erretten,
V.;
im Prät. teils mit Rückumlaut.
1.
›jn. aus einer Gefahr, Notlage, Bedrohungssituation befreien, retten‹; von Christus bzw. Gott als Handlungsträger meist: ›jn. erlösen‹; vereinzelt mit Bezug auf ein Sachobjekt: ›etw. in Sicherheit bringen, aus unberechtigtem Zugriff lösen‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
 8, (V.) 5,  4,  1,  12,  12, ,  5; vgl.  1,  1,  1,
2
 68.
Syntagmen:
jn. e., den raub / die ere e., jn. aus not, von gewalt / unbilligkeit, vom has / tod, von ungunst, vom ewigen leiden e., Hector
(Subj.)
Troja e., der babst die selen e., j. sich selbst von sünden e., got / der herre jn
. (z. B.
die bedrängte christenheit, die verbranten
)
e., Christus jn. e., got jn. aus dem tod, aus der helle / sünde, die Israeliten aus iren beschwerungen, jn. von der hand der Ägypter e., Christus jn. von der welt e., der glaube von dem teufel / tod, vom unglük, von den sünden e., etw
. (Subj.)
jn. vom gift e
.
Wortbildungen
erretter
›Erlöser‹ (dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Nicht die morder und vorprenner, die papisten, szondern die vorpranten unnd getodteten wirstu erredten.
Der glaub errettet von den sünden, hell, Teuffel, tod und von allem unglück.
Ebd. (
1525
):
Aber die da Gott vertrawen, die werden errettet, solte ehe himel und Erden vergehen.
Dis sind gewaltige donnerschlege widder unsere verdienst und werck, auff das wyr uns nicht rhuͤmen dorffen, wir haben uns selbs errettet von sunden.
Ebd. (
1528
):
Denn aber erkennestu yhn und nympst yhn an, wenn du gleubest, das er dein Koͤnig sey, dein schutz, dein Heiland, dein erretter und erloͤser.
wollen wir anders davon [der helle] entledigt und errettet werden, Ja wir muͤssen an uns selbs gantz und gar verzweiffeln und uns allein auff den Koͤnig und schutzherrn halten.
Ebd. (
1524
):
Tod, sund, leben und auch gnad, | alls ynn henden er
[Christus]
hatt, | Er kan erretten | alle die zu yhm tretten.
Ebd. (
1534
):
Hette Troja durch menschen hand und krafft moͤgen errettet werden, so were sie durch den Hellt Hector errettet worden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
624, 3714
(
Magdeb.
1608
):
[Friedlieb] Gedacht / wie er weißlich wolt sehen / | Das er den Froͤschen abbruch thet / | Vnd das Meußvolck auß noth erreth.
Köbler, Ref. Wormbs
348, 25
(
Worms
1499
):
so einer synen Sone od’ Bruͦder vergweltigen sehe vñ ine beschirmen oder erretten wolt.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
22, 17
(
Frankf./M.
1626
):
Das ich mit stummem Mund so schoͤn vnd klar muß singen / | [...] | Von Jesu meinem trost / von Christo meim Erretter / | Dem grossen hellen feind / dem starcken Schlangentretter.
Franck, Klagbr.
231, 28
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Kan er [Babst] sie [seel] nun vmb gelts willen dise all erretten vnd von der peen [fegfeur] erledigen / So kan er es eben mit disem gewalt on gelt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
183, 13
(
Nürnb.
1548
):
Christus hat sich selb fuͤr vnser suͤnde gegeben / das er vns errettet von diser argen welt.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
so der Teufel einen Menschen einmal in seinen Kloben bekommet, ist er, wo ihn Gott nicht sonderlich erlösen will, nicht widerum zuerretten.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
Des
[nach dem Überfall]
iltend wir von únser statt inen [vient] nach und errettend den rǒb.
Vgl. ferner s. v.  4,  2.
2.
›jn. vor etw. schützen, bewahren‹; ›jn. / etw. in einem als positiv bewerteten, aber gefährdeten Zustand erhalten‹; auch refl.;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1; vgl.  1,  1815,  4,  8.
Wortbildungen
errettung
2 ›Schutz, Bewahrung‹; rechtssprachlich speziell: ›Verteidigung (vor Gericht)‹ (dazu bdv.:  1, ).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
dasz Christus die beschneidung darumb hatt an sich genommen, dasz er uns von der erredt, dasz unser glaub daran starck würd.
Ebd. (
1525
):
es kuͤnde mich aller harnisch und geschuͤtz fuͤr yhm [Teuffel] nicht einen augenblick erredten, wenn Gott nicht uber mir hielt.
Ebd. (
1540
):
auff das wir doch vnser gewissen erretten vnd nicht mit frembder sunden zur hellen vns beschweren.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 19, 17
(
Wittenb.
1545
):
Errette
[
Mentel
1466:
Mach behalten
;
Eck
1537:
behalt dich
]
deine Seele / vnd sihe nicht hinder dich [...] Auff dem Berge errette
[dies eher zu 1]
dich / das du nicht vmbkomest.
Köbler, Ref. Wormbs
348, 12
(
Worms
1499
):
Solich entschuldigung vnschult oder errettung mag geschehen in vil wege. Nemlich so einer bewyst das [...].
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
der buͦler [...] wolte sich durch die flucht vor deß manns grimm erretten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
265, 3
(
Nürnb.
1548
):
da steht ein schutz wider solche feind / den glaubigen zum trost / vnd errettung / das solche feind nit sollen außrichten was sie geren wolten.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
[ich] bitt GOtt vmb ein seligs End, | Das er mit seiner huͤlff behaͤnd, | Mir gnaͤdiglich beyspringen woͤll, | Mein Seel erretten vor der Hoͤll.
Mit weynen hettst jhn [Jscharioth] gebetten, | Damit du [Maria] nur dein liebsten Sohn, | Beym Leben moͤchst erretten.
Stamm, Schwarzw. Pred.
2, 159
(
wobd.
,
14. Jh.
):
[Dauid] scluͦch si
[
leo, ber
oder
wolf
, die
ain schâf
reißen wollten]
ze tode. vnd erratte also siniu schâf.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3467
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wir mugend fúrbass schowen | Ain figur von ainer frowen | Die da erratte den turn | Gar vor ainem grossen sturm.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
27, 27
(
mslow. inseldt.
,
1509
):
die Pürgen haben ihm śein Leben errett. welchs Er damit verwirckt hat.
Vgl. ferner s. v.  1.