erschwingen,
V., unr. abl.
1.
›emporfliegen; jn. / etw. mit einer kraftvollen, schwingenden Bewegung erheben‹; auch: ›über sich hinauswachsen‹; speziell: ›(die Stimme) erheben‹; überwiegend bildlich;
vgl.  13.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 7,  2310, (V.) 1.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Rosenw.
19, 30
(
Hamb.
1642
):
Ich wil meine Stimm’ erschwingen.
Luther, WA (
1522
):
So gar ergibt, erwegt und erschwingt er [glaub] sich in die hochberuͤmpte [...] guͤte, die freüntlich zuͦversicht zuͦ got.
aber die vernunfft kan sich nicht dahin erschwingen.
vmmuglich das sie [vnser gifftige natur] sich on alles verdienst vnd werck, erheben und er schwingen solle.
Ebd. (
1532
):
Noch muͤsten sie sich [...] jnn die troͤstlichen gedancken erschwingen, das sie durch sein
[Christi]
aufferstehen auch erfuͤr komen aus dem tod.
Goedeke u. a., Liederb. (
Magdeb.
1609
):
Die feder tut erschwingen | den edlen adler hoch.
Sermon Thauleri
6va, 32
(
Leipzig
1498
):
Du salt mit vnbegerten sinnen dich erschwingenn vber dich selber.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1494
):
Ich will mich auch erschwingen | Und will frölich springen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 6
;
Vetter, Pred. Taulers .
2.
›etw. schwenken, in die Höhe halten‹; speziell: ›(Flügel) flatternd bewegen, (Gefieder) schütteln‹;
vgl.  18.
Phraseme:
einer magd das gefieder erschwingen
(sexuelle Metapher).
Bedeutungsverwandte:
 2,  3.
Syntagmen:
den luft e
.
Wortbildungen:
erschwinger
›j., der etw. (z. B. seine Waffe) schwenkt‹,
erschwingung
›(heftiges) Schwenken, Schütteln‹.

Belegblock:

Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
wilch mayt da hynden blybet, | dy
e
werff ich da neder | und erswinge er ir geveder, | ich ribe er kletten in den bart.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Da die edeln Cherubin | [...] | Mit gesang injubilo | Ir flúgel erschwingend.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
vor welichem [rat] er [herr Niclaus] sich alda [...] gwalt und nüwerung erklagt, sine brief erschwingt, zeigt an, wie [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Erschwinger. Concussor. Erschwingung (die) Cõcussus, Concussio.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
436, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Man sach aus starcken armen | die schwertt dick hoch erschwingen.
Wiessner, Wittenw. Ring
5787
;
3.
›etw. leisten, aufbringen, bewältigen‹;
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
 45,  1,  3, .

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Der Babst aber hat [...] soviel gestalt und unterscheyt der sunden gemacht, das es nyemand erschwingen kan.
Ebd. (
1540
):
wenns gleich die Reichen erschwingen konnen vnd die theurung deines wuchers ertragen, So kans doch der arme man nicht.