroffe dinen sun das er ith eines boͤsen dodes ersterbe.
Sappler, H. Kaufringer
26, 151
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
Es ist pillichen, das man ere | das hailig creuz edel und here, | wann gott daran erstorben ist.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Ich erstirb ob ich die nit zu ainer hauß frauen nemen würd.
Brandstetter, Wigoleis
191, 32
(
Augsb.
1493
):
jch will selbs zuo velde. vnnd des hofes ere behaltenn oder darumb ersterben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn diu sternslang ertrenket wirt in wein und dar inne erstirbt, der wein benimt dem antlütz seineu sprinkelmail.
Weber, Füetrer. Poyt.
8, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
das si mit fleisse im des hulffen werben | dem künig nach ainer frawen klar, | das er nicht tät an erben sunst ersterben.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
151, 17
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 85
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Thiele, Minner. II,
7, 277
;
10, 171
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
154, 26
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1128
;
4147
;
Bauer, Geiler. Pred.
508, 4
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
2.
›als Erbe anfallen, vakant werden‹; ›durch Tod an jn. fallen, auf jn. kommen, in js. Besitz übergehen‹; häufig in der Wendung
an / auf jn. ersterben
;
vgl.  1, (V., unr. abl.) 11.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
etw. unter / von jm. ersterben
›etw. zum Zeitpunkt des Todes e. P. in ihrem Besitz sein und als Erbe anfallen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ,  11, .
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
die grafschaft / herschaft / herlichkeit, das erbe, die farende habe, x morgen ackers, die güter / lehen
)
an / auf jn. e
.,
etw. in js. hand e
.;
das erstorbene erbe
.
Wortbildungen:
ersterbnis
›Erbschaft‹ (dazu bdv.: vgl.  6,  1).

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1356
):
di graschaft von Sarbrucken irstarp uf in [jungher Philips] genzlichen.
Ebd. (zu
1374
):
wi daz di herschaft unde herlicheit an in [junghern von Limpurg] irstorben unde komen ist.
Ebd. (zu
1387
):
in diser zit da irstarp di gulden graschaf von Ditze ane manneserben.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1594
):
War durch ersterbnis vor sin person rich worden.
Köbler, Ref. Franckenfort
47, 6
(
Mainz
1509
):
Wo aber kinder in leben weren / solte soliche farende habe zuͦm halben teil vff die selben kindere fallen vnnd ersterben.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Wo erbe irstirbit an kindir unde blibit in derselbin hant, kumin di kindir zu irin iarin, si werdin abegewisit adir nicht.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
1½ morgen ackers [...] daz von seinem vater auff yne erstorben ist.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
164, 20
(
1438
/
9
):
diese nachgeschriben lehen, die von seinem vatter [...] uff in [Peter Portner] erstorben und gevallen sind.
Piirainen, Stadtr. Sillein
78a, 17
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wen ez ist allez erb waz vnder ym derstirbet.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 369, 4
;
Ermisch, a. a. O. ;
Köbler, a. a. O.
44, 9
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 106
;
Vgl. ferner s. v.  1, .