erstarren,
V.
1.
›(durch den Einfluss einer tendenziell als negativ empfundenen Kraft) unbeweglich, bewegungsunfähig werden‹ (von belebten, ütr. auch von unbelebten Bezugsgrößen); im Einzelnen: ›(vor Schreck) erstarren‹; ›(vor Kälte) steif werden‹; ›(vor Trauer) wie gelähmt sein‹; ›(vom Alter) steif werden‹; ›(vor Verwunderung, vor emotionaler Überwältigung) innehalten‹; auf einzelne Körperteile bezogen auch: ›einschlafen, erlahmen, sich taub anfühlen‹; vom ganzen Körper gesagt: ›gelähmt sein‹; mit Bezugsgrößenverschiebung: ›in der Bewegung angehalten werden‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. , ,  24.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
das jn
[bei Geschichten von Hölle und Verdammnis]
der angst schweis ausbricht und erstarren auch wol daruber.
Ebd. (
1537
/
40
):
Feigen kriegern erstarret der spiess in der Hand.
Böhme, Morg.R.
18, 31
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Also muß man [...] uͤber der hohen erkaͤntnuͤs des Autoris fuͤr verwunderung schier gar erstarren.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Wellen uns dan auf die penk verdrechen, | Das uns die ruck piß frue erstarren.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
210, 26
(
Nürnb.
1548
):
Vnd geschicht vilē / wie des Lots weib das sie so lang darnach sehen / biß sie zum stein werdē vn̄ darob erstarren.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erstarren / Vnempfindlich werden [...]. Von frost Erstarren / Grosse kelte haben. [...]. Die hand ist gantz Erstarret / oder entschlaffen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz der elephant in der jugent seiniu knie gepiegen müg, aber in dem alter niht, wan si erstorrent.
Klein, Oswald
20, 27
(
oobd.
,
1415
):
davon mein herz in laid erstar.
Gereke, Seifrits Alex.
2768
(
oobd.
, Hs.
1466
):
aller seiner leib im erstart
(aufgrund einer Krankheit).
2.
›fest, hart werden, stocken‹ (von flüssigen Substanzen); Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  1, , ,  6.
Wortbildungen
erstarrung
1 ›Verfestigung‹ (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 229
(o. O.
1602
):
vnd gleichermassen durch seine erstarrung zu gutem bestendigem Goldt werden muß
(von Quecksilber).
Sudhoff, Paracelsus (
um 1567
):
kelten ist ein natur der hertung, der erstarrung und der unbeweglikeit.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
72, 16
(
Augsb.
1553
):
darnach lands [pastetentaig] erstarren an der keltin.
3.
›in einem (vom Sprecher negativ bewerteten) Zustand verharren‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl. (V.) 25.
Wortbildungen
erstarrung
2 ›seelische Verhärtung‹ (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Denn sie sind zu gar erstarret und erstockt in andern gedancken jres eigen duͤnckels.
Valli, Baldemann
73r, 31
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
So wuͤrden die Leute / die nach Gottes Wort nicht fragen / in allem Mutwillen erstarren.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
123, 74
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
vnd vallent etwann in dew derstarrung vnd hertigung des irrsal.