ermorden,
ermörden,
V.;
wohl im Anschluss an die kontrahierte Präteritalform
ermört
im Inf. gelegentlich auch
ermören
.
1.
›jn. (vereinzelt: ein Tier) gewaltsam, vorsätzlich (oft: aus niedrigen Beweggründen) töten, umbringen‹; tropisch: ›etw. vernichten, zugrunde richten‹; in 1 Beleg refl.: ›sich umbringen, in den Tod stürzen‹;
zu  8,  2.
Bedeutungsverwandte:
1
, , , (V.) 1,  1,  1,  1, .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
seinen bruder / gesellen / herren / nächsten, sein eigenes kind / weib, eine ganze stat, die juden, alle bischöfe
)
e., vieh e., etw. getreues e., der teufel
(Subj.)
die Christen, ein vater seinen son, die mütter die kinder e., jn
. [wie]
e
. (z. B.
grimmig / jämerlich / schändlich / verräterlich, ane alle ursache, aus hoffart, aus falschem mut, teuflischer art, um geldes willen
),
sich mit jm. e
.;
jn. ermordet finden
;
der ermordete Saul
.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
hat aber yrgent ainer seinen nechsten ermordet, so ists jm viel geringlicher vergeben worden, denn das er ain kirche oder kirchoff entweyhet hette.
Ebd. (
1544
):
Wie kan denn dieser Cain so unbarmhertzig und grausam sein, das er sein eigen blut und fleisch so grimmig ermordet?
Ebd. (
1532
):
Das aber der Teuffel die Christen ermordet [...], das thuet er allein darumb, das sie gleuben und Christen sind.
[die Papisten] ermoͤrden unnd verjagen die leute, die jren grewel nicht woͤllen annemen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
515, 285
(
Magdeb.
1608
):
[Den vierdten der allein vbrig war] hat der Froͤschkoͤnig Baußback / | Jn See gefuͤrt auff seinem Nack / | Verretherlich erseufft / ermord.
Ebd.
581, 2382
:
Krieg ist das aller groͤst elend / | Das all ermordt / betruͤbt odr schendt.
Ebd.
645, 4347
:
[Die im Schiff] Baten vmb Gottes willn / das sie blieben / | Biß ander Schiff heranher trieben / | Sich nicht mit jhn
[den Ertrinkenden, die aufs Schiff gelangen wollen]
zugleich ermordten.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1389
):
da worden di juden zu Prage in Beheimen irslagen unde irmort [...] von den gemeinen burgern da selbes.
Froning, Alsf. Passionssp.
6730
(
ohess.
,
1501ff.
):
schryens were mer arme wibe noit, | synt du myn sone Jhesus Crist | alrecht jemmerliche ermordet ist.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
am eritag [...] da redert man einen peckenkneht [...], der het seinen herrn ermort pei der nacht umb gelts willen.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
[der soldan] wil cristen-glauben zerstören | Und all manschafft darinn [Britaniam] ermören.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein gantze Gegendt er [Ein grawsam Drach] beschwert, | Viel Menschen vnd viel Vieh ermoͤrdt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Samuel zeigt das das alte gesetzt getilgt sey in dem totten hely vnd in dem ermorten saul.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
als [...] die Septimer an der gegenwer, und etlich eidgnoͤssisch knecht da ermoͤrt gefunden wurden, ward die stat vom vorzug ingenommen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
er ward verrettersch ermŭrdt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Valsche lieb recht lieb zerstört, | Die valsch lieb dick ermört | Getriues mit irem list!
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ainen mörder hat man geradprecht, der hat wol acht mentschen ermürt und getöt.
Ebd. (
1523
/
7
):
1518 [...] da ermördt Hans Lienhart [...] sein aigen weib [...] und ain knecht und 1 maid die ermordt er auch.
Ebd. (zu
1562
):
Sigmund [...], der sein eelichs weib Margaretha Freihelerin [...] jämerlichen ermördt [...] und ir den kopf gar abgehauen oder geschniten
(hat).
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
an der stat, da du Naboth ermörden hast lassen, müessen die hund auch dein pluet auflecken.
Peil, a. a. O.
635, 4021
;
Wunderlich, Fierrabr.
123, 21
;
Gille u. a., M. Beheim
453, 3247
;
Dietrich. Summaria
28v, 23
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1332
;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›jn. psychisch quälen, zerstören‹; ›jn. um das Seelenheil, die Aussicht auf das ewige Leben bringen‹; in den Verbindungen
das gewissen, die sele ermorden
; ütr. zu 1;
zu  8,  3.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1,  5,  6.

Belegblock:

es hatt von anfang der welt nie keyn menschenlere das tzehenden teyl, [...] ßo viel gewissen ermartert und ermordet, als des Bapsts.
Ists billich, das alle seelen ermordet werden ewiglich, auff das dißer larven [geystliche ubirkeytt] tzeyttlich prangen rugelich bleybe?
Ebd. (
1537
):
das durch solche grewel so viel unzelich seelen so jemerlich verfuͤrt und ermordet sind, ist alles ein ursach der Bapst.
Franck, Klagbr.
231, 2
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Welchs noch ein schertz were / wann dise selmoͤrder nit auch die seel ermoͤrdeten.
Warnock, Pred. Paulis
17, 26
(
önalem.
,
1490
/
4
):
welches insprechen dich ainen andren weg wil wisen denn den Christus und sine usserwelten gangen sint, das sint alles diep und morder und wellint dir din sel hermürden.
Schade, Sat. u. Pasqu. .