erschöpfen,
ohne Rundung auch
erschepfen,
V.
1.
a) unter dem Aspekt der Vollständigkeit: ›etw. aus etw. anderem (aus einem Brunnen, Gefäß u. Ä.) herausschöpfen, hinwegnehmen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. ausschöpfen, leer machen‹; häufig ütr.: ›etw. (unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten) ergründen‹;
vgl.  6.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
˹ 1,  1,  2, ˺ (jeweils zur Ütr.); vgl.  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den rat / reichtum, die minne / weisheit, das fas, die worte
)
(nicht) e. können / mögen
.
b) mit der Perspektivierung zerstörerischer Konsequenzen: ›etw. hinwegnehmen, verbrauchen, aufbrauchen, leeren‹; speziell: ›etw. ausbeuten, ausplündern; (ein Gewässer) leer fischen‹; refl.: ›sich verausgaben; ermüden, entkräften‹; zu  4.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
altwasser, die sünde, das gut der welt, gruben, die keiserlichen schätze
)
e
.;
sich in e. S., um geld / lob e
.;
j. / etw
. (Subj.)
des vorrats, an geld erschöpft sein
.

Belegblock:

Zu a):

Luther, WA (
1532
):
wie ers jtzt erschepfft und erdenckt durch den glauben nach seinem newen wesen.
Ebd. (
1544
):
Dagegen sollen die Christen ein solche quell haben, die nicht zu erschoͤppfen sey noch versige.
Eichler, Ruusbr. steen
1248
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
Wan der lebende burne des heiligen geistes, der ist sin richeit, die man nit erschoͤpffen mag.
Klein, Oswald
36, 26
(
oobd.
,
1426
):
O vas der barmung uberfluss, | das niemand kan erschepfen!

Zu b):

Luther, WA (
1537
):
da er Bapst ward, Erdacht [er] ein ander fuͤndlin, der welt gut zu erschepffen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Das er um gellt oder um lob | Sich so erschöpfft in der gotheyt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
alsust wart cristus geopffert zuͦ eim mal zeuerwústen
[Var. 1475
2
–1518:
zuͦerschoͤpfen
; nd. Bibel 1478:
vth to putten
;
Emser
1527:
auszuschoͤpfen
;
Luther
1545, Hebr. 9, 28:
weg zu nemen
]
die súnd maniger.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1505
):
so soll auch nun hinfüro niemands weder gruͤben noch altwasser erschoͤpfen, [...] weder summer noch winterszeit [...] nicht mer fischen in kainen weg.
Vgl. ferner s. v. ,  5.
2.
›etw. erlangen, erreichen, erwirken, gewinnen‹; auch: ›etw. bewerkstelligen, hervorbringen, formen‹; refl.: ›sich bilden; (aus etw.) hervorgehen‹; speziell: ›aufgehen‹ (vom Teig);
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
 12,  8; vgl.  2, (V., unr. abl.) 12.
Wortbildungen:
erschöpfung
›Erschaffung‹ (dazu bdv.: vgl.  2, ,
die/das
, 2).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Wer eyn weyb findet, der findet was gutts und wirt eyn wolgefallen von gott erschepffen.
Ebd. (
1532
):
Wiltu aber rechten trost und freude im hertzen erschepffen, so lerne nur solch lieblich bild und wort des Euangelij wol einbilden.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
daß der Leser (durch die auß meinem Compendio erschoͤpffte Frucht) veranlaß’t wuͤrde / Ernente Tabeln RUDOLPHI [...] zuerkennen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
die ander vernünftig erschöpfung geschach am sechsten und letsten tag der werk gottes.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Davon erschepfte sich von erst der namen, das man die stat Trier nannte die herschaft von dem grossen haws oder der pfaltz.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Lucifer [...] hat aigne lieb stolz hochfart misstrauen neid und has in im selbs erschöpht.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1413
(
tir.
,
1486
):
Ich gab im genueg der heppfen, | Das sich muest der tayg erschepfen.
Vgl. ferner s. v.  12,  8.